Ein buntes Bühnenspektakel bieten die Narren beim Hexenball des Liederkranzes Möhringen im Bürgerhaus. Foto: Fatma Tetik

Am Wochenende haben die Narren das Regiment übernommen und die Filder zum Beben gebracht: Die Rohrer Waldhexen in Stuttgart-Vaihingen und der Liederkranz im Bürgerhaus in Stuttgart-Möhringen und die Siebenmühlentalhexen in Leinfelden-Echterdingen.

Filder - Mit Pauken und Trompeten ist am Samstag um Punkt 18.33 Uhr der Startschuss für den 26. Hexenball der Rohrer Waldhexen in der Österfeldhalle gefallen. Schon beim Auftakt ging die Stimmung der bunt kostümierten Fasnetfans steil. Mit ihrem Einmarsch und der ohrenbetäubenden Guggenmusik brachten die Edafetzer aus Ehningen die Halle zum Beben. „Der Hexenball ist ein Sinnbild dafür, dass man gewisse Traditionen bewahren sollte“, sagte ein Sprecher der Guggenmusiker. Fetzig ging es auch im Laufe des Abends weiter.

Zahlreiche befreunde Zünfte und Karnevalsvereine wie die Schwarzen Husaren und die Besenbatscher zeigten ihre neuesten Showtänze auf der Bühne. Der Alleinunterhalter Martin Ziller sorgte zwischen den Auftritten mit Livemusik für Tanzstimmung. In der stilechten Sektbar im Untergeschoss gab es prickelnde Erfrischungsgetränke für das Narrenvolk, im Saal selbst gab es zünftige Speisen. Für Hochstimmung sorgte zudem die Tombola mit hochwertigen Preisen. Zunftmeisterin Monika Münzenmayer freute sich über die vielen Gäste: „Der Hexenball ist immerhin neben dem Waldfest eine unserer Haupteinnahmequellen“, sagte sie.

Große Sause im Bürgerhaus

Buntes Treiben hat am Samstagabend auch beim Hexenball des Möhringer Liederkranzes geherrscht. Unter dem Motto „Born To Be Wild“ hatten die Organisatoren im restlos ausverkauften Bürgerhaus ein fulminantes Bühnenspektakel mit Shows, Sketchen und Tanzeinlagen auf die Beine gestellt. Humorvoll durch das Programm führte in diesem Jahr Tillmann Basien vom Liederkranz. Die Möhringer Hexen, die Husaren-Mädchengarde aus Vaihingen und die Local Vocals heizten dem feierwütigen Publikum ordentlich ein. Die A-capella-Gruppe Men Unplugged nahm nicht nur die politische Lage, sondern auch den VfB und S 21 musikalisch mit spitzer Zunge aufs Korn. Und spätestens mit dem derb-makabren Solo-Auftritt von Oma Beate blieb beim Publikum kein Auge mehr trocken. Die Künstlerin, die bereits zum 13. Mal auf der Hexenball-Bühne steht, wurde am Ende von Jung und Alt mit Standing Ovations verabschiedet.

Das Möhringer Männerballett sorgte im Anschluss überwiegend beim weiblichen Publikum für Kreischalarm und heiße Temperaturen im Saal. Mit einem lasziven Auftritt in glitzernden Hotpants und knappen Tops ließen die Herren zu Lady Gagas „Pokerface“ die wohlgeformten Hüften kreisen. Mit einem großen Finale und Blumen für die vielen ehrenamtlichen Helfer des Liederkranzes endete das Bühnenprogramm und gipfelte anschließend in einer großen Sause auf der Tanzfläche. Verruchte Hexen, blasse Vampire, alternde Rocker, schrille Paradiesvögel, Hippiemädchen und Superhelden tanzten ausgelassen zu Partyhits der Dirty Saints.

Hexen übernehmen in L.-E. die Macht

Widerstand zwecklos: Leinfelden-Echterdingens OB Roland Klenk hat am sich Samstagnachmittag besonders gut vor den Narren und Hexen versteckt. Doch es half nichts. Auch in diesem Jahr musste das Stadtoberhaupt sein geliebtes Rathaus in Leinfelden der Hexenübermacht aus dem Siebenmühlental übergeben. Und dazu haben die Narren kräftig gefeiert. Der Platz vor dem Rathaus ist gut gefüllt: Einzig es streiken die Mikrofone. „Die hat die Stadt gestellt“, ruft die Oberhexe der Siebenmühlentalhexen vom Balkon aus hinunter – und erntet damit kräftigen Applaus und Gelächter. Die Stimmung lassen sich die Feiernden von der Technik aber nicht verderben. Im Gegenteil: Musik dröhnt durch die Lautsprecher und über den Vorplatz. Zu dem Zeitpunkt ist der OB noch Fest im Sattel – und gibt sein Rathaus nicht gleich preis. Doch die Hexen haben einen Plan: Tatkräftig schnappen sie sich eine Leiter und steigen durch ein Fenster im ersten Stock ins Rathaus. Und schließlich tritt Klenk doch mit weißer Fahne und erhobenen Händen aus dem Rathaus. Lange, so dichtet der OB, wird er auf sein Amt nicht verzichten müssen: „Das ist gewiss, vor harter Arbeit habt ihr Schiss.“