Beeindruckend: Der Blick in den Nachthimmel, hier ein Archivbild aus dem Jahr 2018 zur Zeit des Meteorstroms der Perseiden. Foto: dpa/Paul Zinken

Von Lichtern in der Finsternis – in der vierten Woche der Fastenaktion „Zuversicht! 7 Wochen ohne Pessimismus“ der evangelischen Kirche geht es um Leid und Trost. Unsere Redakteurin erinnert sich daran, was ihr in schweren Zeiten geholfen hat. Manchmal war es der Blick in den Nachthimmel.

Waiblingen - In der vergangenen Woche bin ich spätabends in den Garten gegangen und habe in den Himmel geschaut. Wegen der zahlreichen Lichter um uns herum kann man hier nicht allzu viele Sterne sehen – aber im Garten ist es ein wenig dunkler. Zumindest dunkel genug, um eine sternenklare Nacht zu erkennen. Wenn ich die Sterne sehe, dann gibt mir das immer ein Gefühl von Trost und Geborgenheit. „Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“, schreibt die Lyrikern Mascha Kaléko – und bringt mich damit im Fastenkalender zum Nachdenken. Denn der vierten Woche der Aktion „Zuversicht! 7 Wochen ohne Pessimismus“ ist ein Bibelwort aus Hiob gewidmet: „Ich hoffte auf Licht, und es kam Finsternis.“

Wie ein schlimmer Traum

Vermutlich jeder von uns hat das schon einmal erlebt: Da war man voller Sorge, hat inständig gebetet, und dann ist trotzdem das Schlimmste eingetreten. Ich erinnere mich an die Momente, die für mich persönlich Finsternis bedeutet haben. Was habe ich gebetet, dass sich bei Menschen, die ich liebe, der Verdacht auf Krebs nicht bestätigt. Wie finster ist es dann geworden, als das eingetreten ist, wovor ich solche Angst hatte. Die Welt scheint stillzustehen in diesen Momenten. Die Verbindung zu Gott, so schien es mir, war unterbrochen – wie eine tote Telefonleitung. Man hofft, dass es nur ein schlimmer Traum ist – aber nach einigen Tagen wird klar, man wacht nicht auf.

Finsternis. Eine Nacht voller Wolken. Und doch wissen wir, dass die Sterne da sind, auch wenn wir sie eine Weile nicht sehen können. Nach und nach habe ich in allen schweren Situationen etwas Helles gefunden. Meistens waren das andere Menschen, die für mich da waren. Sie konnten das Leid nicht wegnehmen, aber sie haben geholfen, es auszuhalten. Durch liebe Worte, Gebete und kleine Gesten. Plötzlich gab es im Schlechten auch eine Menge Gutes. Mir hat die Dankbarkeit dafür geholfen, nicht den Mut zu verlieren. „Gott hilft uns nicht immer am Leiden vorbei, aber er hilft uns hindurch“, lautet ein Zitat von Johann Albrecht Bengel, einem in Winnenden geborenen Theologen. Ich glaube, oft hilft uns Gott durch andere Menschen.

Schreiben, sprechen rausgehen

Was kann noch trösten in schweren Zeiten? Das Begleitbuch zur Fastenaktion gibt dazu einige „Coaching-to-go-Tipps für Licht in finsteren Stunden“. Da heißt es etwa „Verzweiflung aussprechen und aufschreiben“. Es sei sehr wichtig, schreibt die Autorin Beate Hofmann, sich das Leid von der Seele sprechen, schreiben und schreien zu dürfen. „Bleibt es in uns, erfüllt es uns möglicherweise komplett und macht uns im wahrsten Sinne des Wortes dicht. Dann kommt nichts und niemand mehr an einen Menschen heran“, so Hofmann.

Ein weiterer Tipp: „Raus unter den weiten Himmel!“ Geht man alleine, ist das selbst in Corona-Zeiten noch möglich. Beate Hofmann rät: „Gehen Sie schweigend und achten Sie auf das, was Sie wahrnehmen.“ Die Erfahrung zeige, dass sich unsere Wahrnehmung in der Natur verändert. „Der Horizont wird tatsächlich weiter“, und „Die Seele atmet in diesen Momenten auf“, heißt es im Begleitbuch. Ich muss zugeben, das klingt fast ein wenig zu einfach. Aber ich habe es tatsächlich selbst schon so erlebt. Also wenn Ihnen danach ist, dann probieren Sie es doch einmal aus – vielleicht in einer sternklaren Nacht.