Mit Sonnenuntergang wurden beim Fastenbrechen die ersten Speisen gereicht, darunter zu Beginn eine traditionelle Mercimek-Suppe. Foto: Thomas Krämer

Beim Fastenbrechen der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş in Filderstadt-Bonlanden beklagt Burhan Kesici, der Generalsekretär des Islamrats in Deutschland, dass Muslime auch von offiziellen Stellen oft nicht ernst genommen werden.

Bonlanden - Um 21.08 ist am Freitagabend die Sonne untergegangen. Das sieht nicht nur romantisch aus, sondern hat für Muslime in diesen Tagen eine ganz besondere Bedeutung. Denn nun können sie wieder essen und trinken, was im Ramadan-Monat in der Zeit zwischen Sonnenaufgang und -untergang für die meisten Gläubigen verboten ist. Ausnahmen werden nur für Senioren, Kranke, Kinder und Schwangere gemacht.

„Der Ramadan ist für die Muslime der schönste Monat des Jahres“, sagt Kerem Erdogan, von der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Deren Regionalverband Württemberg hatte an diesem Abend zum gemeinsamen Fastenbrechen, dem Iftar-Essen in die Räume von Masaal Events in Bonlanden eingeladen. Dazu kamen zahlreiche Vertreter verschiedener muslimischer und nicht-muslimischer Verbände und betonten damit den offiziellen Charakter der Veranstaltung.

Das Image des Islams hat stark gelitten

„Der Ramadan und das allgemeine Fastenbrechen sind zu einer wichtigen Tradition in Deutschland geworden“, sagte Bekir Altaş und hält das für eine positive Entwicklung. In diesen Zeiten sei es besonders wichtig, miteinander und nicht übereinander zu sprechen, so der IGMG-Generalsekretär. Man müsse jedoch ehrlich diskutieren und dürfe sein Gegenüber nicht diskreditieren. Die Ermittlungserfolge nach den Angriffen auf Moscheen in der jüngsten Zeit seien wichtig. „Nur so kann Vertrauen in den Rechtsstaat geschaffen werden.“

Für den Dialog der Kulturen sprach sich auch Ümit Kapti aus. „Der Ramadan ist dafür eine gute Zeit, so der Bildungsattaché des Generalkonsulats der Türkei. Denn in diesem Monat würden die Muslime darüber nachdenken, wie sie noch tugendhafter werden könnten. Leider habe das Image des Islam in der Welt nach diversen Anschlägen stark gelitten. Rechtsgerichtete Organisationen würden Hass schüren. Umso mehr seien alle gefordert, sich für ein harmonisches Miteinander einzusetzen und den Dialog der Kulturen zu fördern.

Der Generalsekretär des Islamrats in Deutschland ist pessimistisch

Nach einigen „optimistschen Jahren“ schätzt Burhan Kesici, der Generalsekretär des Islamrats in Deutschland, die Situation im Moment eher pessimistisch ein. Er beobachtet, dass Muslime oft nicht ernst genommen werden – auch im Kontakt mit offiziellen Stellen. Im vergangenen Jahr habe es fast 1000 Übergriffe gegen Muslime und Moscheen gegeben. „Wir haben die Solidarität der Mehrheitsgesellschaft vermisst“, beklagte er. Solche Vorfälle, so sein Eindruck, würden nicht ernst genommen. Auf weitere Punkte wollte er nicht mehr eingehen. Denn mit dem Untergang der Sonne wurden die ersten Speisen gereicht, darunter zu Beginn eine traditionelle Mercimek-Suppe, der weitere Gänge folgten.

Ziel der IGMG ist nach eigener Darstellung die Vermittlung und Pflege des islamischen Glaubens, seine Verwirklichung in allen sozialen Bezügen und die Erfüllung der koranischen Gebote. Darüber hinaus vertritt die IGMG ihre Mitglieder in gesellschaftlichen, sozialen und politischen Angelegenheiten und setzt sich für die Sicherung ihrer Grundrechte ein. Die Bezeichnung „Millî Görüş“ soll deutlich machen, dass sich die Glaubensgemeinschaft auf die Sichtweite und Gemeinschaft Abrahams zurückführt und dem Weg des Propheten Muhammad folgt. Die IGMG hat in ganz Baden-Württemberg mehr als 50 000 Mitglieder.