Der "Schmotzige Dunschtig" hat für viele Narren in der Region noch mit Schnee und Regen begonnen - der Fastnachts-Begeisterung tat das in Weingarten, Fischbach, Waldkirch oder Rottweil aber keinen Abbruch. Zahlreiche Bürgermeister mussten ihre Schlüssel abgeben.
Der "Schmotzige Dunschtig" hat für viele Narren am frühen Morgen in der Region noch mit Schnee und Regen begonnen - der Fastnachts-Begeisterung tat das in Weingarten, Fischbach, Waldkirch oder Rottweil aber keinen Abbruch. Für zahlreiche Bürgermeister wurde es dagegen ernst: Sie mussten ihre Schlüssel abgeben. Nun regieren die Narren.
Stuttgart - Er hat sich mit Händen und Füßen gewehrt, aber am Ende musste Oberbürgermeister Markus Ewald seinen Rathausschlüssel rausrücken: In der Stadt Weingarten (Landkreis Ravensburg) haben seit Donnerstag die Narren das Sagen, das Stadtoberhaupt (parteilos) ist bis Aschermittwoch abgesetzt. „Mir besetzet dieses Haus, OB, dann isch's Regiera aus“, rief Vizezunftmeister Thomas Gössling von der Plätzlerzunft. So wie Ewald ging es am „Schmotzigen Dunschtig“ vielen Bürgermeistern im Südwesten: In zahlreichen Städten und Gemeinden wurden die Rathäuser gestürmt.
Zuvor waren viele Narren schon in aller Herrgottsfrühe in die heiße Phase der schwäbisch-alemannischen Fastnacht gestartet: Noch im Morgengrauen kamen sie vielerorts zusammen, um Anwohner mit Musik und Krach zu wecken. So zieht in Pfullendorf beispielsweise die Schnellergilde ab 5.00 Uhr morgens durch die Straßen, in Überlingen übernimmt der Spielmanns- und Fanfarenzug das Wecken ab sechs Uhr.
Dabei mussten sich die Narren teils warm anziehen: In manchen Orten - beispielsweise am Bodensee und in Oberschwaben - hatte es über Nacht noch geschneit. Im Laufe des Vormittags ging der Schnee aber oft in Regen über, auch die Sonne kam vereinzelt raus.
Besser als den Bürgermeistern erging es vielen Schülern im Land: Sie wurden von den Narren „befreit“. Im Friedrichshafener Stadtteil Fischbach am Bodensee zogen beispielsweise Brunnisach-Hexen und Bächlesfischer die Rektorin Christine Waggershauser in einem Netz aus der Grundschule.
Auch im badischen Waldkirch (Kreis Emmendingen) wurden mehr als 1000 Schulkinder von Mitgliedern der Krakeelia-Zunft vom Unterricht befreit. Kandelhexen, die Kläpperlegarde oder Bajasse versorgten die Schüler mit Bonbons und warfen Konfetti. Rund 300 verkleidete Kinder aus den örtlichen Kindergärten stürmten das Rathaus und verbreiteten fastnachtliche Stimmung.
Am Abend tagt dann traditionell die närrische Justiz
In der Hochburg Rottweil gehört der „Schmotzige“ traditionell den Kleinen. Während der eigentliche Höhepunkt erst am Montag mit dem Narrensprung kommt, waren am Donnerstag in der ganzen Stadt kostümierte Schüler unterwegs. Am Abend wird es traditionell derb: Dann drängen sich die Narren in die Säle und Gaststätten und harren gespannt der „Schmotzigen“-Gruppen, die die Obrigkeit gehörig durch den Kakao ziehen.
Im Breisgaustädtchen Staufen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) wurde am Vormittag ebenfalls das Rathaus gestürmt. Bürgermeister Michael Benitz (parteilos) wurde von großen wie kleinen Narren der Schelmenzunft entmachtet. Blau-weiß gekleidete Schelme, traditionell maskierte Mittwocher und Schnurrewieber nahmen dem Stadtoberhaupt den Rathausschlüssel ab und zogen bei strahlendem Sonnenschein durch die Stadt.
Am Abend tagt dann traditionell die närrische Justiz: Vor dem Stockacher Narrengericht im Landkreis Konstanz muss sich in diesem Jahr Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) verantworten. Die Verhandlung gehört zu den Höhepunkten der schwäbisch-alemannischen Fastnacht im Südwesten. Bei einer Verurteilung durch das „Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken“ droht eine Strafe, die in Eimern Wein gemessen wird. Dabei fasst jeder Eimer 60 Liter. Der Rebensaft muss an die Narrenrichter geliefert werden.