Delegierte auf dem FDP-Parteitag in Berlin. Foto: dpa

Das Programm der FDP bietet Anschlussfähigkeit in alle Richtungen. Parteichef Christian Lindner kann zufrieden sein, meint Berlin-Korrespondent Thomas Maron.

Berlin/Stuttgart - FDP-Chef Christian Lindner kann zufrieden sein. Die Partei ist ihm bei der Verabschiedung des Wahlprogramms abermals in allen wichtigen Punkten gefolgt, so wie sie es bisher immer tat, seit er Ende 2013 nach dem existenzgefährdenden Ausscheiden aus dem Bundestag das Ruder übernahm. Das Programm bietet Anschlussfähigkeit in alle Richtungen.

Der starke Akzent beim Thema Bildung ist Beleg dafür, dass die FDP mehr nicht nur wahrgenommen werden soll als Partei, die Steuergeschenke verspricht. Es soll ein modernes Einwanderungsrecht geben, den Vorschlägen von SPD und Grünen nicht unähnlich. Zugleich werden mit einer harten Haltung gegenüber Griechenland und der Türkei, mit Einschränkungen beim Doppelpass und der Forderung nach konsequenter Abschiebung abgelehnter Asylbewerber konservative Wähler beworben.

Lindner hat allerdings in heftigen Debatten etwa über die Bildungspolitik, die Europapolitik oder den Doppelpass erstmals spüren können, dass die Zeit, in der er die Partei nach Belieben formen kann, womöglich bald vorbei ist. Die Delegierten folgen ihm nicht mehr blind, sondern mit klarem Blick auf die Schicksalswahl im September. Sollte die FDP dann wieder in den Bundestag einziehen, hat Lindner seine Schuldigkeit getan. Dann wird es Versuche geben, den programmatischen Freifahrtschein, den er jetzt hat, wieder einzuziehen und es wird sich zeigen, ob die Partei seine harten Kursbestimmungen tatsächlich weiter akzeptiert oder nur taktisch hingenommen hat.