Zu Ehre der Zacke gab es in der historischen Wagenhalle eine Geburtstagsfeier. Foto: Ferdinando Iannone/Lichtgut

Die Zacke gehört zu Stuttgart wie der Fernsehturm oder die Wilhelma. Nun wurde sie schon 140 Jahre alt. Zum Geburtstag der Zahnradbahn gab es am Wochenende eine große Feier in der historischen Wagenhalle.

Stuttgart auf Zack!“ Unter diesem Motto wurde in der historischen Wagenhalle der 140. Geburtstag der Zahnradbahn gefeiert. Auf Zack sein musste allerdings auch, wer dieses Fest nicht versäumen wollte, denn das ging nur per Anmeldung. Um auf dem überschaubaren Terrain des kleinen SSB-Depots an der Filderstraße, Ecke Alte Weinsteige, des erwartbaren Ansturms Herr zu werden, wurden drei jeweils zweistündige Besuchslots für jeweils 200 Interessierte angeboten. Und dieses Angebot ging offenbar „weg wie warme Semmeln“.

 

Gleich zugeschlagen hat die einst in Stuttgart beheimatete Familie Böhm aus Korntal-Münchingen, als sie vom anstehenden Fest „in der Zeitung“ erfuhr. Treibende Kraft im Trio war die Seniorin der Familie, denn hier wollte sie „ein schönes Stück Kindheit“ wieder aufleben lassen. Ihr Vater war „ein Zacke-Mann“ gewesen, als Schaffner und Fahrer. Zudem hatte er auch noch den „Pferde-Omnibus“ auf den Fildern gelenkt. Und weil die Familie gleich um die Ecke der alten Talstation gewohnt hatte, durfte die kleine Barbara ihrem Papa „mit dem Essenskessele“ jeden Tag das warme Mittagessen bringen. Nun hat sie „Geschichten für einen halben Nachmittag“, was Tochter Barbara mit glänzenden Augen ergänzt: „Mit der Zacke ging es zum Schlittschuhlaufen ruckzuck hinauf auf die Fildern. Die Zacke ist ein wunderschönes Stück Stuttgart und immer einen Ausflug wert!“

Bis zu Tempo 30

Die Zacke ist eben mehr als die „Straßenbahn“, als die sie verkehrsrechtlich läuft, wenn die 22 Zähne des 70 Zentimeter messenden Antriebsrades die Bahn die gut zwei Kilometer lange Strecke hinauf auf die Fildern klettern lassen. Mit bis zu Tempo 30! Eine Fahrt mit der Zacke ist immer auch ein Erlebnis, selbst im Alltagsbetrieb, wenn ein Fahrzeug im Auf und Ab Tag für Tag 150 Kilometer sammelt, was „ganz schön viel“ sei für eine Zahnradbahn, wie ein Verantwortlicher anmerkt.

Die Tickets waren schnell vergriffen. Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone/Lichtgut

Kein Wunder, dass selbst Werkstattmeister Matthias Lindner bekennt, dass er „ein besonderes Verhältnis zu diesen drei Pferdchen im Stall“ habe. „Eine Streicheleinheit am Tag haben sie auf jeden Fall verdient“, sagt der aus Sachsen stammende 43-Jährige in bester Laune. Der „gelernter Schwabe“ betreut auch die Seilbahn, die Zacke sei ihm emotional aber noch „eine Spur näher als der Erbschleicher-Express“. Seit 14 Jahren hier im Dienst, kennt er auch noch die vor zwei Jahren abgelöste dritte Generation der Bahn. Die sei „sehr pflegeintensiv“ gewesen, im Gegensatz zu den drei neuen Fahrzeugen, was ihm eine Art berufliche Liebeserklärung entlockt: „Die neue Zacke ist einfach schön! In der Optik, im Design, alles up to date, auch beim Komfort. Darauf können wir stolz sein.“

Führungen stark nachgefragt

Auf eine spezielle Attraktion des Tages hat Lindner nun ein besonderes Auge: Während „Helene“ und „Degerloch“ vom Marienplatz aufwärts ihren Dienst im täglichen Linienverkehr verrichten, darf „Haigst“ die Gäste als „Festpferdchen“ im Stundentakt hinauf nach Degerloch kutschieren – mit Start im ursprünglichen, historischen Talbahnhof, der nun auch schon wieder seit hundert Jahren als Betriebshof und Werkstatt dient. Den zwei Meter langen Kratzer, den die mobile Ein- und Ausstiegsrampe bei der ersten Heimkehr verursacht hatte, würde die Crew nun am liebsten wegstreicheln.

Stark nachgefragt sind auch die Führungen in der ausgebauten Werkstatt, wo man der Zacke ein wenig „unter die Haube schauen darf“, wie Martin Detlev sagt, Projektleiter für die Neufahrzeuge. Ziemlich zackig skizziert er die Historie des „Stuttgarter Wahrzeichens“ und erläutert spannende technische Details. Ausführlich und reich bebildert informiert in der Wagenhalle eine spannende Ausstellung über die Zacke-Geschichte, nebenan ist dazu und zur Konstruktion der neuen Fahrzeug-Generation auch „großes Kino“ geboten. Gerne mit einem Gratis-Tütchen frischem Popcorn. Mal-, Quizz- und sonstige Aktionen sorgen dafür, dass dieser Zacke-Tag ein Fest für die ganze Familie ergibt.