Gruselige Masken sind ein Markenzeichen der hiesigen Narren. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die City von Stuttgart ist am Dienstag fest in der Hand der Narren gewesen. Bei schönstem Wetter säumten Tausende die Straßen, durch die der große Faschingsumzug lief.

Stuttgart - Sonnencreme statt Regenschirm – so lautet der Slogan von Frank Pfauth, dem Mann mit dem goldenen Anzug, der vor dem Rathaus in Stuttgart die Zuschauer auf den Faschingsumzug einstimmt. Sonne pur statt Dauerregen wie im vergangenen Jahr lockte die Massen, die sich zwischen den Händen zum Himmel, Sweet Caroline und dem Stern, der über Stuttgart steht, auf die Karnevalisten und Narren aus dem Zug vorbereiten.

Kurz vor 15 Uhr erreicht die Spitze mit dem Jubiläumswagen der Karnevalsgesellschaft Möbelwagen, der sein elf mal elften Geburtstag feiert den Marktplatz. Der Zug war auf neuem Kurs in der Tübinger Straße gestartet und führt über die Eberhardstraße auf den Marktplatz.

Die Kinder freuen sich hier über die ersten Kamellen – 49 weitere Gruppen mit 1500 Teilnehmern folgen noch. Hexen, Fanfarenzüge, Karnevalisten und Vertreter der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet rufen den Stuttgartern ihre Narrenrufe zu – mal A-Ha, dann wieder Narri Narro oder „Mir holet euch“.

Ein Zugfahrzeug darf nicht mitrollen

Fasching ist auch eine emotionale Angelegenheit und so war Thomas Klingenberg, Präsident des organisierenden Karnevalsgesellschaft Möbelwagen erst einmal ein bisschen verschnupft, als die Polizei ein Fahrzeug nicht zugelassen hatte und dafür ein Ersatzauto nach ebenso strengem Check auf die Strecke durfte. „Da ist ja eine Grenzkontrolle einfacher“, sagt Klingenberg in seiner ersten Erregung, weil immer mehr Wagen auf andere Umzüge ausweichen.

Sehen Sie in unserem Video Eindrücke vom Umzug:

Aber Fasching ist ja auch ein Fest, an dem man sich freuen soll. Klingenberg ruderte wieder zurück und zeigte Verständnis für die Polizei. Unterstützung bekam er von Bernd Lipa, dem Präsidenten vom Landesverband Württembergischer Karnevalsvereine, der den Umzug auf der Rathaustreppe verfolgt. „Die Vorschriften und Kontrollen werden immer heftiger“, sagt Lipa, der dieses Thema beim Empfang im Neuen Schloss von Narr zu Politiker auch schon mit Innenminister Thomas Strobl durchgekaut hatte. „Im Sommer setzen wir uns mal zusammen, und schauen was geht“, sagt Lipa.

Hexen sind pfleglich zum Stuttgarter Publikum

Es ist ein buntes Potpourri, dass die Narren auf die Straßen zaubern. Richtig stark vertreten sind inzwischen diverse Hexengruppen, die aber recht pfleglich mit dem Stuttgarter Publikum umgehen. Erstmals am Start ist das Stelzentheater Skaramouch, das ursprünglich aus Brasilien stammt und dem Umzug eine anmutige und exotische Note verleiht mit seinen prachtvollen Kostümen.

Bezaubernd auch die diversen Garden in den Farben lila, rot, grün und blau der Filderer. Nebeneinander eingehakt bilden die 80 Mädchen und jungen Frauen eine beachtliche Kette von rund 100 Meter Länge. Für die schwäbisch-alemannische Fasnet stehen die Rechapitzer der Narrenzunft Althütte. Als Rechaspitzer wurden die armen Leute verspottet, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdienten, Rechen in Handarbeit herzustellen. Die traurigen Tage sind für sie aber längst vorbei – sie tragen ein farbenfrohes Blätzlehäs.