Von wegen Kinderspielzeug – Katja Wörz baut aus Legosteinen fantasievolle Modelle und detailgetreue Porträts. Sie gibt einen Einblick in ihr Lego-Atelier.
Fast jeder hat sie noch irgendwo im Keller stehen: eine große Kiste voller bunter Legosteine, die einst die Eintrittskarte in bunte Fantasiewelten waren. Das Geräusch, wenn man mit den Händen in der Kiste einem ganz bestimmten Bauteil sucht, ist unverwechselbar. Während die meisten die Klemmbausteine mit dem Eintritt in die Pubertät durch andere Hobbys ersetzen, entdecken einige Menschen ihre Liebe zu Lego im Erwachsenenalter wieder – und zeigen, welch kreativen und anspruchsvollen Bauwerke man aus den Steinen zaubern kann. Das hat dann auch nicht mehr viel mit der chaotischen Spielekiste von damals zu tun.
Einige Lego-Modelle sind im Schloss Ludwigsburg ausgestellt
Im Arbeitszimmer von Katja Wörz sind die einzelnen Steine nach Farbe und Form in kleine Kästchen vorsortiert. Die 51-Jährige ist Teil der Ludwigsburger Klötzlebauer und hat schon so manches Bauwerk mit Lego umgesetzt. Organisation ist dabei das A und O. „Es ist so schon schwierig genug, die einzelnen Steine zu finden“, sagt Wörz. „Wenn die alle in einer Kiste liegen würden, wäre das fast unmöglich.“ Aktuell arbeitet sie an einem Skilift als Erweiterung zu ihrer Weihnachtsanlage.
Das Bauwerk ist zur Zeit in der Lego-Ausstellung im Schloss Ludwigsburg zu sehen. „Die Weihnachtsanlage ist über Jahre gewachsen“, so Wörz. Immer wieder habe sie Elemente hinzugefügt. So gibt es für die Besucher der Ausstellung viele Details zu entdecken. „Drückt man einen Knopf, fängt die Eisenbahn an zu fahren“, sagt Wörz. „Ich hätte aber gern mehr Bewegung drin.“ Daher wolle sie einen Skifahrer auf einer Piste ergänzen, der sich zeitgleich mit der Bahn in Bewegung setzt. „Dazu fehlt mir gerade aber noch der richtige Motor.“ Ihr Hobby gehe bei solchen Modellen häufig über das reine Bauen mit Lego hinaus.
Die Lego-Leidenschaft kam in den USA zurück
„Ich habe als Kind schon sehr kreativ mit Lego gebaut“, erzählt Wörz. So habe sie etwa eine E-Gitarre oder ein Klavier für ihre Kuscheltiere gebaut. „Mit den eigenen Kindern kam dann das Interesse zu Lego wieder.“ Besonders als die Familie von 2010 bis 2013 in den USA lebte: „Dort ist Lego deutlich günstiger als hier. Ich habe Straßenzüge gebaut, in denen meine Kinder dann mit ihren Figuren gespielt haben.“ Seither ist das Thema Lego bei Familie Wörz allgegenwärtig. „Meine Familie ist Gott sei dank sehr geduldig mit mir“, sagt Katja Wörz und lacht. Das Hobby benötigt viel Platz. Im Keller lagert sie ihre Modelle und Sets. „Ich bin froh, wenn ich sie ausstellen kann und sie nicht nur im Keller herumstehen.“ Einmal gebaut, nehme sie die Modelle nämlich nicht mehr auseinander.
Kreatives Bauen als Ausgleich zum Alltag
Überall im Haus finden sich kleine Skulpturen und Modelle aus den Bausteinen. Selbst die Adventsgestecke auf dem Esstisch sind aus Lego. „Die Gestecke an sich sind ein Set. Ich habe allerdings noch Mini-LEDs angebracht, sodass die Kerzen auch leuchten können.“ Mit ihrer kreativen Ader baut die Mutter von vier Kindern regelmäßig schon vorhandene Sets um und ergänzt sie: „Bei der Winkelgasse von Harry Potter habe ich zum Beispiel ein Haus dazwischen gebaut, das es gar nicht gibt.“
Doch Wörz baut nicht nur dreidimensionale Modelle. Mit sogenannten Fliesen, also Steine, die keine Noppe haben und an der Oberseite glatt sind, erschafft sie Bilder. „Ich habe mit den runden Fliesen Porträts meiner Kinder gemacht.“ Dazu nutze sie eine App, die Bilder in einzelne Farbpixel auflöst. „Ich passe dann die Farben an die Farbpalette von Lego an und kann so Schritt für Schritt das Porträt umsetzten.“ Wie viel Zeit und Geld sie in so ein Projekt investiert, kann Wörz nur schätzen: „Ich brauche etwa einen Abend zur Vorbereitung der Vorlage und noch mal zwei Abende zum Bauen.“ Etwa zehn Cent kostet eine runde Fliese im Schnitt. Bei mehreren Tausend Steinen kostet ein Porträt schnell mal ein paar hundert Euro. Dass sie ein sehr teures Hobby habe, sei ihr bewusst. Die günstigen Alternativen seien für Wörz und ihre Mitstreiter bei den Klötzlebauer allerdings keine Option. „Die günstigeren Steine halten nicht so gut aufeinander“, sagt Wörz. Das merke man beim Bauen schnell. Außerdem gebe es eine Art Kodex, dass man nur Original-Legosteine nutze.
Szene mit Forschungsschiff in Planung
In Zukunft wolle sie eine Szene rund um ein neues Segelschiff von Lego bauen. „Es geht um die Geschichte eines Forschungsschiffes, das im Eismeer eingeschlossen wurde.“ Wörz wolle die Szene mit Eisschollen und einem Rettungsboot nachstellen: „Das wird aber dann erst im Frühjahr etwas.“
Faszination Lego
Ausstellung
Die Ausstellung „Faszination Lego“ ist noch bis zum 27. April 2025 im Residenzschloss Ludwigsburg zu sehen. Katja Wörz stellt dort viele Modelle zu den Themen Harry Potter, Herr der Ringe oder Ninjago aus. Auch ihre große Weihnachtswelt mit elektrischer Eisenbahn ist dort zu sehen.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung ist samstags, an Sonn- und Feiertagen und in den Schulferien von Montag bis Sonntag von 11 bis 16 Uhr geöffnet.