Hexen treiben beim großen Waiblinger Faschingsumzug am Samstagnachmittag mitten in der Stadt Schabernack. Foto: Gottfried Stoppel

Gut 2000 verkleidete, maskierte und uniformierte Faschingsfreunde machen am Samstagnachmittag die Waiblinger Innenstadt unsicher. Ganz vorne beim Umzug läuft auch der Oberbürgermeister mit.

Waiblingen - Waiblingen, Samstagnachmittag gegen 14.15 Uhr. Aus allen Richtungen pilgern die Menschen in Richtung Innenstadt. Der König von Waiblingen schätzt, dass rund 5000 Schaulustige zum großen Faschingsumzug kommen. Der König trägt ein feines Gewandt und – ganz klar – eine Krone. Im richtigen Leben heißt der Mann Roland Neukamm. Er ist der Pressesprecher der Waiblinger Karneval Gesellschaft Die Salathengste, die zusammen mit der 1. Waiblinger Faschingsgesellschaft Jahr für Jahr die Mammutveranstaltung am Faschingssamstag auf die Beine stellt.

Der König moderiert, er erzählt über das Mikrofon, dass gut 2000 verkleidete, maskierte und uniformierte Faschingsfreunde aus dem ganzen Land an dem Umzug beteiligt seien. Gegen 14.30 Uhr setzt sich der bunte Lindwurm im Waldmühlenweg in Bewegung. Die Hexen, die Trolle, die Teufel, die Vampire, die Gardemädchen und alle die anderen Karnevalisten marschieren über den Stadtgraben, die Fronackerstraße, die Untere Lindenstraße, die Bahnhofstraße, den Postplatz, die Lange- und die Kurze Straße bis zum Rathaus.

Hexen verschleppen Jugendliche

Unterwegs treiben sie allerorten jede Menge Schabernack, verstrubbeln die Haare, bevorzugt die langen Haare von einigen Damen am Straßenrand. Sie verschleppen Jugendliche und erschrecken Kinder. Ein kleines Mädchen hat richtig schiss und versteckt sich hinter der Mutter. Die Hexe hat Erbarmen, nimmt die Maske vom Kopf und schenkt dem Kind einen Lolli. Der Kleinen huscht ein Lächeln über das Gesicht, sie schnappt sich den Lolli – und verschwindet dann lieber doch wieder hinter dem Rücken der Mama. Sicher ist sicher.

Angeführt wird der Umzug von einer Gestalt, die entfernt an den etwas verrückten Hauptakteur aus dem Film „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ erinnert. Wer ganz genau hinschaut und hinhört, erkennt den verkleideten Mann: Der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky hantiert mit verschiedenen Gefäßen, er verspritzt Wasser und hat ganz offenkundig jede Menge Spaß. Der König von Waiblingen ist höchst erfreut, dass der Stadtchef sich so stark engagiert beim Faschingsumzug. Roland Neukamm sagt mit Blick auf das Teilnehmerfeld: „Wir haben alles.“ Männer und Frauen, die an den rheinischen Karneval in Köln erinnern und solche, die man eher bei der Fasnet im Süden des Landes verorten würde. Ganz besonders freut sich der König von Waiblingen, dass sich in diesem Jahr auch ein paar neue, kleine Vereine an dem Umzug beteiligen.

OB Hesky: „Wasser, Wasser, Wasser – voll Stoff“

Der Umzug wird übrigens von der Waiblinger Narrentage GbR ausgerichtet. Die Salathengste und die Faschingsgesellschaft haben diese Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet. Heuer machen 83 Narrenzünfte und sonstigen Vereine mit, etwa die Neckartal Hexen, die Schwarzen Dämonen Herrenberg, die Heslacher Moschd Hexa und die Spiegelberger Wetzstoi Hexa.

Und alle haben sie ein Motto, das laut gerufen wird. Der OB als Professor zum Beispiel schreit immer wieder „Wasser, Wasser, Wasser – voll Stoff“. Wenn er gute Bekannte am Straßenrand entdeckt, dann erbarmt er sich und schenkt statt immer nur Wasser auch mal Waiblinger Wein aus. Andreas Hesky schiebt einen Wagen mit der Aufschrift „Wir machet aus de gröschte Lompa Energie – 1. Waiblinger Wasserstofffässle.“ Das soll wohl eine Anspielung sein auf die Pläne, demnächst in der Stadt eine Wasserstofftankstelle zu eröffnen.

Im März gibt’s die Einladungen für den Umzug 2021

Der Lindwurm schlängelt sich auch gegen 16 Uhr noch durch die Gassen der Stadt. Später wird dann auf dem Marktplatz gefeiert, mit ohrenbetäubend lauter Guggenmusik und mit Gardetänzen.

Die Kampagne ende am kommenden Dienstag mit dem traditionellen Heringsessen im Schützenhaus in Weinstadt-Beutelsbach, erzählt der König. Danach, sagt er, werde noch ein bisschen Manöverkritik gemacht. Schon im März würden die Einladungen für den großen Waiblinger Faschingsumzug 2021 verschickt. Dann indes habe er vorerst genug vom Karneval. Maximal bis Ostern dauere dieser Gemütszustand an – spätestens danach pfupfere es ihn schon wieder.