Der langjährige Rommel-Vertraute und frühere Finanzbürgermeister Klaus Lang ist höchst verärgert über den Umgang der Partei mit ihrem früheren Aushängeschild Manfred Rommel. Lang hat bereits Konsequenzen gezogen – weitere könnten folgen.
Stuttgart - Der ehemalige Stuttgarter Finanzbürgermeister Klaus Lang droht damit, der CDU den Rücken zu kehren, falls seine Partei sich nicht nachdrücklich für die Benennung einer Straße oder eines Platzes nach dem vor genau vier Jahren verstorbenen Ex-Oberbürgermeister Manfred Rommel engagiert. Lang, ein enger Freund und Weggefährte Rommels und mit 51 Jahren Mitgliedschaft ein CDU-Urgestein, zieht damit die Konsequenz aus der ablehnenden Reaktion des CDU-Ratsfraktionschefs Alexander Kotz auf seine Bitte um eine zeitnahe Namensgebung für einen repräsentativen Ort in der Stadt.
In einem Brief an den CDU-Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann kündigte der 78-Jährige an, bis zur abschließenden Meinungsbildung innerhalb der CDU Stuttgart zunächst seine Parteimitgliedschaft in der Union ruhen zu lassen. Die „abweisende und schroffe Reaktion“ des Fraktionsvorsitzenden auf seine Initiative habe ihn „völlig überrascht und vor den Kopf gestoßen“. Dies gelte umso mehr, als ihm Kaufmann bereits im Juli 2016 bei einem Gespräch in Anwesenheit eines Rommel-Biografen Unterstützung für eine solche Ehrung signalisiert habe. Konkret sei damals über die Benennung des Kleinen Schlossplatzes nach Rommel gesprochen worden. Diesen Vorschlag habe der Kreischef, so erinnert sich Lang, „wohlwollend“ bewertet. „Ich kann und will nicht glauben, dass die vom Fraktionsvorsitzenden geäußerte Auffassung die der gesamten CDU Stuttgarts ist“, schreibt Lang.
Lang geht Kotz, der die Benennung des Flughafens auf den Fildern sowie die Einrichtung eines städtischen Manfred-Rommel-Stipendiums als „angemessen und ausreichend“ bezeichnet hatte, auch direkt an: „Diese Äußerung eines wichtigen Repräsentanten der CDU wird dem hohen Ansehen Manfred Rommels über die Stadtgrenzen hinaus (. . .) in keiner Weise gerecht.“ Er habe für diese Position „keinerlei Verständnis“.
CDU hat von Alt-OB Rommel zu dessen Lebzeiten stets profitiert
Der Ex-Kämmerer, der sich noch gut daran erinnert, wie die CDU den bereits von seiner Parkinson-Krankheit gezeichneten Alt-OB bei Kreisparteitagen feierte und ihn bei brisanten politischen Themen wie Stuttgart 21 als Kronzeugen für die Glaubwürdigkeit der eigenen Politik heranzog, ist so verärgert, dass er auch einen Austritt aus der Partei in Erwägung zieht: „Sollte die CDU tatsächlich zur Auffassung gelangen, dass Manfred Rommel das einzige Stadtoberhaupt der letzten 200 Jahre in Stuttgart sein soll, an den keine Straße und kein Platz erinnert, möchte ich der CDU Stuttgart nicht mehr angehören.“
Der CDU-Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann bat Lang um etwas Geduld. Er habe Sympathien für eine solche zusätzliche Ehrung. „Ich weiß, dass seitens der CDU-Basis auf dem nächsten Parteitag in einigen Monaten entsprechende Vorstöße unternommen werden“, so Kaufmann. Er rechtfertigte zugleich die bisherige Haltung der Rats-CDU: „Die Fraktion hat seinerzeit entschieden, dass eine Flughafenbenennung höher zu bewerten ist als eine Straßen- oder Platzbenennung.“
Andere Fraktionen im Gemeinderat sind bei der Meinungsbildung schneller als die Union. Der Fraktionschef der SPD, Martin Körner, teilte mit, die SPD-Fraktion könne sich die Benennung eines Platzes oder einer Straße in Stuttgart nach Manfred Rommel gut vorstellen. „Manfred Rommel steht für die tolerante Stadt Stuttgart, und das ist eine gute Tradition, die er maßgeblich geprägt hat“, erklärte Körner zur Begründung. Auch die Freien Wähler hatten in der Vergangenheit eine Straßen- oder Platztaufe nach Rommel angeregt.