Mit seiner Brandrede gegen die AfD im baden-württembergischen Landtag hat der FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke einen Klickhit im Internet gelandet. Mit diesem Effekt hatte er nicht gerechnet.
Millionen sahen im Netz die Brandrede von Hans-Ulrich Rülke (FDP) gegen die AfD. Die Rechtspopulisten zu ignorieren, sei der falsche Weg, meint der Landtagsabgeordnete. Man müsse den richtigen Ton finden, um ihnen zu begegnen.
Stuttgart - In einer Rede im baden-württembergischen Landtag hat FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke vor einer Woche die Rechtspopulisten der AfD auseinandergenommen. Er erntete dafür Beifall aus der ganzen Republik, viele schrieben dem Parlamentarier Mails.
Herr Rülke, welchen Nerv haben Sie mit Ihrer Rede im Landtag getroffen?
Nach meinem Eindruck war es eine Mischung aus entlarvender Analyse und einigermaßen beißendem Witz, und das hat wohl vielen Leuten gefallen.
Was haben Sie denn aus Ihrer Sicht anders gemacht als andere?
Na ja, man hat ja zunächst einmal versucht, die AfD auszugrenzen. Zum Beispiel, als man sie im Wahlkampf nicht an den Elefantenrunden teilnehmen ließ. Dann gab es den Versuch, sie in den Landesparlamenten teilweise zu ignorieren und nach Möglichkeit nicht über jedes Stöckchen zu springen. Oder man hat massiv auf sie draufgehauen und probiert, die Partei pauschal zu stigmatisieren. Und offensichtlich haben viele Leute den Eindruck, dass diese Methoden nicht ganz das Richtige sind. Offenbar haben sich viele Menschen seit Längerem gewünscht, dass jemand im Umgang mit der AfD einmal genau diesen Ton anschlägt.
Hatten Sie das geplant?
Nein, das ist so entstanden. Ich habe die Rede nicht vorbereitet. Man wusste ja nicht, was an diesem Tag kommt. Die AfD hatte einen einigermaßen kryptischen Titel gewählt, bei dem nur klar war, dass die üblichen Angriffe auf die von ihnen so genannten Systemparteien kommen würden. Ich hatte dazu nur ein paar Zitate mitgenommen.
Sie haben der AfD vorgeworfen, sich in einer Opferhaltung zu inszenieren. Können Sie das genauer erklären?
Nach der Erfahrung im Landtag nimmt zum Beispiel Herr Meuthen die Haltung ein, dass seine Partei andere nach Herzenslust beleidigen, beschimpfen und mit Unterstellungen überziehen darf, was das Zeug hält. Aber wehe, jemand kritisiert die AfD. Das ist das, was ich wahrnehme, und diese Haltung habe ich versucht aufzuspießen.
Was entgegnen Sie den Kritikern, die meinen, Ihre Rede verschaffe der AfD mehr Aufmerksamkeit als dienlich oder nötig?
Die Strategie, die AfD zu ignorieren oder kleinzureden, ist erkennbar gescheitert.
Mit Blick auf den Bundestag: Was raten Sie aus Ihren Erfahrungen Ihren Kollegen in Berlin für den parlamentarischen Umgang untereinander?
Ich würde den Kollegen im Bundestag raten, mit den Abgeordneten der AfD höflich und formal korrekt umzugehen. Ein Bier muss ich aber nicht mit Vertretern einer politischen Kraft trinken, die andere pauschal verunglimpft. Mit einer Fraktion, die von Leuten wie Herrn Gauland oder Frau Weidel geführt wird, würde ich nur das Nötigste zu tun haben wollen. Wenn es zu Auswüchsen kommt wie antisemitischen oder rassistischen Äußerungen, ist es, glaube ich, nötig, das in aller Klarheit zurückzuweisen.