Die Heuler-Hexen freuen sich in diesem Jahr besonders auf den „Spaß uff d’r Gass“, denn seit der Pandemie hat kein Rathaussturm mehr stattgefunden. Foto: Imago/blickwinkel

Normalerweise stürmen Narren allerorten die Rathäuser um den Schmotzigen Donnerstag herum. Die Heuler-Hexen aus Sielmingen jedoch rücken bereits an diesem Samstag in Bernhausen an. Das hat taktische Gründe.

Es ist ein Brauch, der zur Fasnet gehört wie Masken und Spielmannsmusik: der Rathaussturm. Wenn Närrinnen und Narren mit viel Getöse landauf, landab diverse Verwaltungssitze stürmen, mit den Bürgermeistern oder anderen Würdenträgern in ein Wortgefecht einsteigen, ihnen dann doch den Hausschlüssel abnehmen und die Verwaltungsspitzen bis nach Fasching symbolisch aussperren, spätestens dann ist auch vor Ort der Höhepunkt der fünften Jahreszeit erreicht.

 

In der Regel finden die Erstürmungen am Schmotzigen Donnerstag statt, also am Tag der Altweiberfasnacht. In Bernhausen ticken die Uhren jedoch in diesem Jahr etwas anders. Der Rathaussturm der Sielminger Heuler-Hexen ist bereits an diesem Samstag, 25. Januar. Die Zunft schickt sich an, ab 14 Uhr das alte Rathaus an der Rosenstraße einzunehmen. Für den Präsidenten Rainer Kümmerle hat der sehr frühe Termin taktische Gründe. „Es gibt mittlerweile so viele Vereine, die zu irgendwelchen Festlichkeiten laden, da muss man schauen, dass man die Termine etwas entzerrt“, sagt er. Die Kampagne ist in diesem Jahr ungewöhnlich lang und dauert bis in den März hinein. Wer da auf viele Gäste hoffe, müsse sich eben ein freies Datum suchen.

Erster Rathaussturm seit der Corona-Pandemie

Die Heuler-Hexen freuen sich in diesem Jahr besonders auf den „Spaß uff d’r Gass“, wie Rainer Kümmerle sich ausdrückt, denn seit Corona hat kein Rathaussturm mehr stattgefunden. Der 25.1.25 sei für die Wiederaufnahme dieser Tradition ein prägnantes Datum, findet er. Gemeinsam mit befreundeten Zünften will man mit einem Marsch über die Rosenstraße starten, dann soll der Oberbürgermeister Christoph Traub seines Amtes enthoben werden.

Los geht es um 14 Uhr. Der Fasnetverein kündigt an, dass es vor Ort Bewirtung geben wird, gegen 16 Uhr etwa werde sich alles auflösen, denn „die Vereine haben alle noch was vor“, sagt Rainer Kümmerle.

Die meisten Vereine und Gruppen bleiben mit ihren Rathausstürmen jedoch beim Schmotzigen Donnerstag. In Stuttgart-Vaihingen etwa entern die Schwarzen Husaren traditionell an diesem Tag das Bezirksrathaus. Der Nürtinger Rathaussturm ist ebenfalls auf den 27. Februar terminiert und wird ab 17.30 Uhr mit einem Sternmarsch der Hästrägerinnen und Hästräger eingeleitet.

Auch in der Fasnetshochburg Neuhausen, wo der Narrenbund regiert, muss der Bürgermeister stets an diesem Tag den Schlüssel herausrücken. Auf dem Schlossplatz wird es auch in diesem Jahr beim traditionellen Hexentanz heiß hergehen. Start ist um 19.11 Uhr.

Am Freitag, 28. Februar, sind dann in Leinfelden-Echterdingen die Filderer dran und übernehmen ab 16 Uhr symbolisch die Geschicke im Rathaus in Leinfelden. Laut Online-Kalender der Vereine werden hierzu auch die Musberger Siebenmühlental-Hexen und die Narrenzunft Echterdingen erwartet. Am gleichen Tag findet die etwas weniger wilde Rathausbegehung der noch recht neuen Plattenhardter Zunft Feen und Brunnengoischter statt. Die Idee: ganz familienfreundlich gemeinsam mit Kindergartenkindern durchs Technische Rathaus an der Uhlbergstraße spazieren.