Als fair gehandelte Bananen verkleidet haben die Mitarbeiterinnen des Bezirksamtes in Feuerbach auf dem Wilhelm-Geiger-Platz mitgefeiert. Foto: Torsten Ströbele

Die Rathäuser in den beiden Stadtbezirken wurden gestürmt.

Feuerbach/Weilimdorf - Man muss nur laut genug sein, dann werden Bezirksvorsteherin Andrea Klöber und ihre Mitarbeiterinnen schon das Handtuch werfen. Der Plan der Feuerbacher Narrenzunft klingt simpel, aber nichtsdestotrotz war er am Donnerstag von Erfolg gekrönt.

Bock, Wolfskehlen, Schaffle und Waschweiber hatten eine große Schar an Feuerbacher Narren auf dem Wilhelm-Geiger-Platz versammelt, um den Schlüssel zum Rathaus und das Stadtkässle zu ergattern, um bis Aschermittwoch die Amtsgeschäfte von Andrea Klöber übernehmen zu können. Mit Klatsch-Pappen, einer Jahrmarktorgel und Schlagermusik aus großen Lautsprecher-Boxen trieben die Jecken die Bezirksvorsteherin schier in den Wahnsinn: „Bei so einem Saukrach kann ich nicht arbeiten! Da gehen wir lieber nach Bad Cannstatt und ruhen uns in den heißen Quellen aus.“

Der Jubel bei den Narren war groß. Sie präsentierten auch schon erste Ideen, die sie in den nächsten Tagen umsetzen wollen. Dabei geriet die Stuttgarter Straße in den Fokus: „Doch was isch des? Wo brutzelt Fisch/ do sieht mr bloß no leere Tisch?/ Auch Obst und Gemüse gibt’s nicht mehr,/ hier steht der nächste Laden leer./ Drom Narra kommt zom Straßadapp/ mir narret Stroßa auf und ab,/ bis die Vermieter kommet raus,/ und machet was aus ihrem Haus./ En Metzger für die Schafflewurscht,/ a Vinothek für seinen Durscht,/ en Fachhandel für Narregschell,/ des dät uns gfalle, Euch au, gell?!“

Am Ende fanden auch Klöber und ihre Mitarbeiterinnen Gefallen an der Fasnet. Sie feierten als fair gehandelte Bananen kräftig mit und schwangen das Tanzbein.

Narren lösen Feinstaub-Alarm aus

Die Gelbwesten eroberten in Weilimdorf nicht nur den Löwen-Platz. An der Weiberfasnet sollte auch gleich noch das Rathaus fallen. Und das bitte zackzack! So jedenfalls hatten sich das die Hörnleshasa vorgestellt, die sich zwecks Steigerung der Angriffskraft in Gelbwesten gehüllt hatten. Denn was einen französischen Präsidenten fast in die Knie zwingt, das sollte doch bei einer höchstens halb so mächtigen Bezirksvorsteherin eine probate Taktik sein!

„Ausgezicht!“ tönte so ein Sturmplakat, Schulter an Schulter mit „Hasen-Power“, denn „Jetzt ist Hasa-Zeit“! Und da ließ man sich nicht abspeisen mit „Mehr Gras für Hasa“ oder „Hasengerechtem Bauen“. Nein, die Bezirks-Bastille will barrierefrei gestürmt werden! Da hatte die hasige Gelbwesten-Meute allerdings mal wieder nicht mit der Hausherrin gerechnet, denn die nahm mit dem Mundschutz das Visier hoch und den Kampf auf – und putzte die Mümmelmänner mal kräftig runter. Und löste Feinstaub-Alarm aus, weshalb der Platz sofort geräumt werden sollte! Richtig fies, wie sie dabei die Schlappohren mit ihrem Säuseln verhöhnte: „Das ist Stuttgarts gute Luft, Luft, Luft, mit dem süßen Dieselduft, -duft, -duft!“ Klar, wonach das riecht! Nach „Gruft, Gruft, Gruft“.

Goldtaler schmiss sie dann runter, um das Volk zu befrieden, auch Möhren bündelweise. Endgültig mürbegeschossen wurde der Regierungssitz dann doch, und zwar mal wieder durch die Weilemer Strandgranaten, befeuert von einschlägiger Stimmungsmusik zum Mitklatschen. Nun denn, die Chefin räumte tatsächlich samt Mannschaft das Haus. Jedenfalls bis Aschermittwoch. Davor aber gab es auf dem Platz die Fortsetzung des närrischen Spaßes, den unzählige Zuschauer mit Vergnügen mitverfolgen – und sich dann auch bereitwillig einreihten in die Polonaise über den Löwen-Markt, angeführt von Oberhas Volker Blanke und Ulrike Zich, der frisch abgesetzten „Regierungschefin“.