Der Zalando-Komplex auf dem Lahrer Flugplatzgelände Foto: Bildstein

Es gibt fast 60 positive Fälle - viele weitere sind in Quarantäne. Der Betrieb bleibt zwar offen, Konsequenzen gibt es aber dennoch

Lahr - Ein Corona-Ausbruch schockt Zalando: Knapp 60 Mitarbeiter haben sich in Lahr mit dem Virus infiziert. Eine Betriebsschließung sei nicht notwendig, sagt das Gesundheitsamt. Konsequenzen gibt es aber dennoch: Ab sofort gilt die 3 G-Regel.

Wer in den vergangenen Tagen die Corona-Zahlen im Ortenaukreis verfolgt hat, dem ist nicht entgangen, dass der Großteil der Neuinfizierten aktuell in Lahr verzeichnet wird. Zwar gibt es nach Auskunft des Landratsamts nach wie vor ein sogenanntes diffuses Geschehen – nach LZ-Informationen aber auch einen "Hotspot": das riesige Logistikzentrum des Modegiganten Zalando auf dem Flugplatzgelände.

Wie ist die Lage bei Zalando?

Das Unternehmen musste in Lahr schon einmal eine Viruswelle ausstehen. Im Mai vergangenen Jahres waren fünf Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Nun sind es deutlich mehr. Zwar nannte das Gesundheitsamt in Offenburg "aus datenschutzrechtlichen Gründen" keinen Namen, bestätigte auf Nachfrage aber ein "Ausbruchsgeschehen in einem großen Lahrer Betrieb". Laut Behördensprecher Kai Hockenjos sind dort 57 Angestellte erkrankt. Zalando hat seine Mitarbeiterzahl in den vergangenen Monaten deutlich aufgestockt – von etwas mehr als 1000 auf aktuell rund 2200.

Kennt man den Ursprung des Ausbruchs?

Seit Sommer 2020 bietet Zalando nach eigenen Angaben an allen Standorten kostenlose Corona-Tests für Mitarbeiter an. In Lahr sei das Angebot seitdem rund 50 000 Mal in Anspruch genommen worden, erklärt Sprecherin Katharina Hein, allein 4000 Mal in der vergangenen Woche. "So haben wir den Großteil der Fälle selbst entdeckt." Eine Cluster-Bildung, also geballte Infektionen, habe man dabei nicht feststellen können. Hein: "Wir gehen davon aus, dass das Virus vereinzelt hereingetragen wurde, vor allem durch Reiserückkehrer."

Was gilt nun für die Erkrankten und ihre Angehörigen?

Von den erkrankten Mitarbeitern des betroffenen Betriebs leben laut Hockenjos 34 im Ortenaukreis. Sie müssen nun zehn Tage in Quarantäne. Das gleiche gelte für weitere 40 enge Kontaktpersonen, die nicht geimpft sind. Nach LZ-Informationen sind unter den Infizierten auch bereits Immunisierte und Genesene.

Hat sich Zalando etwas zuschulden kommen lassen?

Das Gesundheitsamt hat sich laut Sprecher Hockenjos in dem Unternehmen umgesehen und "kaum etwas zu beanstanden" gehabt. Nur an der Lüftung habe es "leichten Optimierungsbedarf" gegeben. "Dies wurde auch gleich umgesetzt", so der Sprecher. Zalando verweist seinerseits auf sein "umfassendes Hygienekonzept" – das nun erweitert wird: Im Betrieb gilt ab sofort die 3G-Regel. Mitarbeiter erhalten nur noch Zutritt, wenn sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind.

Gab es Überlegungen, den Betrieb dichtzumachen?

Nach dem Corona-Ausbruch wurden aus dem Umfeld des Unternehmens Stimmen laut, die eine sofortige Schließung forderten. Hockenjos relativiert: "Dies wäre aus unserer Sicht unverhältnismäßig und überzogen, nicht zuletzt, weil sich der Betrieb sehr kooperativ zeigt." Am Wochenende habe es auf Veranlassung des Gesundheitsamts zusätzliche Tests gegeben, ohne weiteres positives Ergebnis. "Die Lage ist unter Kontrolle", so der Behördensprecher.

Impfen am Arbeitsplatz

Laut Statistik finden die meisten Corona-Infektionen am Arbeitsplatz statt – mehr als ein Zehntel der nachvollziehbaren Ausbrüche, sagt das Robert-Koch-Institut. Der Online-Versandhändler Zalando unterbreitet allen Mitarbeitern ein kostenfreies Impfangebot während der Arbeitszeit. Damit will das Unternehmen "zur allgemeinen Immunisierung der Gesellschaft beizutragen", sagt Sprecherin Katharina Hein. Seit Beginn der Impfkampagne im Juni seien in den betriebseigenen Impfzentren in ganz Deutschland mehr als 5000 Termine vergeben worden, davon exakt 638 am Standort Lahr.