Die Donzdorfer Aktiven machen sich schick für die Hauptprobe – und auch ein wenig für den Mann vom Fernsehen. Foto: Horst Rudel

Bei der Hauptprobe für die Prunksitzungen beginnt auch das Schaulaufen für die Fernsehfasnacht. Welche Lokalmatadore dürfen mit dabei sein, wenn der SWR erstmals live aus dem närrischsten Nest im Landkreis überträgt?

Donzdorf - Ob der Reim des Büttenredners Ferdy Kehrer irgendeinem heimlichen Kalkül entspringt? „Natürlich schalten wir auch gern das Radio ein, von SWR 1 bis SWR 4 gibt’s gute Mucke, und wir sind immer informiert“, dichtet er als Frühpensionär. Doch bei Harald Müller wirken solche Schmeicheleien wenig. Der SWR-Redakteur aus dem Ressort „Treffpunkt“ sitzt bei der Hauptprobe des Donzdorfer Kulturrings in der ersten Reihe, und bei ihm gibt es nur ein Kriterium: „Ich würde gerne lachen.“

Auf das Publikum kommt es an

In den nächsten Tagen muss Müller entscheiden, welche Nummern aus dem Donzdorfer Programm mit dabei sein werden, wenn der SWR am 31. Januar erstmals die Narrensitzung des Landesverbandes Württembergischer Karnevalsvereine (LWK) aus Donzdorf überträgt. Wobei er sich nicht ganz auf seinen eigenen Humor verlassen wird. „Natürlich spreche ich mich mit dem LWK und dem Kulturring ab“, sagt er. Vor allem aber wird er in der nächsten Woche zur Premiere der Prunksitzungen noch einmal nach Donzdorf kommen. „Das Publikum spielt schon eine wesentliche Rolle.“ Denn wenn im Saal gelacht wird, findet es auch der Fernsehzuschauer viel lustiger.

Schon bisher spielten die Donzdorfer Narren bei den LWK-Sitzungen, die zuletzt aus Esslingen übertragen wurden, eine wichtige Rolle. Bis zu einem Drittel des Programms habe man bisweilen beigesteuert, sagt der Kulturring-Präsident Alexander Müller. Dieses Mal soll es nach dem Willen des SWR sogar noch ein bisschen mehr werden. Das sollte gar kein Problem sein. Schließlich schöpft man beim Kulturring aus dem Vollen. „Wir haben ein fünfeinhalbstündiges Programm, alles eigene Kräfte, alles ehrenamtlich“, sagt Alexander Müller.

Das gallische Dorf im Landesverband

Das hört auch der LWK-Präsident Bernd Lipa gern. Von Stuttgart aus verwaltet er ein Verbandsgebiet, das durch närrische Diaspora geprägt ist. Donzdorf ist da so etwas wie das gallische Dorf. Die Karnevalstradition reicht bis ins 19. Jahrhundert. Seit 50 Jahren finden dort Prunksitzungen statt. Stets sind sie ausverkauft. Auch diesmal gingen 2500 Karten weg. „Das ist das gesellschaftliche Ereignis im Kreis“, sagt Alexander Müller – mit Prominenz und in Abendgarderobe.

Kein Wunder, dass der SWR schon vor der Premiere signalisiert hat, an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert zu sein. Unter dem Logo „Das Fasnetsdorf“ will er die Donzdorfer Fernsehfasnacht vermarkten. Die Idee dafür hatten die Donzdorfer selbst. „Die Fasnet bleibt im Dorf“, heißt es auf einem Logo, auf dem die Wahrzeichen Schloss und Sankt-Martins-Kirche unter der Narrenkappe und dem närrischen Donzdorfer „Kohlöffel“ vereint sind. Der Kulturring habe „Das Fasnetsdorf“ bereits als eine geschützte Wortmarke beim Patentamt angemeldet, erklärt der Kulturring-Sprecher Markus Schmid. Dabei besitzt der 11 000-Einwohner-Ort seit 1976 eigentlich die Stadtrechte.

VfB geht immer

Für den Fernsehauftritt müssen die Akteure allerdings doch ein wenig über den Dorfgraben hinaus schauen. So sind Matthias Riegert und Jürgen Nietsche als „Zwillinge“ schon fest gebucht, allerdings werden sie an ihrer Nummer leichte Änderungen vornehmen. „Ein bisschen Donzdorf raus, dafür VfB rein“, erklärt Harald Müller die Strategie. Über die Wasenkicker lacht man ja gerne landesweit.