Die Oberbacchus Kimi I. (links) und ihr Keltermäusle Freddi I. werden am Freitagabend in Fellbach zum neuen Prinzenpaar gekürt. Foto: / Stoppel

Nach zwei Jahren Zwangspause wegen der Pandemie können es die Narren kaum erwarten, dass die Faschingszeit endlich wieder losgeht. Beim Fellbacher Carneval Club (FCC) gibt es bei der Inthronisation des Prinzenpaares eine ordentliche Überraschung.

Eigentlich war sich Sandra Fasolt ziemlich sicher, dass die Überraschung bei allen gut ankommen würde. Aber ein bisschen nervös war die Präsidentin des Fellbacher Carneval Clubs (FCC) dann doch, als es am Freitagabend langsam dunkel wurde und die Inthronisation des neuen, ausschließlich weiblichen Prinzenpaares, damit immer näherrückte. „Faschingsleute sind eigentlich total tolerant. Wir haben in unseren Reihen viele verschiedene Nationalitäten und Religionen. Und ein gleichgeschlechtliches Paar ist ja heutzutage wirklich nichts besonderes mehr. Aber man weiß ja trotzdem nie“, sagt Sandra Fasolt und fügt hinzu, dass sie das Ganze prima findet, sehr stolz ist und sich jeder Diskussion stellt.

Der Paukenschlag kommt gut an beim Publikum

Doch die Präsidentin des FCC hätte sich gar keine Sorgen machen müssen. Der Paukenschlag, der eigentlich gar keiner sein dürfte, aber irgendwie wohl doch einer ist, kam gut an beim Publikum im Rathausinnenhof. Der war an diesem Abend so voll wie fast noch nie bei der Inthronisation eines Prinzenpaares. Viel zu lange hatten die Freunde der „Fünften Jahreszeit“ coronabedingt auf das bunte, ausgelassene Treiben mit Präsidium und Narrenrat, Tanzgarde, Weingeistern und natürlich dem Prinzenpaar verzichten müssen.

Angeheizt von jeder Menge Guggenmusik und von Präsidentin Sandra Fasolt und Gardechefin Heike Härter-Holzwarth – die beide übernahmen gemeinsam gekonnt die Moderation – wurden die Besucher des Abends von einem „Ha – tschi“ zum nächsten immer lauter und begeisterter. Dazu trugen natürlich auch die Auftritte der Tanzgruppen bei. Besonders die Jüngsten im Bunde, die Fellbacher Träuble mit ihren bunten Punkte-Perücken und ein Baby-Weingeist sorgten für Begeisterung. Die Feierlaune, die so lange unterdrückt werden musste, kehrte innerhalb von Minuten zurück. Und als dann das alte Prinzenpaar – Marvin I. und Lena I. – das wegen Corona zwei Jahre statt nur ein Jahr im Amt war, genug von seinen Erlebnissen erzählt hatte, war die Stimmung bereits am Höhepunkt.

Riesenapplaus brandet auf und alle haben eine Gänsehaut

Traditionell wurden die neue Oberbacchus und ihr Keltermäusle jeweils verdeckt in einem Kreis aus Narren aus verschiedenen Richtungen in die Mitte des Rathausinnenhofes geführt. „Als ich dann gesagt habe, das Paar soll freigegeben werden, gab es einfach kein Halten mehr. Ein Riesenapplaus brandete auf, und wir hatten alle eine Gänsehaut“, sagt Sandra Fasolt. Die neue Oberbacchus Kimi sei quasi im Verein groß geworden und habe mit ihrer Partnerin Freddi jemand ganz neues in den Verein gebracht. „Sie hatte bisher nichts mit Fasching zu tun, freut sich aber besonders auf die vielen Orden, die ein Prinzenpaar bekommt“, sagt die Präsidentin.

Genau wie der FCC feierten am Freitag – also am traditionellen Datum 11.11. – viele Vereine im Kreis und in der Region den Start ihrer Kampagne. Weil viele sich dazu aber schon am Vormittag um 11.11 Uhr – beispielsweise auf der Stuttgarter Rathaustreppe – trafen oder die Kampagne nicht mit einer Inthronisation starten, waren in Fellbach gleich mehrere befreundete Faschingsvereine mit dabei. „Manche machen die Inthronisation auch schon ein paar Tage früher. Es gibt da so einen mehr oder weniger geduldeten Spielraum“, erklärt Sandra Fasolt. Pünktlich am Stichtag kürte beispielsweise auch die 1. Waiblinger Faschingsgesellschaft ihre neue Regentin: Alina I. von Ghibellinia. Ihre Inthronisation erfolgte am im Waiblingen Schlosskeller mit buntem Rahmenprogramm und in Kombination mit dem Ordensfest. Auch hier waren Gastgesellschaften am Start und beschenkten Alina I. von Ghibellinia zur Thronbesteigung.

Die Fellbacher Narren fühlen sich reich beschenkt

Auch die Fellbacher fühlten sich zum Start ihrer Kampagne reich beschenkt. „Kimi ist einfach nur glücklich, dass die Neuigkeit so gut aufgenommen wurde und alle hinter ihr stehen, obwohl sie die Tradition gebrochen hat. Da hat man Pipi in den Augen“, sagt Sandra Fasolt. Bei ihr laufen die Bewerbungen der potenziellen Prinzenpaare ein. Dann bespricht man sich im Präsidium und gibt dann meist grünes Licht. „Auch dieses Mal mussten wir nicht lange nachdenken, ob wir die zwei Mädels als Prinzenpaar wollen.“

Fellbacher Carneval Club (FCC)

Gründung
 In Fellbach – bis dahin keine Faschingshochburg – fanden sich vor mittlerweile mehr als vier Jahrzehnten einige Begeisterte zusammen und gründeten am 20. Mai 1981 den Fellbacher Carneval Club (FCC). Ziel war es, in Fellbach die Fasnet und den Karneval aufleben zu lassen. Damals bestand der Verein aus Präsident, Elferrat, Prinzenpaar und sieben Weingeistern.

Schlachtruf
 Zum Narrenverein gehört ein Schlachtruf. Beim FCC ranken sich über die Entstehung einige Legenden. Eine besagt, dass bei einem Treffen ein Mitglied stark erkältet war und ständig niesen musste. Deshalb einigte man sich auf „Ha – tschi“. Aber Achtung: Wer Gesundheit ruft, muss eine Runde zahlen.