Die Mini-Blitzer und Blaue-Blitzer haben mit eingängigen Rhythmen im Martinisaal unterhalten. Foto: Peter Mann

Die große Prunksitzung der Fasnetzunft hat die Besucher des Martinisaals am Samstag viele Stunden lang den Alltag vergessen lassen. Zu jeder Menge animierender Musik und Tanz bringt eine „schwäbische Schwertgosch“ die Lacher auf ihre Seite.

Das muss man erst einmal hinbekommen: Fünf Stunden Abendprogramm zusammenstellen, ohne dass es dem Publikum auch nur eine Sekunde langweilig wird. Die Organisatoren der Fasnetzunft Kornwestheim haben das geschafft, und sie konnten dabei auf ein treues Publikum im Martinisaal zählen.

Die Fasnetzunft hat unter ihren Aktiven so viele talentierte Tänzerinnen und auch Tänzer, dass automatisch für Bewegung im Programm gesorgt ist. Bei Tanzmariechen, Blauer Garde und Aktivengarde sind die bestens einstudierte Choreografie und akrobatischen Einlagen ein Hingucker zu traditioneller Marsch- oder auch zu poppiger Tanzmusik. Die Mini-Blitzer wiederum lieben moderne Rhythmen und ebensolche Choreografien und tanzen mit so viel ansteckender Begeisterung, dass es im Publikum kaum noch jemanden auf dem Platz hält. Zum Beispiel legt ein Pärchen im Partnerlook als Sträflinge ein schönes Tänzchen aufs Parkett, während eine Leoparden-Mama mit ihrer Tochter im bunten Ballettröckchen mit Blick zur Bühne locker abtanzt. Später im Programm demonstrieren die Zunftgranaten einen getanzten typischen harten Arbeitstag im blauen Anton mit abschließender akrobatischer Pyramide.

Guggenmusik aus Renningen

Damit der traditionelle Hüpf- und Schritt-Tanz der Maskengruppe Garbenstrickle und Früchtle mit ihren großen Schellen so einheitlich ist wie an diesem Abend, muss im Vorfeld natürlich eifrig trainiert worden sein. Als musikalischer Gast überzeugt der Fanfarenzug des Musikvereins Stadtkapelle Markgröningen in traditionellen blau-gelben Uniformen. Sechs stattlich große Pauken sorgen für den kräftigen Marschrhythmus.

Später heizen die Sotano-Guggen aus Renningen gewaltig ein. Der unbändige Spaß am Musizieren und das Temperament der Truppe übertragen sich sofort auf das Publikum. An den beiden mächtigen Sousaphonen glitzern neckisch kleine Lichter. Nach Kornwestheim haben sie unter anderem den Partykracher „Cordula Grün” mitgebracht, bei dem alle aus voller Kehle mitsingen. Jürgen Frey hat seine schwäbische Version des 60er-Jahre-Hits „Balla-Balla”, in dem sich der Titel auf „auf d’ Gosch gfalla” reimt, im Rock’n’Roll-Rhythmus schon vor zwei Jahren geschrieben und bringt ihn nun live auf die Bühne.

Bei Markus Kämmles Faschingslied „Die Fasnet isch schee” singt und schunkelt das Publikum gleich begeistert mit. Alois Gscheidle ist diesmal ohne seine bessere Hälfte auf dem Weg zu einer Probe seines besonderen Gesangvereins Liederkranz. Der heiße deshalb „gemischter Chor”, weil manche darin singen könnten und manche nicht, hat sich Herr Gscheidle zusammengereimt.

Das Bronnweiler Weible Friedel Kehrer wird im Fasching des SWR-Fernsehens am 21. Februar mit ihrer Partnerin Märy auftreten. Aber auch allein bringt sie mit ihrer schwäbischen Schwertgosch alles, wie etwa die Maskenpflicht, auf den Punkt. „Manche sähet doch mit Maske viel besser aus als ohne”, hat sie beobachtet. Das Fasnetzunft-Urgestein Peter Kienzle alias Bauer auf der Durchreise ist besonders das Gendern sauer aufgestoßen. „In meim Stall steht koi Kuh mehr, sondern a Rindin.“

Der Zwerg vom Berg alias Helmut Gärtner und der Party-Graf von Liebenstein (Hagen Seeger) sorgen im Schlussteil mit entsprechenden Liedern für Stimmung, sodass die Besucher sich erst weit nach Mitternacht auf den Heimweg machen.