Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann hat den Schlüssel des Rathauses abgegeben an den neuen Schlossherrn Uli Schäffer. Foto: Iris Frey

Die Narren haben erfolgreich das Palmsche Schloss beim Rathaussturm erobert, obwohl der Bezirksbeirat Mühlhausen kein Geld dafür gegeben hatte.

Da sage noch einer, der Schultes in Mühlhausen könne nicht rechnen. Mit dem Bezirksbeirat vielleicht nicht, aber für seine Bürger zauberte er. Denn aus dem Nichts hat er es geschafft, dass die Narren beim Rathaussturm ihre Freude hatten.

Es ging hoch her am Nachmittag des Rosenmontag rund um das Palmsche Schloss. Schließlich hatten sich sechs Narrenzünfte angesagt, um das Rathaus zu stürmen. Mit Böllerschüssen der Schützengesellschaft Mühlhausen, Musik der Scillamännle, viel Rauch und einem schweren Rammbock.

Der Sonnenschein brachte die Narren ins Schwitzen

Auf dem Parkplatz vor dem Bezirksrathaus ging es am Montagnachmittag bunt, lustig und närrisch zu. Schlossherr Uli Schäffer von den Schlossgeistern freute sich, nach zwei Jahren Corona-Pause wieder dem anderen Schlossherrn, Schultes Ralf Bohlman, Paroli bieten zu dürfen und seine Stelle einzunehmen. Bei bestem Bilderbuchwetter mit Sonnenschein durften die Narren mehr schwitzen als frieren, als es darum ging, die Macht im Rathaus zu erobern. Und nicht nur die Aktiven der Schlossgeister im 33. närrischen Jahr ihres Bestehens, alle zogen an einem Strang.

Selbst der Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann schaute am Bezirksrathaus vorbei, was da in seinem Heimatort am Rosenmontag passiert. Und das war einiges. Schließlich musste er hören, dass der Bezirksbeirat Mühlhausen gar kein Geld für den Rathaussturm gegeben hatte. Dafür erntete das Gremium ein dreifach donnerndes „Buh“. Als besonderer Sparfuchs hatte sich nämlich neulich SPD-Bezirksbeirat Johannes Jäger erwiesen, als es darum ging, Geld für den Rathaussturm locker zu machen. Da hat er nicht einsehen wollen, dass das Gremium dafür rund 323 Euro ausgibt, etwa für Fasnetsküchle, Sekt und Karamellbonbons. Der Schultes hatte kurzerhand den Antrag zurückgezogen.

Umso herzlicher am Rosenmontag der Gruß des Schultes an die große Narrenschar vor dem Bezirksrathaus. Nebst erstmalig den Donnerhexen waren die Schlossgeister, die Ghost Busters, die Ägger Orks, die Narrenzunft Eschbachwald und die Scillamännle da. Auch die Knollenbäuche aus Münster und die Narren aus Kornwestheim boten Paroli. Und weil alle so schön miteinander feierten, bekam die zufällig anrückende Müllabfuhr auf Bitten des Schultes auch gleich ein dreifach donnerndes „Müll“ – „Abfuhr“ zugerufen.

Doch hatten die Narren geglaubt, einfach das Schloss stürmen zu können, so hatten sie sich getäuscht. Bohlmann drohte mit Pech und Schwefel zu werfen und mit einem Schlossgraben gefüllt mit Wasser in Form von drei blauen Kinderspielbecken. Angesichts des geizigen Bezirksbeirats warf Bohlmann dem närrischen Volk noch zwei Brote zu. Ohne Moos nichts los?

Der Schultes ließ Pech und Schwefel regnen

Im Gegenteil. Jetzt ging es erst recht los. Denn nun durften die Schlossgeister mit dem Rammbock antreten. Dunkle Rauchwolken taten ihr übriges. Und der Schultes ließ Pech und Schwefel aus einem großen Sack regnen – in Form von roten und schwarzen Luftballons. Es nützte nichts. Er musste sich ergeben. Die Narren drangen ins Schloss und holten ihn vors Rathaus. Er musste das bunte Narrenhäs anziehen und übergab den Schlüssel des Rathauses an Schlossherr Schäffer. Die Narren hatten die Oberhand. Die Scillamusik spielte triumphierend auf. Die Kinder durften dazu fröhlich in der Polonäse herumziehen. Bohlmanns Stellvertreter, Andreas Schröder, als Koch verkleidet, und sein Team schenkten den Kindern Getränke aus und Schokolade. Da freuten sich nicht nur die Kinder der Kita Eulennest aus Neugereut. „Wir bleiben jetzt zwei Jahre im Schloss“, kündigte Schäffer an. Und während Groß und Klein sich beim Bobfahrerlied in Rechts- und Linkskurven legten und vergnügten, freute sich Finanzbürgermeister Fuhrmann über das gelungene Fest „ohne Moos“: „Für mich hat es sogar im Palmschen Schloss noch für ein Fasnetsküchle gereicht.“ Da zeigten sich nicht nur die Nonnen aus dem Jobcenter und die Mitarbeiter aus dem Bezirksrathaus in ihren Nachthemden mit ihrem Schlachtruf am Getränkestand ganz wacker: „Hell“ – „Wach“. Bis zum nächsten Sturm. Narri Narro.