Mussten sich im Doppel geschlagen geben: Andrea Petkovic (li.) und Anna-Lena Grönefeld Foto: dpa-Zentralbild

Die Euphorie um Angelique Kerber wollten die deutschen Tennis-Damen für den Halbfinaleinzug im Fed Cup nutzen. Doch die Schweiz verpasste dem deutschen Team einen Dämpfer.

Leipzig - Selbst mit Australian-Open-Siegerin Angelique Kerber müssen die deutschen Tennis-Damen mindestens ein weiteres Jahr auf den ersehnten ersten Fed-Cup-Titel seit 1992 warten. Die erschöpfte Nummer zwei der Tennis-Welt konnte ihr Team in Leipzig nicht wie erhofft zum Viertelfinal-Erfolg gegen die Schweiz führen. Annika Beck machte die Niederlage von Kerber zwar mit einem Sieg über Timea Bacsinszky wett. Doch das 3:6, 2:6 von Anna-Lena Grönefeld und Andrea Petkovic im abschließenden Doppel gegen Martina Hingis und Belinda Bencic besiegelte am Sonntag in Leipzig das Aus.

Inmitten des Hypes um Kerber erlebte die deutsche Auswahl damit einen bitteren Rückschlag - dennoch feierten die Zuschauer das Team. „Es hat riesig Spaß gemacht hier zu spielen, aber natürlich überwiegt die Enttäuschung“, meinte Barbara Rittner. Eine Analyse sei schwer, so kurz danach, betonte die Teamchefin bei Sat.1. Gold zum entscheidenden, verlorenen Doppel. „Ich habe vorher gesagt: Aufs Doppel sollte es eher nicht ankommen.“

Viele hatten den Deutschen den Titel zugetraut. Die Schweiz stellte sich jedoch wie erwartet als komplizierte Erstrunden-Aufgabe heraus. Statt auf heimischen Boden um den Sprung ins Finale zu spielen, müssen die Deutschen nun um den Verbleib in der Weltgruppe zittern. Am 16./17. April soll der Abstieg in der Relegation vermieden werden. Am Dienstag wird der Gegner ausgelost. In der Weltgruppe II mussten die Deutschen letztmals 2013 ran.

Nach dem 6:7 (4:7), 3:6 von Kerber gegen Belinda Bencic hatte die 21-jährige Beck dem Druck zunächst standgehalten und den Deutschen vorläufig die Chance gewahrt. Die Australian-Open-Achtelfinalistin war anstelle der am Samstag enttäuschenden Petkovic zum Einsatz gekommen. Sie besiegte mit 7:5, 6:4 die Schweizerin, die sie auch in Melbourne bezwungen hatte. „Die Laola-Welle war der Wahnsinn. Die Stimmung hat mich ins Ziel getragen. Ich habe auch für Angie gespielt“, sagte die Bonnerin.

Partystimmung in der Halle

Am Ende war ihr Erfolg nichts mehr wert. Gegen die 35-jährige Hingis und die beinahe halb so alte Bencic kämpfte das deutsche Doppel, kam dem fehlenden Punktgewinn aber nicht nahe - trotz des Heimvorteils.

Die Begeisterung um Kerber hatte Partystimmung in der mit 4200 Zuschauern gefüllten Messehalle entfacht. Aber der Grand-Slam-Turniersiegerin war am Sonntag die Erschöpfung deutlich anzumerken. „Irgendwann war mein Akku alle“, räumte die 28-Jährige ein. „Irgendwann kommt man einfach an die körperlichen Grenzen. Ich muss sagen, dass ich noch lange ausgehalten habe.“

So lief es für Kielerin und für ihr Team nicht wie in einem perfekten Tennis-Drehbuch. Nach ihrer Gala gegen Timea Bacsinszky wurde sie von Bencic wie erwartet bis ans Limit gefordert. Kerber trat nicht so dominant auf wie am Vortag, ihr unterliefen auch unerzwungene Fehler. Sie musste rackern, gab im ersten Satz eine 4:1-Führung wieder her - und verlor Durchgang eins im Tiebreak. Am Ende wurde auch das Publikum immer leiser ob der Stärke der Kontrahentin. Zu abgeklärt trat die 18-Jährige auf, zu müde war Kerber. Auch der Oberschenkel zwickte - für Kerber sollte das aber keine Entschuldigung sein.

Auch wenn sie nicht wie erhofft zwei Punkte holte, hat sie viele Sympathien gewonnen. Die vergangenen Tage waren für Kerber wie ein Schnellkurs in der Entwicklung von der zurückhaltenden Top-Ten-Spielerin zum viel beachteten Star gewesen. Plötzlich steht die Nummer zwei der Tennis-Welt im Mittelpunkt. Jetzt will sich Kerber aber erst einmal eine Pause gönnen - und freut sich auf ihre Couch. „Ich werde einfach nur daliegen und mir noch mal durch den Kopf gehen lassen, was passiert ist“, sagte Kerber. Sie sah müde aus.