Kabarettist Christoph Sonntag (li.) mit dem Ehepaar Nopper. Foto: Markus Palmer

Derblecken auf Schwäbisch: Bevorzugtes Satire-Opfer bei der zehnten Fastenpredigt von Christoph Sonntag in der Alten Kelter in Fellbach ist OB-Gattin Gudrun Nopper.

Den „neuen Star von Stuttgart“ begrüßt Christoph Sonntag bei seiner verspäteten Fastenpredigt, die erst wegen Corona ausfiel, dann wegen Kriegsbeginns in der Ukraine. Der Star, den der Kabarettist vor Polit-Promis in der Alten Kelter in Fellbach meint, gehe lächelnd mit Schwung an die Sache, sehe dazu gut aus, wie man’s von Hollywood kennt. OB Frank Nopper (CDU) freut sich schon. Doch Sonntag meint jemand anderes – Gudrun Nopper!

Die SWR-Sendung „Das Jüngste Geri(ü)cht“, die zum zehnten Mal unterm Kappelberg aufgezeichnet wird, ist ein Mix aus Bierzelt und politischem Kabarett. Die Fastenzeit ist längst vorbei. Aber für eine Abrechnung ist es nie zu spät. Jedes Jahr stellt sich die Frage: Wen aus dem Landeskabinett trifft es beim Derblecken auf Schwäbisch am härtesten? Diesmal ist’s keine Politikerin oder kein Politiker. Christoph Sonntag knöpft sich am liebsten die OB-Gattin vor.

Warum sich Tempo 30 in Stuttgart nie durchsetzen wird

Angeblich ist ihr Mann für die wichtigen Dinge zuständig und sie für die unwichtigen. Was wichtig oder unwichtig sei, entscheide aber Gudrun Nopper. Die beiden Söhne, genannt die Noppi-Boys, hätten völlig uneigennützig für den Vater die sozialen Medien bestückt, berichtet der Kabarettist. Sie hätten dies mit „unentgeltlicher Aufgabenübernahme innerhalb der Familie“ erklärt. Genau diese Erklärung, bemerkt Sonntag, wähle auch die Mafia, wenn sie einen Mord plane. Der 59-Jährige haut heftig rein, da er als Fastenprediger Christopherus nach zwei Jahren Corona-Pause wieder Live-Publikum vor sich sitzen hat, wenn auch weniger Polit-Hochkaräter als sonst. Die Alter Kelter tobt, wenn der Gastgeber etwa die „Bayaz-App“ erklärt: „Die App des Finanzministers schlägt an, wenn Steuersünder im Raum sind – auf Golfplätzen muss sie allerdings abgeschaltet werden“. Oder wenn der Mann im Büßergewand überzeugend darlegt, warum die Forderung nach Tempo 30 in Stuttgart ins Leere läuft: „Im Dauerstau kann man bei uns so schnell ja gar nicht fahren.“

Unter den Gästen: Verkehrsminister Winfried Herrmann, Justizministerin Marion Gentges, Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Stoch, die Festwirte Hans-Peter Grandl, Marcel Benz, Michael Wilhelmer, SWR-Nachrichtenfrau Tatjana Geßler, in.Stuttgart-Chef Andreas Kroll, Winzer Thomas Diehl, die Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß und Leni Breymaier.

Sonntag erklärt seine Sendung zum „Fest der Demokratie“

Der Krieg in der Ukraine, weswegen die Aufzeichnung zunächst ausfiel, ist nicht vorbei Sonntag erklärt seine Sendung zum „Fest der Demokratie“. Hierzulande könne man die Obrigkeit öffentlich kritisieren. Dies übernimmt etwa Thomas Schreckenberger mit seinen Kabarettkollegen auf der „MS Reitzenstein“, das zwar klimaneutral in See sticht, aber dessen Pointen nicht immer zünden. Gesendet wird am 29. April im SWR-Fernsehen um 20.15 Uhr. Nach der Aufzeichnung fragt Gudrun Nopper den Kabarettisten, warum es gerade sie so oft getroffen hat. „Andere ärgern sich, wenn sie gar nicht genannt werden“, lautet die Antwort.

PS: OB Nopper hat erstmals den Ministerpräsidenten beim Fassanstich vertreten (mit drei Schlägen). Dies gehört angeblich zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Seine Frau überlässt die unwichtigen Dinge also weiterhin ihm.