Michael Conz , FDP, beim Wahlkampf 2009 Foto: Piechowski

Die Liberalen agieren im Rathaus mit sechs Neulingen - Einige lösen oft Kopfschütteln aus.

Stuttgart - Die FDP war neben den Grünen die Gewinnerin der Gemeinderatswahl 2009 in Stuttgart. Seither stellt sie sieben statt vier Stadträte - eine Folge des damaligen liberalen Hochs in Deutschland. Doch in den sechs Monaten, seit der neue Gemeinderat erstmals tagte, hat sich die Fraktion nicht mit Ruhm bekleckert. Oft löst sie Kopfschütteln aus, manchmal mitleidiges Lächeln - und man fragt sich, warum die Wähler das getan haben.

Sogar die Christdemokraten verzweifeln fast. Zwischen den Parteien gibt es gewachsene Beziehungen. Man schont sich, denn immer dann, wenn ein Oberbürgermeister gewählt wird, ist die CDU auf die Liberalen und ihre Wähler angewiesen. Vor wenigen Tagen wäre dem Ersten Bürgermeister (und CDU-Kreisvorsitzenden) Michael Föll trotzdem fast der Kragen geplatzt.

Im Bäderausschuss leisteten sich die FDP-Neulinge Bernd Klingler und Michael Conz einen Auftritt, der wieder mal alle staunen ließ. Das konzeptionslose Herumdiskutieren über einzelne Bäder müsse ein Ende haben, sagte Klingler, als es um die unterschiedlichen Tarife der Mineralbäder Leuze und Berg ging. Dahinter stand der Wunsch, dass die Eintrittspreise der Bäder einheitlich und die Karten rundum einsetzbar sein sollten. Bei einer anderen Tarifgestaltung könnten die Stuttgarter abwechselnd in verschiedene Becken steigen, je nachdem, in welchem Teil von Stuttgart sie sich gerade aufhalten, meinte Klingler. Aber leider habe es die Verwaltung auch zu dieser Sitzung versäumt, das Bäderkonzept vorzulegen. Bürgermeister Föll reagierte sarkastisch. "Ich bin gespannt auf den FDP-Vorschlag für ein einheitliches Tarifsystem. Gegen das, was dann passieren würde, sind die Proteste gegen die Abschaffung des Frühschwimmens zwischen 6 und 8 Uhr im Mineralbad Berg ein Kaffeekränzchen", prophezeite er. In derselben Sitzung beantragten Klingler und Conz wacker, dass die Verwaltung in der nächsten Sitzung ihr Bäderkonzept vorlegen müsse. Bei der Abstimmung hoben die beiden aber allein die Hand.

Der Fall ist symptomatisch, aber nicht ungewöhnlich. Seit dem Start der Arbeit Ende September 2009 ließen besonders Conz, Klingler und ihr Mitstreiter Günter Stübel manches Mal das Verständnis für Zusammenhänge und für ihre Aufgabe vermissen. Das war zu Beginn dem Anfängertum geschuldet. Inzwischen treten sie recht forsch auf - und lösen umso heftiger Verwunderung aus. So wartete Stübel bei der Diskussion über einen neuen Standort für den Fernomnibusbahnhof (FOB) mit den Bemerkungen auf, dass auf jeden Kroaten, der zum FOB komme, zwei Autos von Familienangehörigen entfallen würden und dass die Kroaten mit Plastiktüten statt Koffern auftauchen würden.