Frauen nur im Ballett? Vielerorts findet man Frauen inzwischen auch in Führungspositionen. Foto: Andreas Rosar

Vielerorts werden Fasnetsvereine von Männern angeführt – immer öfter findet man aber auch Frauen in der Führungsetage. So sieht die Lage im ehemaligen Kreis Leonberg aus.

Ganz traditionell ist es meistens so: Im Elferrat sitzen die Männer, bei den Tanzmariechen engagieren sich die Frauen, und auch noch in schicken Röcken. Immer häufiger finden sich aber auch Frauen an der Spitze der Karnevals- und Fasnetsvereine. Auch hierzulande: Bei der Ditzinger Gesellschaft Titzo sind die Vorsitzenden zwar männlich, aber immerhin allerhand Frauen im Elferrat. Auch der 1. Karnevalverein Leonberg Gesellschaft Engelberg hat reichlich weibliche Verstärkung im Elferrat. Die Hexen aus Gebersheim und Rutesheim haben Frauen an der Spitze, die Strudelbachhexen aus Flacht immerhin eine weibliche Oberhex.

Am besten ist die bunte Mischung

Eine Chefin gibt es auch in Renningen: Die RSG, die Renninger Schlüsselgesellschaft, wird von Melanie Bader geleitet, die vor dem Abgang des ehemaligen Vorsitzenden Jürgen Heugel bereits mehrere Jahre lang Vizepräsidentin war. Sie ist im Verein, seit sie neun Jahre alt ist, hat mit Tanzsport angefangen. „Ich persönlich habe den Fasching in meinen Anfangsjahren tatsächlich eher mit männlichen Führungsrollen kennengelernt“, berichtet sie, betont aber auch, dass sie in den vergangenen Jahren eine deutliche Veränderung wahrgenommen hat – nicht nur in der RSG, sondern auch in anderen Vereinen. „Da ist der Fasching ein Stück weit eben ein Abbild der generellen Veränderung in unserer Gesellschaft.“

Dabei hat die RSG nicht nur eine weibliche Chefin – das Präsidium besteht fast ausschließlich aus Frauen, sie dominieren außerdem im Elfer- und Jungelferrat. Ob das aber ganz ungewöhnlich für den Karneval ist, kann Bader nicht sagen. „Tatsächlich ist das auch gar nicht mein Zielbild gewesen, weil auch eine reine Frauenführung nicht immer einfach und zielführend ist.“ Am liebsten ist ihr eine bunte Mischung und damit möglichst viele Sichtweisen am Tisch.

Und: Die RSG habe neben den Entscheiderorganen auch eine sehr große Mannschaft. „Ich hoffe sehr, dass meine RSGler immer zu mir kommen und mir ihre Meinung auch sagen“, so Bader. Im Verein sei ihr Geschlecht kein großes Thema, aus der Mannschaft sei noch nie jemand zu ihr gekommen und hätte gesagt: „Mensch, als Mann wärst du mir lieber.“

Zu spüren bekommt die Vorsitzende eventuelle Vorurteile dann eher von außen: „Da merkt man teilweise schon, dass Aussagen weniger belächelt würden, wenn ich ein 50-jähriger Mann wäre.“ Täglich sei das nicht der Fall – aber manchmal eben doch zu spüren.

Über vermeintlich sexistische Traditionen macht sich Bader unterdes wenig Gedanken: „Wir sollten uns beim Karneval oder der Fasnet nicht so voll nehmen“, sagt sie. „Da gibt es Frauen die Männer auf die Schippe nehmen oder Männer als Hexen.“ Schlechte Erfahrungen hat sie noch nicht gemacht, auch aus befreundeten Zünften ist ihr nichts schlechtes zu Ohren gekommen. „Wir sind letztlich ein bisschen wie eine große Familie, nicht nur in Renningen, sondern generell hier im Süden.“

Nur Männer im Weiler Siebenerrat

Traditionell männlich besetzt ist der Siebenerrat der Weil der Städter Narrenzunft. Diskussionen, das zu ändern, wurden in der Vergangenheit vielleicht mal angestoßen – durchgeschlagen hat sich das aber bisher noch nicht, berichtet Narrenchef Frank Gann. Auch eine weibliche Vereinsvorsitzende hat es noch nicht gegeben. Für Gann, der mehrere Jahre Gemeinderatsmitglied war und entsprechend gut vernetzt ist, ist die Führungsfrage aber keine des Geschlechts. „Man muss die Leute kennen und viele Schnittstellen in die Stadt haben.“

Immerhin: Wo es im Siebenerrat keine Frauen gibt, sind in Gruppen wie den Spicklingsweibern und – selbstredend – dem AHA-Ballett keine Männer erlaubt. Auch die Maskengruppen hatten in der Vergangenheit schon weibliche Chefs, etwa die Zigeuner oder die Bären. „Es ist schon schwer genug, jemanden zu finden, der die Verantwortung übernehmen will“, so Gann. So schwer, dass es manchmal schon gar keine Abstimmung mehr bräuchte. In der ganzen Zunft haben die Frauen die knappe Oberhand: 51 Prozent weiblichen und 49 Prozent männlichen Anteil hat der Verein, schätzt Gann.