Mancherorts an Rems und Murr rieselt das Konfetti mangels Narretei ins Leere. Foto: 134303032

Mit dem Schmotzigen Donnerstag beginnt die heiße Phase der Fasnet. Im Rems-Murr-Kreis haben die Narren jedoch nicht überall leichtes Spiel.

Waiblingen - Eins vorab: Vollständigkeit können wir für diese Übersicht absolut nicht reklamieren. Denn in der ehemaligen Narren-Diaspora im Rems- und Murrtal haben mittlerweile begeisterte Fasnachter und Karnevalisten – fast – überall für Remedur gesorgt. Sie haben diesem Donnerstag seit 51 Wochen entgegen gefiebert, seit am vergangenen Aschermittwoch Schluss mit Lustig war. Von Fellbach bis Plüderhausen und von Großerlach bis Waiblingen gibt es jede Menge Umzüge und Partys für alte und junge Narren.

Dem Oberbürgermeister werden die Leviten gelesen

Am Schmotzigen Donnerstag blasen die Narren zum Sturm auf die Rathäuser. Um 15.59 Uhr schwingen sich etwa die Schella Hexa Rudersberg auf ihre Besen und fahren dem Schultes Martin Kaufmann vom Rathausplatz her in die Amtsgeschäfte. Unterstützt werden sie dabei von den „Gmendr Gassafetza“. In Murrhardt wird um 17.30 Uhr zum Sturm auf das Rathaus geblasen. Bei dieser Gelegenheit werden auch noch die jungen Narren getauft. Dort gibt es übrigens zwei verschiedene Sorten von „Narrensamen“: Die Tröpfle gehören zu den Wasserfratzen, die Flämmle zu den Feuerbartheln. Außerdem gibt es noch den Nachtkrabb, den Hotz und das Hexenturmweible, närrische Einzelfiguren, die nun während der Fasnet ihr Unwesen im Flecken treiben dürfen.

Die Schorndorfer Hexen sind von 15 Uhr an auf die Herrschaft vor Ort aus. Unterstützt von der Guggenmusik „Nodabiarg“ aus Donzdorf (Kreis Göppingen) und einer Tanzgarde der Schorndorfer Musik- und Tanzvereinigung wollen sie dem Oberbürgermeister Matthias Klopfer und seinen Amtsleitern die Leviten lesen. Zuvor besuchen die Narren verschiedene Punkte in der Stadt, unter anderem ein Altenpflegeheim. Alle Interessierten sind zum Rathaussturm eingeladen, gern kostümiert. Der Oberbürgermeister, heißt es, gehe dabei mit gutem Beispiel voran.

In Weinstadt haben die Narren kapituliert

Im überwiegend protestantischen Rems-Murr-Gebiet gab es erst Mitte des 20.Jahrhunderts Karneval oder Fasnet, als Flüchtlinge aus katholischen Gebieten hierher kamen. So entstand der Backnanger Karnevalsclub im Jahr 1956 aus einem katholischen Männerstammtisch. Frauen durften dort anfangs nicht mitmischen, bis man(n) während der ersten Saison merkte, dass mit Frauen doch mehr Stimmung aufkommt. Heute hat der Club mit Gabi Kallfaß sogar eine Präsidentin.. Am Freitag um 19.33 Uhr kann man sich von diesem Lernerfolg auf der Prunksitzung des BKC im Bürgerhaus überzeugen.

Widerstand gegen Fasnachtstreiben gibt es aber immer noch. Zwar haben die Narren im pietistischen Schorndorf nach jahrelangen Anlaufschwierigkeiten endlich ihr Publikum gefunden. Und demonstrativ terminierte Gemeinderatsitzungen finden am Schmotzigen Donnerstag dort auch nicht mehr statt. Aber in Weinstadt ist der Rathaussturm bereits seit Jahren wieder Geschichte. Die Beutelsbacher Hexen standen mehr oder minder mit dem früheren Oberbürgermeister Jürgen Oswald allein vor dem Rathaus. Von Akzeptanz solch katholischer Umtriebe könne im pietistischen Beutelsbach nicht die Rede sein, eher von Widerstand, frotzeln Insider.

Kinderfasching und Umzüge am Wochenende

In der benachbarten Kreisstadt hat man da wieder weniger Berührungsängste. Seit Jahren stürmen die Karnevalsgesellschaft Salathengste und die 1. Waiblinger Faschingsgesellschaft unverdrossen in die närrische Kampagne. Zwar sind beide noch jung – 1977 und 1989 gegründet – doch können sie mittlerweile auf ein dicht gepacktes Fasnets- und Karnevalsprogramm verweisen. Nach dem Rathaussturm an diesem Donnerstag um 17.30 Uhr veranstalten die beiden Vereine am Samstag den großen Umzug durch Waiblingen, der um 14.30 Uhr startet. Bis 17.30 Uhr ist der Verkehr um die Altstadt eingeschränkt. Davon betroffen ist unter anderem die Marktgarage.

Am Wochenende finden vielerorts auch Kinderfaschingspartys und Umzüge statt. Die DLRG Ortsgruppe Korb lädt am Samstag um 13.51 Uhr in die örtliche Mehrzweckhalle ein. Hier darf der Narrensamen bis 16.01 Uhr ausgelassen feiern. In Winterbach wird am Sonntag der Kinderfasching gefeiert. Um 14 Uhr zieht der Umzug vom Gleisdorfer Platz zur Salierhalle, wo es närrische Musik, Fasnetsküchle und andere Leckereien gibt.