Noch lachst Du, Bürgermeister Armin Elbl zu Wernau, aber bald musst Du deine Missetaten bereuen! Foto: Ines Rudel

Ausgelassen und zu allerhand Schandtaten aufgelegt – so präsentieren sich die Narrenzünfte bei den Rathausstürmen in Wernau und Neuhausen. In den übrigen Kreisgemeinden bleibt es ruhig, aber in den Fasnetshochburgen herrscht der Ausnahmezustand.

Wernau/Neuhausen - Au Backe, Schultes, das wird teuer: Die Wernauer Verkehrsinseln hat er verschandelt, das Hallenbad Quadrium schließt er über den Mittag, weswegen sich die Badegäste auf der Straße den Allerwertesten abfrieren, und auch die Stellplätze im Wernauer Parkhaus hat er fremdvermietet, so dass kein einziger Wernauer mehr Platz findet. Das Sündenregister, das ihm die Wernauer Narrenzunft am Schmotziga Dorstich vorbetete, war so lang wie der Stau auf der Kirchheimer Straße, weil der Schultes natürlich wieder keine gescheiten Ampeln hat bauen lassen.

Sie setzen zum Sturm auf das Rathaus an

Und was macht der Schultes Armin Elbl zu Wernau? Grinst frech von der Rathausbalustrade, statt reuig in Sack und Asche zu gehen! Gibt sogar im Robin-Hood-Gewand dem Narrengericht noch übermütig Widerworte. Als ob das nicht genug wäre, reckt er auch noch triumphierend den Stadtschlüssel. Kein Wunder, dass die Geesgass Deifl, die Brotloibla, die Hexen und die anderen Figuren der Narrenzunft Wernau über eine Drehleiter zum Sturm auf das Rathaus ansetzen.

Etwa 2000 Feiernde, darunter vielleicht 300 Hästräger, haben sich von 12.30 Uhr an am Wernauer Rathausplatz versammelt, um die fünfte Saison zu eröffnen. Zuvor hatten die zünftigen Maskenträger schon die Schulen gestürmt und die Schüler aus den Klassenzimmern befreit. Während die Lehrer angebunden waren, tanzten die Kinder fröhlich in Kostümen über die Bühne am Rathausplatz. Viele Besucher waren von außerhalb. Claudia Mayer aus Altbach kommt jedes Jahr auf die Fasnet, einfach „weil es so schön ist, und weil hier was los ist.“

Klaus Thon wohnt zwar in Ebersbach, ist aber ein alter Wernauer, natürlich fährt er zum Auftakt der närrischen Saison in seine Heimatstadt, vor allem der guten Stimmung wegen. Die erreicht gerade ihren Höhepunkt, als die Narren im Rathaus verschwinden, und erst mal nicht wieder erscheinen. „Am Rathaus geht halt alles etwas langsamer“, mutmaßt unten aus dem Publikum Rita Zink, die berühmte Fleckarätsch und Schwertgosch der Wernauer Fasnet, die durch das Programm führt. Eins muss man Armin Elbl lassen, er verteidigt sein Rathaus mannhaft.

Der Gemeinderat verkauft Bohnensuppe

Der Gemeinderat hat sich längst in Sicherheit gebracht und verkauft Bohnensuppe vor der sogenannten Hölle, den zur Kneipe umfunktionierten Rathausgaragen. Die Verwaltung feiert seit einer Stunde. Besonders schön anzusehen ist Petra Pölsterl von der Stadtkämmerei. Sie hat sich als Tintenfisch verkleidet, ihre Kollegin gar als buntes Korallenriff. Die auch sonst auf dicke Fische spezialisierte Abteilung hat passend zum Quadrium das Thema „Aquadrium“ gewählt, und eine Kollegin sorgt mit charakteristischen Flossen auf dem Kopf für Hai-terkeit.

Doch Armin Elbl war nicht der einzige Schultes, der am Donnerstag in Bedrängnis geriet. Die Narren in Neuhausen setzten dort erst gegen 19 Uhr zum Sturm an. „Vorher sollten die ruhig noch was schaffen“, mögen sich die Bauze von Neuhausen gedacht haben. Diese närrischen Kobolde waren noch radikaler als ihre Wernauer Ko-Narren. Sie forderten gar, den Bürgermeister in die grüne Tonne oder den gelben Sack zu stecken. Immerhin, in Wernau hatte der Schultes wenigstens noch Gelegenheit, seine närrischen Missetaten wieder gut zu machen. Armin Elbl verteilte nach dem Narrengericht kleine „Wehla“, ein Laugengebäck in W-Form, um das Narrenvolk gnädig zu stimmen.