Hochstimmung bei der FDP im Kachelofen (von links): Judith Skudelny, Armin Serwani, Michael Theurer Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Man soll die Wahlergebnisse feiern, wie sie fallen: Der Stuttgarter FDP-Kreisverband hatte damit am Wahlabend kein Problem.

Stuttgart - So gut war die Stimmung bei der Stuttgarter FDP nach Wahlen in jüngerer Vergangenheit selten: Bei der Wahlparty in der Weinstube Kachelofen am Hans-im-Glück-Brunnen ist man mit den 8,1 Prozentpunkten nach der ersten Hochrechnung um 18 Uhr mehr als zufrieden. Sollte es keine grün-schwarze Regierung geben, hat die FDP bei den Koalitionsverhandlungen ein Wörtchen mitzureden. Der Applaus ist im Saal so laut, dass etliche der Anwesenden das Ergebnis für die hier nicht besonders beliebte AfD, das gerade im Fernsehen verkündet wird, gar nicht mitbekommen. Die Freidemokraten sind in Sektlaune.

Gabriele Reich-Gutjahr hat allen Grund zum Feiern. 10,7 Prozent bekam sie in ihrem Wahlbezirk auf den Fildern und wird in den Landtag einziehen. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Schnellverkehr um Stuttgart herumgeführt wird“, sagt sie.

Hinter vorgehaltener Hand wird über die Ampel diskutiert

Hinter vorgehaltener Hand sympathisieren einige Mitglieder des Stuttgarter Kreisverbands bereits mit einer grün-rot-gelben Ampel-Koalition – obwohl der FDP-Landesverband und Spitzenkandidat Hans-Ulrich Rülke diese ausgeschlossen hatten. „Wir haben alle Optionen offen“ – mehr will der Stuttgarter FDP-Kreisvorsitzende Armin Serwani am Wahlabend zu dem Thema nicht sagen.

Einer der Jungen Liberalen sagt, dass viele Mitglieder der FDP nicht besonders angetan von Guido Wolfs CDU seien, und macht eine abfällige Bemerkung, als dieser im Fernsehen vor eine Wahlurne tritt.

Geschlossenheit zeigen die FDPler, was das Ergebnis der AfD angeht – nachdem sich die anfängliche Euphorie über das eigene Wahlergebnis wieder etwas gelegt hat. „Es ist bedauerlich, dass die AfD so stark ist“, sagt Serwani, „aber auch die werden wir ertragen wie damals die Republikaner und sie politisch entschieden bekämpfen.“

Fragt sich nur, mit wem an der Seite. Landesparteichef Rülke wünscht sich eine Deutschland-Koalition – zusammen mit CDU und SPD. Die Union zeigt wohl jetzt schon eine gewisse Aufgeschlossenheit, mit der FDP in Regierungsverhandlungen zu treten: Kurz nach 18 Uhr tauchen die ersten Christdemokraten in der Weinstube Kachelofen auf – aber womöglich nur, weil die Stimmung hier besser ist als bei der CDU.