Bürgermeister Armin Elbl, Till und Büttel (von links) beim Wernauer Schulsturm. Foto: Ines Rudel

Am Schmotzigen Donnerstag ziehen Wernauer Hästräger durch den Ort und befreien die Schüler vom Unterricht. In Berkheim tagte das Narrengericht und der Stadtteil feierte.

Für die Laichles-Hex Tanja Mauch hat der Schmotzige Donnerstag mit dem närrischen Sturm auf die Wernauer Schulen begonnen. „Die strahlenden Gesichter der Kinder zu sehen, das ist einfach toll“, sagt die Mutter zweier Kinder. Dass sie ihren Sohn aus dem Klassenzimmer befreien und zur Fasnet einladen durfte, hat ihr besonders gefallen. Im Kreis Esslingen feierten die Hästräger ausgelassen den Auftakt der närrischen Tage. In Berkheim tagte das gestrenge Narrengericht.

Wernau ist eine Hochburg der Fasnet

Neben Neuhausen ist die katholisch geprägte Stadt Wernau eine der Fasnetshochburgen im Kreis Esslingen. Seit 1983 gibt es die Maskengruppe Laichleshexen. „Wir haben richtig viel Spaß zusammen“, schwärmt Tanja Mauch, die keine gebürtige Schwäbin ist. Der Name der Hexen ist vom Laichleswald abgeleitet, der sich auf der Gemarkung Pfauhausen befindet. Ihre schwarzen Röcke sind mit schwarzen und roten Streifen aus Filz besetzt. Das nähen die Hexen alles selbst. Die Holzmaske stammt von einem Profi-Schnitzer.

Pünktlich um 8.30 Uhr lud der Zunftmeister Markus Mirbauer die Närrinnen und Narren ins Vereinshaus ein, um den tollen Tag zu beginnen. Mit einem Glas Sekt starten die Narren zum Schulsturm. „Wir gehen in alle Schulen und auch ins Altenheim“, sagt Zunftmeisterin Rita Zink. In der Schlossgartenschule hatten sich die Jungen und Mädchen nicht nur als Bienen verkleidet. Lustige Tierkostüme waren sehr gefragt. Die Hästräger hießen sie herzlich willkommen, und das nicht nur, weil dann der Unterricht ausfällt. Viele nutzten die Gelegenheit, die Heckarutscher oder Geesgassdeifl in ihren bunten Häs aus der Nähe zu bestaunen.

Narrensuppe auf dem Stadtplatz

Nach dem Sturm auf die Schulen verkaufen die Stadträte auf dem Stadtplatz die legendäre Narrensuppe. Um 13 Uhr wird der Narrenbaum gestellt, dann liefern sich Bürgermeister Armin Elbl und der Wernauer Till, eine der Traditionsfiguren, ein Wortgefecht. Dann ist in der Stadt buchstäblich die Hölle los.

„Bei uns gehört die Fasnet einfach dazu“, schwärmt Andrea Redle. Die weit gereiste Wernauerin haut bei den Bodenbach Symphonikern auf die Pauke. Guggenmusik, die mag sie. Über die Fasnet nimmt sie sich Urlaub – wie viele andere Narren im Kreis Esslingen auch. „Es steckt sehr viel ehrenamtlicher Einsatz darin, die vielen Veranstaltungen vorzubereiten“, lobt Zunftmeister Mirbauer seine engagierten Kräfte. Dennoch steht für den Zunftmeister an den tollen Tagen der Spaß im Vordergrund. Ein Höhepunkt ist das Narrengericht am Freitag mit Hexentanz und nächtlicher Feuershow.

Gute Gemeinschaft und Brauchtumspflege

Bei den Berk-Hexen und den Flegga-Kaschber in Berkheim hat die närrische Hochphase schon mit dem Nachtumzug am vergangenen Wochenende begonnen. „Wir hatten 10 000 Menschen bei unseren Veranstaltungen“, sagt der Zunftmeister Marc Trautmann. Dazu kamen die 2000 Hästräger , die durch die Straßen marschierten. Für den 29-Jährigen ist es jedes Jahr ein Höhepunkt, sein Häs am 6. Januar aus dem Schrank zu holen. „Uns geht es um gute Gemeinschaft und Brauchtumspflege.“ Während der närrischen Tage hat sich der Produktionsmitarbeiter eine Woche Urlaub genommen, denn der Terminkalender seiner Flegga-Kaschber ist prall gefüllt. Nach dem Narrengericht am Donnerstag steht am Samstag der Umzug in Wernau auf dem Plan. Am Sonntag geht es für die Flegga-Kaschber in den Nachbarort Neuhausen, am Montag nach Wangen im Allgäu in eine der schwäbisch-alemannischen Hochburgen und am Dienstag nach Stuttgart-Hofen. „Es ist einfach schön, sich mit anderen Gruppen aus der Region zu vernetzen“, findet Trautmann. Gemeinsam die Tradition zu pflegen, das macht ihm Freude.