Nicht an Zigaretten fehlt es, sondern an den sie umhüllenden Kartons. Foto: dpa/Sven Hoppe

Einige Zigarettenmarken sind Mangelware geworden. Auch hier geht es nicht um die Kernbestandteile des Produkts, sondern um einen seit Monaten kriselnden Rohstoffbereich: die Versorgung mit Papier, insbesondere Spezialpapieren.

Die Liste an Alltagsprodukten, die nicht so verfügbar sind wie gewohnt, wird immer länger. Mehl, Sonnenblumenöl, Honig. Nun hat es auch einige Zigarettenmarken getroffen. Der Tabakkonzern Philip Morris beispielsweise kann bei gängigen Marken wie Marlboro zurzeit nicht mehr alle Verpackungsgrößen liefern.

Aber gerade an diesem letztlich nicht überlebensnotwendigen Produkt lässt sich erklären, was da gerade in den Lieferketten hakt. Was für technische Bereiche wie Autos oder Maschinen entscheidende Computerchips sind, die schon früh im Verlauf der Coronakrise vor allem wegen der Probleme asiatischer Lieferanten zur Mangelware wurden, ist für viele andere Bereiche das Papier. Und so ist auch bei Zigaretten nicht der Kernbestandteil, der Tabak, das entscheidende Problem, sondern die Verpackung.

Papier ist Mangelware

Der Papierbereich ist hier schon seit Monaten schwer betroffen – was auch Tageszeitungen zu spüren bekommen. Aber auch Buchverlage klagten, ja selbst die Krankenkassen. Die Schwierigkeit, entsprechende Formulare zu beschaffen, war sogar ein Argument gegen die allgemeine Corona-Impfpflicht. Ursache ist nicht nur eine wachsende Konzentration der Herstellung, die durch einen vor der Krise länger andauernden Preisverfall beschleunigt wurde.

Auch die Krise selbst sorgte für eine massive Verschiebung der Nachfrageschwerpunkte: Papier fürs Büro war weniger gefragt, dafür wuchs mit dem Onlinehandel der Bedarf an Kartonagen. Die Hersteller verschoben ihre Produktionskapazitäten: Die Produktion von Druckpapier brach drastisch ein. Anderseits wurden weniger Zeitungen gedruckt, was zu einem Mangel an Altpapier für eben jene Kartonagen führte. Dies wurden im Übrigen dann noch von einem papierhungrigen China auf dem Weltmarkt zu hohen Preisen aufgekauft.

Nicht genügend Kartonagen

Andererseits wurde etwa für Werbebroschüren verstärkt hochqualitatives Papier nachgefragt – wozu auch das Papiermaterial rund um die Zigaretten gehört. Probleme beim verbliebenen Spezialhersteller sorgen hier nun für fehlenden Nachschub. Der führende Produzent von Zigarettenverpackungen, die Wiener Mayr-Melnhof Karton AG, spricht davon, dass er nicht genügend Kartonagen für die Zigarettenverpackungen erhält. Zudem sei ein Werk in der Ukraine ausgefallen – was aber nur einen kleinen Teil des Problems verursache.

Letztlich leiden nun also auch Zigaretten unter einem Lieferkettenproblem, unter einem Markt, der wegen Kostendrucks und damit einhergehender Konzentration und Spezialisierung aus dem Gleichgewicht geraten ist. Dabei sind die existenziellen Auswirkungen in diesem Bereich trotz der aktuellen Lieferengpässe eher marginal: Es ist kein lebensnotwendiges Produkt und prinzipiell bleibt es lieferbar – nur nicht in der gewohnten Form.