Bunt und laut: der Umzug in Hofen Foto: Torsten Ströbele

Beim Faschingsumzug der Scillamännle sind rund 2500 Hästräger durch die Straßen gezogen.

Hofen - Maria und Friedrich Otto stehen an der Scillawaldstraße in Hofen und jubeln den rund 2500 Hästrägern zu, die sich gerade durch die Gassen des Mühlhäuser Stadtteils schlängeln. Das Ehepaar Otto tut das nicht zum ersten Mal. Wenn die Scillamännle zu ihrem Umzug laden, sind sie dabei – und das schon seit mehr als 20 Jahren.

Die beiden waren schon beim Karneval in Köln und das eine oder andere Mal auch beim Umzug in der Stuttgarter Innenstadt, aber in Hofen hat es ihnen am besten gefallen. „Hier wird traditioneller gefeiert“, sagt Friedrich Otto. „Zudem ist die Atmosphäre in den engen Gassen auch gleich eine ganz andere.“ Mehr als 70 Faschingsvereine ziehen diesmal durch die Straßen.

Scillamännle führen Tradition fort

Der Hofener Faschingsumzug hat seine Wurzeln im Jahr 1925. Örtliche Vereine hatten die Tradition der Straßenfasnet damals ins Leben gerufen. Und die Scillamännle pflegen diese Tradition seit ihrer Gründung vor nunmehr 27 Jahren.

Vor allem legt der Faschingsverein großen Wert auf Elemente aus der schwäbischen und alemannischen Fastnacht. Dabei spielt das Häs eine überaus wichtige Rolle. Anders als beim rheinischen Karneval wird in schwäbisch-alemannischen Gebieten die Verkleidung nicht von Jahr zu Jahr gewechselt. Üblich ist, sie über Generationen hinweg zu vererben.

Die Scillamännle stellen beispielsweise mit ihrem ganzen Häs ein Abbild der Scillablume dar. Das Gewand in den Grundfarben Grün und Braun symbolisiert den Stiel der Blume, die im Hofener Wald sehr häufig zu finden ist. Eine freundlich dreinblickende Maske ist ein zentraler Bestandteil des Hofener Häs. Die Scillamännle sind also keine Schreckensgestalten, die der Vertreibung der Winterdämonen dienen sollen, sondern sie stellen Hästräger dar, die den Frühling und auch die Bodenständigkeit verkörpern sollen.

Das Greadeffele ist die Symbolfigur

Eine wichtige Figur der Hofener Fasnet ist zudem das Greadeffele, was auf Deutsch grünes Pantöffelchen bedeutet. Die Symbolfigur der Scillamännle soll der Sage nach ein hochmütiges Edelfräulein gewesen sein, das wegen Üppigkeit und Lebenslust, aber auch wegen Hartherzigkeit, Verachtung des lieben Brotes und anderer Delikte verwunschen wurde. Sie irrte daraufhin über Felder und Wiesen. Das Gras färbte schließlich ihre Pantoffeln grün.

Zu Beginn jeder Kampagne Anfang Januar wird nun seit 1989 ein junges Hofener Mädchen als Greadeffele in der Burgruine in Hofen erweckt. An Aschermittwoch zieht sie sich wieder bis zur nächsten Fasnet in ihr Verlies zurück.