Da Bach na - im Ferrari.Eine Aufnahme aus dem Jahr 2006 Foto: dpa

In Schramberg fährt man am Fasnetsmontagehen maskierte "da Bach na". So auch heute.

"Schaffa, schaffa, Häusle baua und net nach da Mädle schaua!" gilt als der Schwaben Motto. In Schramberg sehen die Fastnachter das anders, bei denen die Schönheiten des Städtles seit alters notorisch hoch im Kurs stehen - und die vor neun Jahrzehnten schon für den freien Fasnetsmontag stritten: An ihm fahren seit einem Dreivierteljahrhundert Maskierte "da Bach na". So auch heute.

Weltberühmt ist diese "Schifffahrt" auf der Schiltach: Waschzuber mit fantasievoll gebastelten Aufbauten rauschen mit ihrem Steuermann, der zugleich ihr Erbauer ist, den Kirchenbach hinab. Die Zuschauer mögen jenseits der Freude am Spektakel ein Sinnbild ihrer eigenen Lebenspläne erkennen: Exemplarisch ist dies Scheitern Hochgestimmter - und doch ist die gespielte Resignation eine frohe, geben die Schiffbrüchigen ihr gekentertes Gefährt auf. Nicht jeder ist freilich mit "Patschnass" zu grüßen, manch einer bleibt "furztrocka", auch wenn der "Kanal voll" ist: Es gibt noch Hoffnung auf ein gelingendes Leben.

Gerade in Schramberg, wo zurzeit vieles "da Bach nageht": Fabriken werden stillgelegt, Kulturdenkmaler abgerissen, Krankenhäuser geschlossen. Was bleibt den tapferen Schwarzwäldern aus der einstigen Uhrenmetropole da anderes als der Tanz auf dem Vulkan oder die waghalsige Fahrt auf den Wogen der Schiltach?

Die Narretei in Schramberg ist althergebracht; die Zunft feiert ihren hundertsten Geburtstag, und vor 75 Jahren wurden die ersten Zuber zu Wasser gelassen. Das "Junge Parlament" wollte es so, das 1922 als "feine Biergemeinde" sich konstituierte. Seine Mitglieder waren die Söhne von Geschäftsleuten und Kleinunternehmern, die zusammenfanden, um Freundschaft, Geselligkeit und Narretei zu pflegen. Der zündende Einfall zur ersten "Kanalfahrt" 1936 kam den Parlamentariern nach der Kanalisierung des Kirchenbachs, einer Notstandsmaßnahme, und angesichts der Notwendigkeit, das protestantische Arbeitsethos der Großunternehmerfamilie Junghans zu unterlaufen, Fasnetsferien zu erzwingen.

Das gelang mit der Zeit. Das "Event" des Jahres 1936 verfestigte sich zum Brauch. Und die Wissenschaft deutete ihn - als "Fastnachtsulk von Flößern" in vergangenen Jahrhunderten. Oder als Wiederkehr des Schiffskarrens (carrus navalis), den Karl Simrock den Germanen andichtete?

Die Männer, die die "Bach-na-Fahrt" erfanden, dachten nicht daran, was sie nach Ansicht dieser Kulturwissenschaftler hätten tun müssen. Doch fanden sich führende Nationalsozialisten unter den Erfindern, darunter der erste Bach-na-Fahrer Siegfried Kummer, Sonderkommissar für polizeiliche Angelegenheiten. Dass die Narrenhymne "Da Bach na, da Bach na mit Kummer und mit Sorgen" sich gegen den Genannten und seine Kampfgenossen gerichtet haben soll, die bald antisemitische "Judenzuber" bauten, ist eine fromme Mär.

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