Torwart Ralph Fährmann und Abwehrchef Moritz Jenz (Mitte) sind maßgeblich für die Schalker Zu-null-Serie verantwortlich. Foto: IMAGO/Kolvenbach

In den letzten Wochen hat sich die Schalker Defensive zum Bollwerk gemausert. Das liegt unter anderem an einem Neuzugang und einem Wechsel auf der Torhüterposition.

Die Abwehr des FC Schalke 04 stellt sich am Samstag (18.30 Uhr) im Duell gegen den VfB Stuttgart quasi von alleine auf. Die Knappen müssen auf Jere Uronen, Cedric Brunner und Thomas Ouwejan verzichten. Drei potenzielle Stammspieler. Uronen und Brunner waren zuletzt auf den Außenverteidigerpositionen gesetzt. Auch dank ihrem Zutun stellte der zuletzt viermal ungeschlagene S04 einen Bundesliga-Rekord auf. Vier 0:0 hintereinander – das gab es in Deutschlands höchster Spielklasse noch nie seit ihrer Gründung 1963.

Dennoch blieben die Knappen Tabellenletzter. Trainer Thomas Reis gibt daher Durchhalteparolen aus. „Wir haben ein Heimspiel, wir haben unsere Fans, und jeder will den Dreier“, sagte der 49-Jährige vor dem Kellerduell. „Es muss einmal der Knoten platzen. Dafür müssen wir alles investieren.“ Aufgrund der Personalsituation überlegt Reis gar, die zuletzt erfolgreiche Grundordnung zu ändern. „Vielleicht spielen wir mit einer Dreierkette“, lässt Reis wissen. Auf wen er dann neben den gesetzten Moritz Jenz und Routinier Maya Yoshida setzen will, ließ er offen. Immerhin ist auf dieser Position die Auswahl groß. Die Optionen heißen Henning Matriciani, Leo Greiml, Ibrahima Cissé oder Timothée Kolodziejczak. Auch Ex-VfB-Spieler Marcin Kaminski ist eine Option.

Moritz Jenz – Abwehrchef mit interessanter Vita

Sicher ist, dass die zentrale Verteidigung ein Prunkstück der Schalker ist. Das liegt vor allem an Jenz. Der 23-jährige Innenverteidiger kam im Winter von Celtic Glasgow auf Leihbasis nach Gelsenkirchen. Der Mann mit der interessanten Vita ist in Deutschland bislang gänzlich unbekannt. Groß geworden in Berlin bei der SG Siemensstadt und Tennis Borussia, wechselte er mit 17 auf die Insel. Beim FC Fulham wurde er ausgebildet und zum Profi. Über Lausanne Sport führte der Weg zum FC Lorient und nach Glasgow. Jenz etablierte sich bei Schalke sofort, überzeugte durch kompromisslose Zweikampfführung und vermittelt seinen Nebenleuten eine gewisse Sicherheit.

Wichtig ist aber auch Ralph Fährmann. Der bereits aussortierte Torhüter, Ende letzten Jahres von Sportchef Peter Knäbel noch öffentlich an den Pranger gestellt, weil er in der Kabine zu unpassenden Zeitpunkten Kuchen esse, ist plötzlich zurück. Der Eklat wegen des Verzehrs von Backwerk ist Geschichte. Ähnlich wie Bruno Labbadia jüngst in Stuttgart bediente sich Reis auf Schalke des ungewöhnlichen Kniffs, in der Stunde der größten Not auf der Torhüterposition einen Wechsel vorzunehmen. Seitdem „Ralle“, der bei den Fans Legendenstatus genießt, im Kasten zurück ist, steht bei Königsblau hinten die Null.

Doch bei aller jüngst aufgekommenen Stabilität bleibt festzuhalten, dass die königsblaue Defensive die zweitschlechteste der Liga ist. Lediglich Bochum kassierte mehr als die bisher 41 Gegentreffer, die Schalke bereits auf dem Konto hat. Der Bundesliga-Durchschnitt liegt indes bei lediglich 34 Gegentreffern.

Ob ausgerechnet der VfB Stuttgart dies auszunutzen weiß, bleibt abzuwarten. Stuttgart erzielte bisher 26 Tore – das liegt unter dem Bundesliga-Durchschnitt (34). Immerhin: Gemessen am xGoals-Wert (30,4) hätte Stuttgart schon einige Tore mehr erzielen können, als die tatsächliche Trefferbilanz ausweist.