Hoffnung – ein zentrales Prinzip in der christlichen Kirche. Foto: Gottfried Stoppel

Das Prinzip Hoffnung im Alltag leben – die evangelische Kirche lädt zur Fastenaktion „Sieben Wochen ohne Pessimismus“ ein. Dabei gehe es nicht um Schönfärberei, betont Arnd Brummer, der Geschäftsführer der Aktion.

Waiblingen - Sind Sie zuversichtlich? Oder möchten Sie es gerne werden? Sieben Wochen ohne Pessimismus – könnten Sie das schaffen? Die evangelische Kirche lädt in diesem Jahr dazu ein, es zu versuchen: „Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus“, lautet das Motto der diesjährigen Fastenaktion, die am Aschermittwoch beginnt.

Dabei gehe es nicht um zwanghaften Optimismus, sondern vielmehr um Hoffnung, erklärt Arnd Brummer, der Geschäftsführer der Aktion „7 Wochen ohne“, die es bereits seit mehr als 35 Jahren gibt. Verabsolutierungen wie beispielsweise „immer geht alles schief“ hätten zugenommen, so eine Wahrnehmung des Kuratoriums, das das Thema für die Fastenaktion festlegt, berichtet Brummer. „Wir wollen die Leute ermuntern, darüber nachzudenken, eine andere Perspektive zu gewinnen und solche Verabsolutierungen zu relativieren“, sagt er. Das beginne schon in der Familie oder im Verein: „Wenn jemand einen Fehler macht oder eine neue Idee hat und man dann nicht von vornherein sagt: ‚Das geht sowieso alles schief’, sondern gemeinsam überlegt und nach Lösungen sucht“, nennt Brummer ein Beispiel.

Jede Woche ein anderer Schwerpunkt

Denkanstöße und Impulse für die bundesweite Aktion liefern Kalender in verschiedenen Ausführungen sowie ein Begleitbuch, wobei die meisten der Materialien bereits vergriffen sind. Der Fasten-Wandkalender sei noch lieferbar, erklärt der Pressesprecher Johannes Popp. Insgesamt liege die Auflage sämtlicher Fastenbegleiter in diesem Jahr „im mittleren fünfstelligen Bereich“. Die Stückzahl sei begrenzt, um zu vermeiden, dass am Ende zu viele übrig gebliebene Exemplare entsorgt werden müssten.

Fastende können aber auch einen wöchentlichen Newsletter per E-Mail erhalten oder eine kostenpflichtige App nutzen. Jede der sieben Wochen steht unter einem anderen Motto, los geht es mit „Sorge dich nicht“, den Abschluss zu Ostern bildet „Denn wir sind gerettet auf Hoffnung hin“.

Jeder kann mitmachen

„Für uns als Christen ist Hoffnung ein zentrales Prinzip, das zeigt sich auch in der Geschichte Jesu: Verurteilung und Kreuzigung waren nicht das Ende“, sagt Arnd Brummer. Das Vertrauen auf eine neue Chance, darauf, dass nicht alles zu Ende ist, sei ein wichtiger Punkt einer religiösen Grundhaltung. Brummer verweist auf den bekannten Text des Theologen Dietrich Bonhoeffer „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, den dieser im Kellergefängnis des Reichssicherheitshauptamts in Berlin im Jahr 1944 verfasst hat. „Auch, wenn ich subjektiv alleine bin, habe ich immer noch Gott.“

Gleichwohl sei es nicht zwingend notwendig, gläubig zu sein, um bei 7 Wochen ohne mit zu fasten: „Alle Menschen sind Geschwister und wir laden alle ein.“ Schließlich könne jeder Mensch, unabhängig davon, ob er an einen Gott glaubt oder nicht, Hoffnung daraus ziehen, „dass es ‚nie’ und ‚immer’ nicht gibt, dass man gemeinsam mit anderen Lösungen finden kann.“

Absolute Wahrheiten sind eine Gefahr

Den Austausch mit anderen empfiehlt Brummer auch den Teilnehmern der Fastenaktion. „Alleine irgendwo sitzen und hadern hilft am wenigsten.“ Die Fastenden ruft er vielmehr dazu auf, die Impulse aus der Aktion in ihrer direkten Umgebung einzubringen. Denn das offene Gespräch, der Diskurs, sei von zentraler Bedeutung für die Demokratie, betont der Geschäftsführer der Aktion 7 Wochen ohne. „Viele reiten derzeit auf dem Absoluten, das schwächt uns. Absolute Wahrheiten sind eine Gefahr.“

Sieben Wochen ohne Pessimismus bedeuteten nicht Schönfärberei. Negatives könne man schließlich nicht verhindern, sagt Arnd Brummer. „Aber man kann versuchen, nicht aufzugeben.“ Wie einfach oder auch schwierig das ist, wird die Verfasserin dieser Zeilen in den kommenden Wochen selbst ausprobieren und in einer Kolumne regelmäßig darüber berichten. In der ersten Woche versucht sie, sich nicht zu sorgen.