Mit dem närrischen Marsch aufs Murrer Rathaus läuten die Carnevalsfreunde die fünfte Jahreszeit ein und setzen Bürgermeister Torsten Bartzsch ab.
Verwandelt in einen niedlichen Schmetterling steht die dreieinhalbjährige Mathilda auf dem Dorfplatz. An der Hand ihres Vaters wartet sie geduldig auf ihre etwas ältere Schwester Luisa, die in Kürze mit den Sternschnuppen, den jüngsten Tänzerinnen bei den Murrer Carnevalsfreunden, auftreten soll. Es herrscht eine freudige Szenerie vor dem Rathaus. Denn für die Narren ist es landesweit ein großer Augenblick: die Karnevalssaison startet wieder. Und so sind natürlich die Tanzgarden der Carnevalsfreunde vollständig zugegen und formieren sich vor dem Rathaus.
Gegenüber den kleinen Sternschnuppen in ihren Katzenkostümen bilden die Roten Sternchen und die Roten Fünkchen – die Garden sind altersmäßig gestaffelt – einen Hingucker mit ihren auffallend attraktiven Kostümen und Hüten. Die ältesten Gardemädchen, die Murrtalfunken, fungieren an diesem Montag als Betreuerinnen. Sichtbar elektrisiert ist bei all dem die Präsidentin Sarah Väth: „Es war viel Vorbereitung, und jetzt müssen wir erst wieder in die närrische Saison hineinwachsen.“
Eine kleine Änderung
Und in diesem Jahr zeigt sich tatsächlich eine kleine Änderung, wie die Präsidentin mit leichter Aufregung in der Stimme mitteilt: „Heute müssen auch wir Fragen beantworten, um den Rathausschlüssel zu bekommen.“ Doch für die kesse Frau aus dem Vereins-Präsidium ist das, so zeigt sich wenig später, gar kein Problem. Väth begrüßt die zahlreich Erschienenen, darunter befreundete Karnevalsgruppen wie etwa die Neckartalhexen, den 1. Fasnetsverein Steinheim, den Murrer Karneval-Verein oder die Bottwartaler Schlehenbeutel und sogar die Jugendfeuerwehr aus Murr.
Dass die Floriansjünger anwesend sind, hat Bedeutung: Elegant wird nämlich deren 25-jähriges Bestehen in den Startschuss der närrischen Saison eingewebt. „Wir haben das Jubiläums-Thema der Jugendfeuerwehr für unseren Jahresorden aufgegriffen“, so Väth, die in die Würdigung den im Sommer verstorbenen Feuerwehr-Kommandanten Marcus Leibbrandt, „der auch Mitglied in unserem Verein war“, mit einbeziehen möchte. Außerdem zeigte sich die Präsidentin erfreut über den Besuch der Kindergartenkinder. Und schließlich war es soweit: begleitet vom lauten Klang einer Sirene wurde der närrische Startschuss gegeben. Und wie immer heißt es danach, auf den Bürgermeister zu warten. Der lässt sich, wie jedes Jahr, nur mit lauten Rufen bitten, bevor er auf dem Balkon des Rathauses erscheint. Doch selbst nach Väths energischem Ruf: „Kommen Sie raus hier, Sie werden als Bürgermeister abgesetzt, ob Sie wollen oder nicht“, trat unter freudigem Gelächter nicht Torsten Bartzsch auf, sondern ein „rosaroter Panther“ – begleitet von der Titelmelodie der 1963 entstandenen Kriminalkomödie.
„Wir sind hier alle etwas verpeilt“
Und der als Neubürger vorgestellte Panther will, wie es im Song heißt, ebenfalls an der Uhr gedreht haben. Ein Verhalten, das Konsequenzen für alle Mitarbeitenden im Rathaus habe, wie der Bürgermeister verkündet, als er vor der jubelnden Besucherschar mit dem symbolischen Schlüssel erscheint. „Wir sind hier alle etwas verpeilt, weil wir keinen Plan haben, welcher Tag und wie spät es ist“, ruft der Schultes den Gästen zu und drehte „einfach mal den Spieß um“. Er ließ Sarah Väth raten, was es mit den Uhren auf sich habe, die die Rathaus-Mitarbeitenden kreativ gestaltet hatten. Sie nämlich gaben Hinweise auf diverse Feste oder Ereignisse im Jahreslauf. Dabei entspann sich ein schlagfertiger Dialog, der auch den Umstehenden viel Freude bereitete, bevor das Rathaus schließlich eingenommen wurde und der Bürgermeister seinerseits im Bürgersaal mit Quizfragen gelöchert wurde.