Das Unit-Dose-System stellt vollautomatisch Arzneimittel patientenspezifisch nach der ärztlichen Verordnung zusammen Foto: dpa

Soft- und Hardware können die Behandlung im Krankenhaus, aber auch in der Arztpraxis sicherer machen. Davon ist das Aktionsbündnis Patientensicherheit überzeugt.

Stuttgart - Die Digitalisierung im Gesundheitswesen kann nach Auffassung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS) dabei helfen, unerwünschte Ereignisse im Medizinbetrieb zu vermeiden. Darauf hat die APS-Vorsitzende Hedwig Hedwig François-Kettner aus Anlass des Internationalen Tags der Patientensicherheit am kommenden Montag hingewiesen. „Durch digitale Anwendungen können Schnittstellen und Prozesse zwischen Haus- und Fachärzten, ambulantem und stationärem Bereich sowie der Medikamentenabgabe in der Apotheke besser miteinander verbunden werden“, sagte François-Kettner am Donnerstag in Berlin. Das könne die Versorgung für Patienten insgesamt sicherer machen.

Als Beispiel nannte François-Kettner den Medikationsplan, der bisher nur in der Papierform existiert. Seit 2016 haben Patienten einen gesetzlichen Anspruch darauf, einen solchen Plan von ihrem Arzt zu erhalten, wenn sie mindestens drei Medikamente gleichzeitig einnehmen oder anwenden müssen. „Der Medikationsplan wird seine volle Wirkung für die Verbesserung der Patientensicherheit erst entfalten, wenn er digital vorliegt“, sagte sie. Dann könne nämlich mittels entsprechender Software gleich geprüft werden, ob eine gefährliche Wirkstoffkombination vorliegt oder eine bedenkliche Vielfachmedikation.

25 000 Tote durch falsche Medikation

Vor allem für ältere Menschen kann eine falsche Medikation gefährlich werden. Studien gehen davon aus, dass mindestens 25 000 Patienten jedes Jahr an den Folgen sterben.

Auch die elektronische Patientenakte und daran gekoppelte Systeme zur Fehlervermeidung könnten Behandlungen gerade im Krankenhaus sicherer machen, so die APS-Vorsitzende. Das reiche von digitalen Armbändern zur Vermeidung von Patientenverwechslungen bis zur erhöhten Arzneimitteltherapiesicherheit durch das sogenannte digitale Unit-Dose. Dabei werden alle Medikamente durch die Klinikapotheke patientenindividuell zusammengestellt, verpackt und etikettiert sowie anschließend an die betreffende Station geliefert. Übertragungs- und Lesefehler, aber auch Fehler bei der Zusammenstellung der Arzneimittel auf den Stationen könnten so vermieden werden.

Unit-Dose-Systeme sind bereits in manchen Kliniken im Einsatz. Die APS-Vizevorsitzende Ruth Hecker, zugleich Leiterin der Stabsstelle Qualitätsmanagement und klinisches Risikomanagement an der Uniklinik Essen, verwies auf eine Studie aus Freiburg, die den Nutzen solcher Systeme belegt. In einem Krankenhaus, das noch nicht über ein solches System verfügte, waren demnach 39 Prozent der zusammengestellten Medikamente fehlerhaft. Bei 315 von 720 Medikationen stimmte sogar die Identität des Arzneistoffs nicht.

Nachgebildete Organe aus dem Drucker

Ein weiterer digitaler Ansatzpunkt im Medizinbetrieb ist laut Hecker die roboterassistierte Chirurgie. So kombiniere das OP-System da Vinci die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie mit Bedienungs- und Visualisierungsmöglichkeiten, die für den Operateur einzigartig seien. Patienten, die mit solchen System operiert würden, klagten hinterher über weniger Schmerzen und seien schneller wieder fit.

Hecker verwies zudem auf 3D-Druck und 3D-Datenbrillen. Ärzte seien in der Lage, Nachbildungen von Knochen, Organen und Gewebeteilen anhand von Daten aus dem Computertomografen auszudrucken. Mit Hilfe der Nachbildungen könnten Operationen besser vorbereitet werden. Es sei aber auch möglich, sie als Blaupause für Prothesen zu nutzen. 3D-Datenbrillen könnten eingesetzt werden, um beispielsweise Lymphknoten exakt zu lokalisieren, bevor sie entfernt werden.