Normalerweise sind Fasane scheue Tiere. Doch der männliche Ohrfasan hat Vertrauen zu Fasanenmeister Klaus Lorenz gefasst und lässt ihn nah an sich heran. Foto: Eileen Breuer

Der Fasan schenkte dem Stadtteil Fasanenhof seinen Namen. Inzwischen findet er vor Ort in einer Voliere auch wieder eine Heimat.

Fasanenhof - Mit erhobenem Haupt stolziert ein Vogel durch die Voliere am Rande des Wäldchens. Er bauscht seine Federn auf, während er im Gehege seine beiden Hennen argwöhnisch im Auge behält. Sein Gefieder schimmert farbenfroh, zwischen der goldenen Pracht lugen feuerrote Federn hervor. Wer den Goldfasan in seinem Revier beobachtet, dem wird schnell klar, warum die Fasane gerne von Fürsten zu Zeiten des Barocks gehalten wurden. Diese ließen sich die Vögel zum Anschauen und zur Jagd züchten. Doch was haben die Vögel heute in einem Stadtteil der Großstadt Stuttgart zu suchen? „Unser Gedanke dabei war, dass der Namensgeber des Fasanenhofs hier wieder eine Heimat braucht, und wir wollten die Geschichte wieder lebendig werden lassen“, sagt Fasanenmeister Klaus Lorenz. Stadträtin Iris Ripsam war vor mehreren Jahren mit der Idee auf ihn zugekommen. Die Herkunft des Namens Fasanenhof ist nämlich tatsächlich auf die Vögel zurückzuführen.

Herzog Eberhard Ludwig lies die Fasanerie anlegen

Der Erbauer des Schlosses Ludwigsburg, Herzog Eberhard Ludwig, ließ nämlich 1730 in der Nähe des Dorfes Echterdingen eine Fasanerie anlegen. Ein Lustschlösschen und eine Gartenanlage ergänzten diese. Hier konnte sich die höfische Jagdgesellschaft vergnügen und gleichzeitig erfreute sich die Hofküche an den schmackhaften Vögeln: „Die Tiere wurden gehalten, weil sie schön aussehen und auch lecker zu essen sind“, berichtet Klaus Lorenz. Zeitweise sollen knapp 300 Fasane dort umhergeflattert sein. Zum 50-Jahr-Jubiläum des Stadtteils eröffnete wieder eine Voliere im Fasanenhof. Seit zehn Jahren kommen in der Fasanerie nun schon Tiere unter. Ursprünglich umfassten die Gehege 40 Quadratmeter, heute sind es 105.

Damit die Fasane sich in ihrem Zuhause wohlfühlen, muss das Gehege ihren Anforderungen genügen: „Wenn der Fasan gestört wird, steigt er senkrecht in die Luft. Deswegen braucht er keine Höhlen, sondern Nischen“, sagt Lorenz. Die Tiere verkriechen sich zum Beispiel gerne hinter Büschen. Außerdem brauchen sie einen Unterschlupf, unter welchem sie sich bei Regen flüchten. Die Nacht verbringen die Vögel auf einem Holzpfahl. Damit schützen sie sich normalerweise vor Angriffen durch Füchse oder andere Wildtiere.

Fasane sind Feinschmecker

Versorgt werden die Fasane von sechs ehrenamtlichen Helfern des Vereins Fasanerie Fasanenhof. Sie bringen den Tieren regelmäßig Kohlrabi, Melone oder auch Trauben. Jeden Tag erhalten die Tiere zusätzlich Mischfutter. Doch die Fasane sind Feinschmecker: „Die Vögel essen nur das, was ihnen schmeckt: Sie suchen sich die Leckerbissen raus und der Rest sammelt sich.“ Das lockt Nagetiere wie Ratten oder Mäuse an. Deshalb muss der Futtertrog regelmäßig ausgetauscht werden. Die Versorgung der Goldfasane, der Böhmischen Jagdfasane, der Amherstfasane sowie der Ohrfasane kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Die Instandhaltung der Gehege, das Futter und Tierarztkosten finanziert der Verein über die Beiträge der 120 Mitglieder. Fallen höhere Kosten an, springen dem Verein auch Sponsoren zur Seite.

Zehn Tiere kommen in den sechs Käfigen unter. Bald könnten es noch mehr sein, denn zwei Hennen brüten derzeit Eier aus: „Wir erwarten in den nächsten Tagen, wenn es gut läuft, Nachwuchs vom Böhmischen Jagdfasan und dem Ohrfasan“, sagt Lorenz: „Das ist ein Zeichen dafür, dass die Tiere sich wohlfühlen und relativ naturnah leben.“

Beide Hennen haben sich einen Unterschlupf gesucht, in welchem sie sich in Ruhe ihren Eiern widmen können. Damit alles glatt läuft, musste jedoch der Gatte der Ohrfasanenhenne in einen anderen Käfig umgesiedelt werden. Er pickt nämlich gerne die Eier an. Wenn alles gut läuft, dann schlüpfen die Küken in den nächsten paar Tagen und machen mit ihrem Gefieder schon bald den anderen Fasanen wie dem Amherstfasan Konkurrenz. Denn diese verlieren einmal im Jahr ihre Federpracht, sagt Klaus Lorenz: „Dann sieht er aus wie ein gerupftes Huhn.“