Allerlei bunte Gestalten zogen am Sonntag durch die Straßen der Salamander-Stadt. Foto: avanti/Ralf Poller

Kornwestheim wurde am Sonntag zur Narrenhochburg: Gut 2300 Fasnetsfreunde aus ganz Baden-Württemberg hatten für den Umzug in der Salamander-Stadt ihr Kommen angekündigt – das ist beinahe ein Zehntel der Bevölkerungszahl.

So ähnlich müssen sich die Einwohner von Touristenhochburgen fühlen: In sonst beschaulichen Anwohnerstraßen fanden Einheimische ab dem frühen Sonntagvormittag keinen Parkplatz vor ihrem Haus mehr. Wohl denen, die eine Garage oder wenigstens einen Stellplatz hatten. Stattdessen reihten sich die Autos von früh gestarteten närrischen Menschen aus Nah und Fern an den Straßenrändern. Andere suchten im Schleichverkehr immer noch vergeblich nach einem Parkplatz.

 

Umso ausgelassener die Stimmung bei denen, die später beim Umzug den Temperaturen um den Nullpunkt trotzten: Hexen waren da eindeutig im Vorteil. Unter ihrem Häs ließen sich wunderbar wärmende Kleidungsschichten verstecken. Gelegenheit zum Aufwärmen von innen gab es schon vorher auf dem Kornwestheimer Marktplatz, wo zum ersten Mal mehrere Foodtrucks und Getränkewagen Station gemacht hatten.

Tierische Kostüme sind vor allem beim Nachwuchs im Trend

Beinahe 90 Vereine mit Hästrägern, Funkenmariechen, Guggenmusikern und Motivwagen hatten ihr Kommen angekündigt. Die Kornwestheimer Karnevalsvereine mit ihren bunten Gruppen steuerten an der Spitze des Zuges in der Johannesstraße schon auf das Auge im närrischen Orkan zu. Weiter hinten im Zug hielten sich an der Stotzstraße andere Funkenmariechen, Hexen und große und kleine Narren noch bei einem Tänzchen zum Faschingshit „Der Zug hat keine Bremse“ warm.

Gruselig? Nein, die Hexen haben ein Herz für Kinder. Foto: avanti/Ralf Poller

Bei den Kinderkostümen waren tierische Einteiler besonders im Trend: Bärchen tollten da ebenso am Straßenrand herum wie Fuchskinder, Schlittenhunde oder Mini-Drachen. Oberbürgermeister Nico Lauxmann brachte im Piratenkostüm großzügig süßes Beutegut von seinen Raubzügen unters närrische Volk. Maskenträger mit Kleidung aus bunten Stofffetzen, Blättern aus Filz oder zotteligem Fell von verschiedensten wilden Untieren trieben allerlei Schabernack mit denen, die vorne in den dichten Reihen der Zuschauer standen und sorgten für ein fröhliches Farbenspiel unter dem winterlich grauen Himmel.

Gemeinderat soll in „Lurchi-Security“ geschult werden

OB Lauxmann hatte schon beim Narrensturm aufs Rathaus am Tag zuvor im Piratenkostüm Assoziationen an die wilde See, und nicht mehr wie im letztjährigen Lurchi-Kostüm an den mittlerweile für kurze Zeit am Stadtparksee beheimateten Salamander, geweckt. Dennoch war der Lurch wichtiges Thema. Am See sei er ja nun durch feige Mörder „gemeuchelt“ worden, beklagten die Vertreter der Karnevalsvereine.

Das Rathaus in Kornwestheim wurde bereits am Samstag gestürmt. Foto: Simon Granville

Was denn der OB zu tun gedenke, um sein Versprechen von einer ganzen Lurchi-Familie im Stadtgebiet zu halten? Es werde einen „Lurchi auf Tour“ geben, versprach das Stadtoberhaupt. Dieser werde an verschiedenen fotogenen Plätzen Station machen. Damit dem „Tour-Lurchi“ nicht ähnlich Schlimmes widerfahre wie dem stationären, verordnete Faschingsprinzessin Ilka I. dem gesamten Gemeinderat eine Schulung zur „Lurchi-Security“.


Er werde sein Gemeinde-Schiff sicher steuern, hatte Pirat Nico Lauxmann versprochen. Den Narrenumzug feierten alle fröhlich gemeinsam, und nur Polizeifahrzeuge an wichtigen Stellen erinnerten daran, dass das in diesen Tagen nicht unbedingt immer und überall selbstverständlich ist.