Nikolaus Tschenk (hintere Reihe, Zweiter von rechts) hatte die Mitglieder des Bürgervereins in den Landtag eingeladen. Foto: Klein

Mitglieder des Bürgervereins Fasanenhof besuchen den Abgeordneten Nikolaus Tschenk im Landtag.

Fasanenhof/Mitte - Elf Frauen und Männer vom Bürgerverein Fasanenhof haben am Mittwoch die „Spitze des Eisbergs der Landespolitik“ kennengelernt. Dieses Bild hat Agnes Gräsle, die Referentin für den Besucherdienst im Landtag, gebraucht, als sie die Gruppe auf den Besuch im Plenum vorbereitete. Bei einem Eisberg schaue ein kleiner Teil aus dem Wasser hervor. „Im Plenarsaal spielt sich nur ein kleiner Teil ab. Der Rest sind Expertengespräche“, sagte Gräsle.

Die Abgeordneten hätten vorher schon über die Themen diskutiert und sich abgestimmt. Gräsle: „In der Parlamentssitzung zeigen sie der Öffentlichkeit ihre Argumente.“ Die Mitglieder vom Bürgerverein Fasanenhof waren am Mittwoch Teil der Öffentlichkeit. Nikolaus Tschenk, der Landtagsabgeordnete der Grünen für die Stadtbezirke Möhringen und Vaihingen, hatte sie eingeladen, sich ein Bild von der Landtagsarbeit zu machen. Eine Stunde verfolgten sie von den Besucherbänken die Regierungsbefragung.

Dabei wollte der Grünen-Politiker Andreas Schwarz von Verkehrsminister Winfried Hermann wissen, wie die Regierung den Schienengüterverkehr stärken will. „Wir möchten mehr Güterverkehr auf die Schiene bringen und brauchen dafür kombinierte Terminals“, sagte Hermann. Ein Großteil des Güterverkehrs verlaufe über lange Distanzen. Um mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen, müssten Terminals in der Region gebaut werden. Ein Gutachten habe ergeben, dass Plochingen, Eutingen und Reutlingen als Standorte in Frage kämen. „Das muss in den Kommunen diskutiert werden. Wir werden es nicht machen, wenn die es nicht wollen“, sagte Hermann.

Unzureichender Lärmschutz an der Autobahn

Das Thema Verkehr beschäftigt auch die Gäste vom Fasanenhof. „Der Lärmschutz an der Autobahn ist unzureichend“, kritisierte Bürgervereins-Mitglied Johann Kreiter im anschließenden Gespräch mit Tschenk. Agnes Helmle sah das genauso: „Seit die Standspur für den Verkehr freigegeben ist, kann man im 18. Stock nur auf dem Balkon sitzen, wenn man das Hörgerät ausschaltet.“ Tschenk kennt das Problem. „Ihr habt mich auf eurer Seite“, bezog er Stellung. „Es ist ungeheuer schwierig, nachzuweisen, dass ein Schallpegel dauerhaft erreicht wird.“ Der Bund wehre sich aber, den Lärmschutz zu verbessern, wenn der Pegel nicht dauerhaft nachgewiesen werden könne. „Wir sind da dran, können aber nur wenig Hoffnungen machen.“

Bei dem Besuch ging es aber nicht nur um politische Themen, sondern auch um Persönliches. Johann Kreiter wollte wissen, wie Tschenk Mitglied der Grünen wurde. „In den 80er-Jahren habe ich mich stark in der Friedensarbeit engagiert“, erzählte Tschenk. Als diese abebbte, habe er sich weiter einbringen wollen. „Die Grünen waren für mich nahe liegend. Meine Tochter war noch klein, darum war mir der Schutz der Umwelt besonders wichtig.“ Für Tschenk gehört es zur Wahlkreisarbeit, dass er Gruppen in den Landtag einlädt. Petra Leitenberger, die stellvertretende Vorsitzende des Bürgervereins, war zuvor noch nie dort. „Ich fand es interessant, dass die Abgeordneten sich anmelden müssen, wenn sie etwas sagen möchten“, sagte sie.

Für den Fall, dass die Gäste wissen möchten, was die Politiker vor und nach der Regierungsbefragung gesagt haben, hatte Gräsle einen Tipp: „Morgen ist das Video der Sitzung in unserer Mediathek.“