Erinnerungsfoto aus anderen Zeiten: Die Rohrer Waldhexen 2020 bei einem Umzug in Wernau. Foto: Archiv Ines Rudel

Narrenzünfte und Karnevalisten auf den Fildern rechnen nicht mehr mit einer ungetrübten Feiersaison Anfang des kommenden Jahres. Manche erwägen coronabedingt interne Kleinveranstaltungen. Doch die sind schwierig, zu finanzieren.

Stuttgart - Die Fasnets- und Karnevalvereine auf der Filderebene gehen aufgrund der Corona-Pandemie und der Maßnahmen zu deren Eindämmung von erheblichen Beeinträchtigungen ihrer Festivitäten und Aktivitäten während der Narren-Saison 2020/21 aus. Ehe es zu Absagen von Hexenbällen, Prunksitzungen und Umzügen Anfang 2021 kommt, wollen die Vereine jedoch abwarten, ob sich kleinere – etwa auf Vereinsmitglieder beschränkte – Faschingsversionen mit den dann geltenden Hygieneregeln vereinbaren lassen.

Doch auch verkleinerte Faschingsfeste sind nicht gewiss: „Falls zu wenige Leute in die Halle dürfen, dann sagen wir das ab“, sagt Monika Münzenmayer, die Vorsitzende der Rohrer Waldhexen, zum Ausblick auf den traditionellen Hexenball in der Vaihinger Österfeldhalle. Denn unterhalb einer Mindestzahl an Teilnehmern sei eine derartige Veranstaltung nicht finanzierbar. Deshalb gilt bei den Waldhexen: „Wir warten ab.“

Eine eventuelle Absage des Hexenballs „wäre sehr schade für alle unsere Mitglieder, die sich das ganze Jahr darauf freuen und darauf hinarbeiten“, sagt Münzenmayer. Sie sagt auch: „Natürlich gibt es im Leben Wichtigeres als die Fasnet.“ Zum Ende des laufenden Jahres wollen die Rohrer Waldhexen entscheiden, was geschieht, und was nicht. Die persönliche Einschätzung der Vorsitzenden lautet allerdings: „Das wird nichts, weil es sich nicht rechnet.“

20 Plätze für 100 Aktive?

Ähnliche Probleme beschäftigen Mirja Brosig, die Zunftmeisterin der Siebenmühlental-Hexen in Musberg: Deren Hexenball findet normalerweise am dritten Samstag im Januar statt, aber nach den derzeit geltenden Hygiene-Vorschriften dürften sich nur 20 Personen gleichzeitig im Bürgersaal aufhalten, sagt Brosig: „Aber wir sind über 100 Aktive.“ Spätestens im November will die Narrenzunft entscheiden, „ob wir Karten drucken oder nicht. Aber es wird sich wohl vorher abzeichnen“.

Wenn der Hexenball ausfiele, sagt Brosig, wäre das „schade, aber auch ein bisschen eine Chance, dass man zu den Ursprüngen zurückkehrt“. Kleinere Fasnets-Aktivitäten würden in diesem Fall „mehr auf die Zunft bezogen“ stattfinden: Neue Hexen könne man auch zunftintern im Freien einführen und die Fasnet „mehr für uns“ begehen. Die Straße will man auf jeden Fall dekorieren, denn Fasnet sei ja unabhängig davon, in welchem Rahmen man sie feiern könne. Falls möglich, wolle man „durch den Ort ziehen“.

Auf interne Lösungen setzt auch die Gesellschaft Die Filderer. Zwar hat der Verein das für Mitte November geplante sogenannte Ordensfest bereits im Juli abgesagt, dennoch planen die Filderer laut ihrem Sprecher Michael Stollsteimer nun mit einer kleinen, vereinsinternen Variante. Noch unklar ist, ob die für den 30. Januar 2021 angesetzte Prunksitzung stattfinden kann: „Wir kommen aus den Verträgen mit den engagierten Künstlern nicht raus, aber wir können auch keine Karten verkaufen“, sagt Stollsteimer. Auch bezüglich der Prunksitzung werde eine interne Veranstaltung zumindest in Erwägung gezogen.

Das finanzielle Risiko ist zu groß

Der Gardetanz spielt bei den Filderern eine große Rolle, doch alle Turniere im laufenden Jahr habe man abgesagt, auch das Leinfelden-Echterdinger Qualifikationsturnier Anfang November. „Das finanzielle Risiko ist einfach zu groß“, sagt Stollsteimer. Was die Aktivitäten im Jahr 2021, auch die Teilnahme an etwaigen Umzügen, betrifft, müsse man noch abwarten: „Wir rechnen nicht groß damit, dass die Kampagne stattfinden kann.“

Die großen Umzüge, etwa der in Neuhausen, stehen ohnehin auf der Kippe. „Ich kann mir unter Corona-Bedingungen keinen Umzug mit 50 000 Zuschauern und 3000 Beteiligten vorstellen“, erklärte Ronald Witt, der Vorsitzende des Narrenbunds Neuhausen, unlängst gegenüber unserer Zeitung.