Im Schnitt geben sich in der Stadtbibliothek täglich 3500 Besucher die Klinke in die Hand – das ist zu viel für die Drehflügeltüren. Foto: Leif Piechowski

Damit konnte keiner rechnen. Ende des Jahres werden drei Millionen Bürger die Stadtbibliothek besucht haben. Eine Erfolgsstory. Aber der Ansturm schafft auch Probleme. Die Bibliothek muss für 2,2 Millionen Euro nachgerüstet werden. Die Türen sind verschlissen, die Mediensortieranlage macht schlapp.

Stuttgart - Auf, zu. Auf, zu. Millionen Mal ging die Tür an der Westseite der Stadtbibliothek am Mailänder Platz seit der Eröffnung im Oktober 2011 auf und zu. Jetzt machen die automatischen Drehflügeltüren schlapp. Vor allem die Tür an der Westseite, die zur Stadtbahnhaltestelle führt, zeigt starke Verschleißspuren. Aber auch die anderen drei Eingangstüren sind auf Dauer dem Ansturm von jährlich 1,1 Millionen Besuchern nicht gewachsen. Tatsächlich ist die Bibliothek ein Drehkreuz geworden. Sie ist Montag bis Samstag von 9 bis 21 Uhr geöffnet, also 72 Stunden pro Woche. Am größten ist der Andrang am Samstag und zu Ferienzeiten. Im Schnitt geben sich täglich 3500 Besucher die Klinke in die Hand.

„Mit diesen Zahlen haben wir nicht gerechnet“, sagt Bibliothekschefin Christine Brunner. Die Architekten des Büros Yi, dem die Stadt inzwischen die Zusammenarbeit aufgekündigt hat, offenbar auch nicht. Sonst hätte Yi vermutlich bereits bei der Planung eine Türlösung favorisiert, die den Belastungen standhält: die Rede ist von einer automatischen Schiebetür. Kosten pro Tür: 200 000 Euro. Allerdings soll zunächst nur die Westtür umgerüstet werden. So will man sicherstellen, dass die Schiebetüren auch tatsächlich die optimale Lösung darstellen.

Weil am Ende insgesamt 800 000 Euro den Stadtetat belasten könnten, gab es im Gemeinderatsausschuss für Bauen und Wohnen ein unüberhörbares Murren, als man die Sache zur Kenntnis nehmen musste. CDU-Stadtrat Fabian Mayer machte den Unmut des Rats konkret: „Wie kann das an einem neuen Gebäude passieren“, fragte er, „und wieso hat die Stadt keine Gewährleistungsansprüche gegenüber den Planern. Hat man etwa falsch kalkuliert und geplant?“

Mehr als 900 Medien pro Stunde sind nicht drin

Gregor Gölz und seine Kollegen vom Hochbauamt haben sich diese Fragen selbst schon gestellt – und eine ernüchternde Antwort vom Rechtsamt der Stadt bekommen: „Keine Chance!“ Lediglich die ausführenden Handwerker konnten teilweise belangt werden, erklärte Golz, „aber diese Summe deckt bei weitem nicht die Umbaukosten. Das ärgert uns auch.“

Damit nicht genug. Dem Ausschuss wurde noch ein zweites Ärgernis präsentiert. Denn neben den Türen ist auch die Mediensortieranlage nicht für die tatsächliche Beanspruchung gebaut. Die Anlage, die einschließlich einer Probephase seit 18 Monaten läuft, ist jetzt schon an ihre Kapazitätsgrenzen bei der Transportleistung gekommen. Und das, obwohl bereits nachgerüstet und optimiert wurde. Aber mehr als 900 Medien pro Stunde sind nicht drin. Durch die Überlastung ist es zuletzt bei der Medienrückgabe immer wieder zu Ausfällen und zahlreichen Beschwerden der Besucher gekommen.

Das Hochbauamt schlägt nun vor, die Anlage komplett für den Preis von 1,4 Millionen Euro auszubauen. Danach könnten 1600 Medien pro Stunde bewältigt werden. Aus Sicht von Stadtbibliotheksleiterin Brunner wäre das dringend notwendig. Sie glaubt, dass die Besucherstatistik in naher Zukunft weitere Rekordmarken knacken wird: „Wenn im Oktober 2014 nebenan das Einkaufszentrum Milaneo eröffnet und die Studenten der Sparkassen-Akademie im Frühjahr 2014 einziehen, bekommen wir einen weiteren Schub.“