Der VfB tut sich in Augsburg lange Zeit sehr schwer, holt durch eine Leistungssteigerung nach der Pause aber doch noch ein 1:1. Wie das gelang? Unsere Analyse der Partie.
Silas Katompa setzte noch ein letztes Mal an. In der Nachspielzeit sprintete der Stürmer des VfB Stuttgart mit langen Schritten in Richtung des Tores des FC Augsburg, erreichte den tiefen Pass aber dann doch nicht ganz. Kurz darauf war Schluss – und der VfB musste sich nach einer druckvollen Schlussphase mit einem 1:1 (0:1) begnügen.
Allerdings hatte es lange Zeit danach ausgesehen, als würden die Stuttgarter am Freitagabend gar keine Punkte mit nach Hause nehmen. Vor allem in der ersten Hälfte konnten sie den Schwung aus den vergangenen Partien nicht so richtig mitnehmen. Im Gegenteil. Fast schien es, als sei das Team von Trainer Sebastian Hoeneß ein wenig überrascht von der hohen Augsburger Aggressivität. Symptomatisch zeigte sich das Ganze bereits in der ersten Minute, als der VfB-Verteidiger Hiroki Ito verhalten bis schläfrig in einen Zweikampf mit dem heranstürmenden Ermedin Demirovic ging. „In der Anfangsphase hat uns Augsburg den Schneid abgekauft“, sagte VfB-Torhüter Fabian Bredlow. Fast schon folgerichtig geriet der VfB dann auch früh in Rückstand – wobei er den Augsburgern gleich mehrfach deutlich zu viel Raum ließ: Arne Maier konnte auf rechts ungestört flanken, Dion Beljo aus fünf Metern anschließend ebenso unbedrängt zum 1:0 für sein Team einköpfen (8.).
Kaum Chancen für die Gäste
Auch in der Folge hatten die Stuttgarter vor 30 000 Zuschauern in der ausverkauften WWK-Arena große Mühe, im eigenen Spielaufbau das Augsburger Pressing zu überspielen. Angesichts fehlender Anspielstationen war das Mittel der Wahl meist ein langer Ball aus der Abwehrkette auf Mittelstürmer Serhou Guirassy, der aber in der Luft an diesem Abend so seine Probleme hatte gegen den turmhohen und präsenten Augsburger Innenverteidiger Maximilian Bauer.
So gab es im ersten Durchgang wenige richtig gute Stuttgarter Chancen. Eine der wenigen Ausnahmen: Nach einem Augsburger Ballverlust kam Chris Führich zum Abschluss, scheiterte aber aus kurzer Distanz an Keeper Tomas Koubek (12.). Wenig später verpasste Kapitän Wataru Endo eine Hereingabe von Chris Führich knapp (16.). Mehr tat sich nicht in einer ersten Hälfte, die aus Stuttgarter Sicht vor allem durch fehlende Durchschlagskraft gekennzeichnet war.
Silas belebt das VfB-Spiel
Hoeneß reagierte – und brachte zur Pause in Silas Katompa und Tanguy Coulibaly frisches Personal für die bis dato harmlose Offensive. Für sie blieben Führich und Enzo Millot in der Kabine. Und tatsächlich agierte der VfB im Anschluss sichtbar engagierter und dynamischer, drückte die Augsburger tief in die eigene Hälfte hinein. Vor allem Silas wirkte mit seinen Dribblings als belebendes Element im Stuttgarter Spiel. Aber: Richtig gute Torchancen blieben vorerst weiterhin Mangelware.
Und so war es letztlich eine Standardsituation, die in der Schlussphase doch noch den Ausgleich brachte: Eine hohe Flanke in den Strafraum stocherte Kapitän Wataru Endo im zweiten Versuch irgendwie über die Linie (78.) . Nach einem kurzen Bangen wegen einer Abseitsüberprüfung durfte der VfB jubeln – der Treffer zählte. Es war ein hart erarbeitetes Tor, das zum mühsamen Spiel an diesem Abend passte.
Josha Vagnoman: „Wir sind nach Rückschlägen da“
In der Schlussphase warfen die Stuttgarter dann nochmals alles nach vorne – entscheidend durchsetzen konnten sie sich aber nicht mehr. So blieb es beim Remis im Kellerduell. Immerhin: Der VfB bewies erneut Comeback-Qualitäten und kam wie zuletzt gegen Borussia Dortmund (3:3) nach einem Rückstand noch zu einem Punktgewinn. „Wir sind immer da nach Rückschlägen“, sagte Außenspieler Josha Vagnoman, „die erste Hälfte lief zwar nicht nach Plan, aber insgesamt ist es ein gerechtes Remis.“
Der VfB bleibt damit auch im vierten Spiel unter dem neuen Trainer Sebastian Hoeneß ungeschlagen – ohne aber einen großen Sprung im Tabellenkeller zu machen. Mit 25 Zählern liegt das Team weiter auf dem Relegationsplatz, könnte aber im Verlauf des Wochenendes noch auf einen direkten Abstiegsrang zurückfallen. Die nächste Chance auf dringend nötige Punkte im Abstiegskampf gibt es in der kommenden Woche im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (Samstag, 15.30 Uhr).