Schlossherr Phil auf der Treppe „seines“ Favoriteschlosses. Foto: Kim Kühn

Mufflon Phil macht Probleme. Er ist neu in den Favoritepark in Ludwigsburg gezogen und geht auf Betteltour bei den Besuchern. Doch das Füttern birgt Gefahren.

Gestatten: Phil. Mufflon, wohnhaft im Favoritepark in Ludwigsburg, eineinhalb Jahre alt und durchaus dem Essen nicht abgeneigt. Das sieht man an dem kleinen Bäuchlein. Im vergangenen Herbst kam Phil vom Wildpark in Tripsdrill nach Ludwigsburg und merkte schnell, wie er abseits von Gräsern und Co. – was er eigentlich fressen sollte – prima an allerlei anderes Futter herankommt – indem er bettelt. Was daran liegt, dass Phil vom Tierpark Tripsdrill her die Nähe zu den Besuchern gewohnt ist. Dort gibt es für sie eigens Futter zu kaufen. Im Gegensatz zum Favoritepark, hier ist das Füttern der Wildtiere verboten.

 

Dieses Verbot missachten aber auch viele Menschen – und das macht sich der gefräßige Mufflon-Widder zu nutzen. Er geht auf die Besucher zu, latscht auch mal über Picknick-Decken, um sich einen Leckerbissen abzuholen. Kommen Leute mit Kinderwagen des Weges, steckt er seinen Kopf gezielt in den unteren Korb, wo gern Essbares platziert ist.

Füttern verboten. Auch, wenn Phil noch so bettelt. Foto: Simon Granville

Mufflon Phil futtert mit Vergnügen

Phil ist gewitzt. Gleich morgens, wenn der Park rund um das Favoriteschloss öffnet, hält er sich gern im Bereich des dortigen Kiosks auf, läuft auch mal rein oder liegt unter einer Bank im Schatten, geht an den Bänken zwischen den Besuchern hindurch und springt hin und wieder auf einen Tisch. Das alles tut er in der Gewissheit, dass er schon das bekommt, was er will: nämlich möglichst viele Snacks. Kekse, Pommes, Waffeln, belegte Brote . . .

Und das futtert Phil mit Vergnügen. Es tut ihm allerdings nicht gut. Jüngst erst bekam er Durchfall, der behandelt werden musste. Aber im schlimmsten Fall könnten seine Bettel- und Schnabuliertouren ihn das Leben kosten. Das junge Mufflon muss, wie seine Artgenossen, Dinge wie Gras und Kräuter, Triebe von Bäumen, Eicheln und Kastanien fressen. Auch gut gemeinte Karotten oder Äpfel sind nicht gut. „Wenn er von 20 Leuten am Tag Karotten bekommt, hat er nur das gefressen und nicht das, was er sollte“, sagt Revierförster Kim Kühn.

Manchmal schubst Phil kleine Kinder um

Deshalb gilt im Favoritepark ganz klar das, was auch auf den Schildern steht: Füttern verboten. Das gilt für alle Tiere – auch für Mufflon Phil. Und wenn er noch so sehr bettelt. Und wenn er noch so lieb guckt oder einen freundlich anstupst. „Wenn man ihn ignoriert, zieht er irgendwann weiter“, weiß der Revierförster.

Er weiß aber auch: Phil kann auch anders. Hat man ihm einmal etwas gegeben, will er mehr. Und dann kann er auch rabiat werden. Es sei schon vorgekommen, dass er kleine Kinder einfach umgeschubst hat, berichtet Kim Kühn. „Weil er weiß, dass er dann meist das ganze Essen hingeworfen bekommt.“

Wenn Phil allzu aufdringlich wird, könne man ihn „einfach an den Hörnern wegziehen“, sagt der Förster. Klar ist, dass das nicht jedermanns Ding ist. Stattdessen könne man den Mufflon-Widder auch mit Wasser etwas nass spritzen – „das mag er gar nicht.“

Wissenswertes zu den Tieren im Favoritepark

Im Favoritepark leben auf 72 Hektar schätzungsweise:

  • 60 Damhirsche
  • 20 Axishirsche
  • 14 Mufflons

Letztere gibt es erst seit den 1990er Jahren in Ludwigsburg. Weil seither nie frisches Blut dazugekommen ist, sind alle Mufflons miteinander verwandt. Was ein Problem für das Rudel wurde: Es gab immer weniger Nachwuchs. Im vergangenen Jahr hat der Revierförster deshalb zwei Mufflonlämmer aus Tripsdrill geholt. Phil und Alicia. Nachdem die junge Mufflon-Dame anfangs auch bettelte, hat sie das inzwischen weitgehend eingestellt.

Phil hingegen macht weiter, deshalb ist es, so Kim Kühn, umso wichtiger, dass er von den Besuchern nichts mehr bekommt. „Er ist halt in der Pubertät“, erklärt der Revierförster das Auftreten des jungen Mufflons und hofft, dass sich das irgendwann wieder gibt. Denn auch ohne Füttern ist Phil ein kleiner Star im Favoritepark – und fühlt sich wohl auch so. Wenn er zum Beispiel mitten auf dem Weg seinen Mittagsschlaf hält. Oder – sehr fotogen – vor „seinem“ Schloss auf der Treppe fläzt – und dabei die Beine elegant auf den Stufen drapiert und das Bäuchlein in die Sonne streckt.