Die Staatliche Vermögens- und Hochbauverwaltung erzielt mit Investitionen in Höhe von 957 Millionen Euro zum fünften Mal in Folge einen Höchststand. Zu schaffen machen immer wieder der Fachkräftemangel und galoppierende Preise.
Stuttgart - In konjunkturell düsteren Zeiten sieht sich das Land als eine wesentliche Stütze der heimischen Wirtschaft, indem es den Baubetrieb nach Kräften fördert. Im fünften Jahr in Folge hat die Staatliche Vermögens- und Hochbauverwaltung die Investitionen in Bau und Erhalt der rund 8000 landeseigenen Immobilien gesteigert. Mit 957 Millionen Euro wurde wieder ein Höchststand erreicht, wie aus dem Geschäftsbericht 2019 hervorgeht. Im Jahr davor waren es noch 846 Millionen Euro.
Für das Corona-Jahr 2020 zeichnet sich eine weitere Steigerung ab: Bis Ende Juli betrugen die Bauausgaben schon 527,7 Millionen Euro, womit sie neun Prozent höher lagen als im Vorjahreszeitraum. Zwar werde unter erschwerten Bedingungen weitergearbeitet, sagt die Finanzstaatssekretärin Gisela Splett. Doch könnten die Baustellen am Laufen gehalten werden. Insgesamt zeigt sie sich zuversichtlich, dass das Ziel, jedes Jahr kontinuierlich eine Milliarde Euro zu investieren, schon bald erreicht werden kann.
Aktiv gegen den Sanierungsstau
„In Zeiten der Unsicherheit sind wir ein verlässlicher Partner in Planung und Ausführung“, betont Annette Ipach-Öhmann, die Direktorin des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg. Der Investitionsschwerpunkt lag 2019 mit mehr als 424 Millionen Euro wieder auf der Sanierung. So wurden im Schloss Mannheim Aula, Katakomben und Kunstturm umgebaut. Der Gebäudeunterhalt hatte ein Volumen von 391 Millionen.
In neue Gebäude investierte das Land im Vorjahr rund 142 Millionen Euro. Darunter sind spektakuläre Bauten wie das Nationalparkzentrum Ruhestein im Schwarzwald, das Mitte Oktober übergeben werden soll. Auch der Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek gegenüber dem Stuttgarter Landtag soll im Oktober abgeschlossen werden, bevor es an die Sanierung des Altbaus geht.
20 Hektar Moorflächen erworben
Bereits 2019 wurde nach dreijähriger Bauzeit das für 29 Millionen Euro errichtete Sitzungsgebäude des Oberlandesgerichts Stuttgart in Stammheim übergeben. Ein großer Brocken für die Zukunft ist die Erneuerung am Bundeswehrkrankenhaus Ulm: Dort sollen von 2024 bis 2032 in acht großen Maßnahmen 130 Millionen Euro verbaut werden. Voraussichtlich 2025 soll der Ersatzneubau der Hochschule Esslingen fertiggestellt sein. Das Land investiert in den neuen Standort in der Weststadt etwa 146 Millionen Euro.
Auch bei den für den Naturschutz wichtigen Flächen hat das Land wieder Geld ausgegeben. 2019 wurden als Beitrag gegen das Artensterben etwa 90 Hektar naturschutzwichtiger Flächen erworben – zwölf Hektar mehr als 2018. Der Schwerpunkt lag erneut auf dem Erwerb schützenswerter Moore; dafür wurden 20 Hektar Moorflächen angekauft. Der Gesamtumsatz der Staatlichen Vermögens- und Hochbauverwaltung habe im vorigen Jahr bei rund 2,2 Milliarden Euro gelegen, sagte Ipach-Öhmann. Darin enthalten seien auch die Kosten für Gebäude- und Immobilienmanagement sowie das Personal.
Preissteigerung von 4,5 Prozent einkalkuliert
Zu schaffen machen den Landesbauherren weiterhin die Preissteigerungen auf dem Bausektor. Kalkuliert werde mit etwa 4,5 Prozent. Die Zuwächse fänden aber nicht gleichmäßig statt, sondern seien unterschiedlich von Gewerk zu Gewerk. Teilweise fielen die Ausschreibungsangebote deutlich über den Erwartungen aus; mitunter wurde aber auch gar kein Angebot gemacht, sodass die Ausschreibung wiederholt werden musste.
Eine andere Sorge ist der Fachkräftemangel insbesondere im Bereich der Elektrotechnik oder Gebäudeautomatisierung. Da ringt das Land mit den freien Büros um dieselben Ingenieure. Mit Verweis auf das „schwierige Fahrwasser“, in das einige große Unternehmen im Land durch die Krise nun kämen, hofft man jedoch auf mehr Zuspruch der Bewerber in naher Zukunft.
Probleme bei DHBW-Neubau: Vertrag gekündigt
Noch ganz gut sei die Bewerberlage bei den Architekten. Die Lücke zu den freien Büros sei da nicht so groß, sagt Ipach-Öhmann. In dem Bereich stehe das Land als attraktiver Arbeitgeber da. Insgesamt sind beim Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg 2098 Personen fest beschäftigt, beim Landesbetrieb Bundesbau sind es 717 Beschäftigte.
Nachteilig wirken sich infolge des nur langsam abkühlenden Baubooms die voll ausgelasteten Kapazitäten und der Personalmangel bei den Fachplanungsbüros aus. Da gerieten immer wieder Zeitpläne durcheinander, sagt Splett. Erst vorige Woche sei der Vertrag mit einem Architekturbüro gekündigt worden, das für den Neubau der Fakultät Technik an der DHBW Stuttgart zuständig war. Die Aufgaben seien über längere Zeit nicht so erfüllt worden, wie es für einen geregelten Planungsablauf nötig sei. „Es gibt Fälle, wo das Land reagieren muss“, sagt die Staatssekretärin. „Manchmal geht es nicht anders.“ Die Baustelle wird wieder mehr unter die eigenen Fittiche genommen.