Im August starben in der Bottwar bei Oberstenfeld etliche Tiere. Noch immer fehlen neue Infos zum Gefahrstoff und zur Wasserqualität. Der Fischereiverein Steinheim macht nun Druck.
Der Ärger beim Fischereiverein in Steinheim ist groß. Nach einem massiven Fischsterben im August können die Mitglieder seit zwei Monaten nicht mehr am idyllischen Abschnitt der Bottwar zwischen Oberstenfeld und Kleinbottwar angeln. Besonders frustrierend für Vereinsvorsitzenden Markus Krautter ist die ausbleibende Kommunikation des Landratsamtes. „Seit über sechs Wochen haben wir als Fischereirechtspächter keinerlei Informationen zum Ermittlungsstand, zum Ausmaß der Auswirkungen und zur Regulierung des Schadens am Fischbestand erhalten“, kritisiert Krautter.
Was war passiert? Mitte August trieben dutzende tote Fische in der Bottwar südlich von Oberstenfeld. Laut Fischereiaufseher Reiner Harnoß waren sämtliche Arten betroffen. Auf einem Abschnitt von rund 200 bis 300 Metern sei kein Leben mehr zu finden gewesen. Schnell stand fest, dass eine externe Verschmutzung das Fischsterben ausgelöst hatte – auch Kleinlebewesen wie Krebse waren betroffen. Offenbar war ein gefährlicher Stoff über ein Entwässerungsrohr eines Oberstenfelder Unternehmens nahe des Flusses in die Bottwar gelangt.
Mehrere Stellen blocken Anfragen ab
Das Landratsamt reagierte zunächst zügig und informierte die Öffentlichkeit über die Verschmutzung und deren mutmaßliche Ursache. Die Gefahr durch das Rohr sei umgehend beseitigt worden, und die Polizei nahm Ermittlungen gegen das betreffende Unternehmen auf. Seitdem jedoch scheint die Aufarbeitung der Umweltkatastrophe ins Stocken geraten zu sein.
Markus Krautter beklagt, dass seit Wochen keine zuständige Stelle dem Fischereiverein Informationen zur Verfügung stellen könne. Die Gemeinde Oberstenfeld verweise auf die Polizei. Diese wiederum blocke ab und verweise auf laufende Ermittlungen, zu denen man sich nicht äußern könne. Besonders enttäuschend sei das Verhalten des Landratsamtes: Eine schriftliche Anfrage des Vereins sei bis heute unbeantwortet geblieben.
Dabei sei es für den Verein entscheidend, zu wissen, welche Ergebnisse die Gewässerproben erbracht haben, was die Ursache des Fischsterbens war und ob für das Ökosystem noch eine Gefahr besteht.
Auch Nachfragen unserer Zeitung zu Ermittlungsstand, Gewässerzustand und Transparenz führen zu wenig Klarheit. Es bestehe keine Gefahr mehr für Lebewesen, versichert Landratsamtssprecherin Franziska Schuster. Über den gefährlichen Stoff – ob dieser eine Chemikalie oder organisch ist – und mögliche Rückstände im Wasser könne sie jedoch nichts sagen. Die Proben seien Bestandteil der Ermittlungen, zu denen keine Auskünfte gegeben werden dürften.
Viele Fragezeichen in Sachen Gewässerverunreinigung
Ob und welche Maßnahmen nötig sind, um das Gewässer wieder in einen ökologisch stabilen Zustand zu versetzen, werde derzeit gemeinsam mit der Fischereibehörde und dem Regierungspräsidium geprüft. Alles Weitere liege derzeit bei der Staatsanwaltschaft, die den Fall bearbeite. Doch auch hier offenbaren sich Kommunikationsprobleme: Denn auf Nachfrage dieser Zeitung stellt sich heraus, dass die Staatsanwaltschaft noch gar keine Kenntnis über den mutmaßlichen Fall von Gewässerverunreinigung in Oberstenfeld hat.
Tatsächlich berichtet das Polizeipräsidium Ludwigsburg, dass die Ermittlungen noch andauern. Der zuständige Arbeitsbereich sei zwar im Austausch mit der Staatsanwaltschaft, „der Ermittlungsvorgang liegt aktuell aber noch bei der Polizei“.
Doch noch Rückmeldung an Fischereiverein
Im August wurde das Landratsamt von Beobachtern für die schnelle und offene Kommunikation zum Fischsterben in der Bottwar noch gelobt – jetzt herrscht zumindest bei den Fischern Frust über den zähen Fluss der Informationen.
Immerhin habe sich das Landratsamt nach der Presseanfrage dieser Zeitung beim Fischereiverein gemeldet, sagt Vorsitzender Markus Krautter. In der schriftlichen Stellungnahme sei jedoch – „wie zu erwarten“ – nichts Neues enthalten gewesen, was den Angelsportlern weiterhelfen könnte. Wann die Vereinsmitglieder wieder an ihr Gewässer können und ob und wie sich das Ökosystem wieder erholt, ist also weiterhin unklar.