Aufgesexte Krankenschwestern auf dem Fantasy Filmfest: Nurse 3D Foto: Verleih

Das Fantasy-Filmfest in Stuttgart hat aufregendes, eigenwilliges Kino und Stars wie Robert Pattinson und Scarlett Johansson zu bieten.

Sein leerer Blick verrät es: Farmer Eric hat alles verloren, selbst die Hoffnung. Zehn Jahre nach einer verheerenden Wirtschaftskrise, die ganz Australien in eine Starre verfallen ließ, scheint ihn nur noch sein Auto zu interessieren. Und genau das wurde ihm von drei harten Burschen geklaut. Eric jagt die Diebe quer durch das von Anarchie und Angst geprägte Niemandsland. An seiner Seite ist Rey, der Bruder von einem der Diebe. Angeschossen haben sie den Naivling zurückgelassen. Jetzt soll er dem Farmer den Weg zu seinem Auto weisen. Die Reise der beiden Männer wird zum Road-Trip der ganz besonderen Art. Denn erstmals keimt in Eric wieder ein Funke Hoffnung auf.

Die Cinemascope-Bilder von Kamerafrau Natasha Braier entfalten ihre Sogwirkung nur auf der großen Leinwand, und so war das von David Michôd inszenierte Endzeitstimmungsdrama „The Rover“ die perfekte Wahl als Eröffnungsfilm für das 28. Fantasy-Filmfest. Michôds mit meist atonaler Musik unterlegter Film ist dabei gleichzeitig grandioses Schauspielerkino. Neben Guy Pearce als wortkarger Farmer überzeugt (und überrascht!) vor allem Robert Pattinson als der naive Rey. Rätselhaft bleibt, warum der Film hierzulande nicht regulär ins Kino kommt, sondern direkt auf DVD vermarktet wird. Ziemlich rätselhaft gab sich auch ein weiterer Film im Programm: Jonathan Glazers „Under The Skin“, der Scarlett Johansson in einer höchst ungewöhnlichen Rolle zeigt. Als Alien in Menschengestalt lockt sie Männer in ihr Haus. Was dort mit ihnen passiert, überlässt der Film meist der Fantasie des Zuschauers. Der extrem eigenwillig inszenierte und bisweilen improvisiert wirkende Film entlässt die Zuschauer leider mit vielen Fragen aus dem Kinosaal.

Wem das dann doch etwas zu viel Arthaus war, der konnte sich auf die stets willkommene Portion Trash danach freuen. So schickten die Veranstalter passend zu mitternächtlicher Stunde nicht nur einen zum Werwolf mutierenden Polizisten auf Streife („Wolfcop“ von Lowell Dean), sondern mit „Nurse 3 D“ auch eine aufgesexte Krankenschwester. Letztere darf in Douglas Aarniokoskis erotisch aufgeladener Blutorgie augenzwinkernd unter Beweis stellen, dass sie einen mörderischen Job zu bewältigen hat. Dass sie dabei stets Reizwäsche unterm Kittel trägt, hat unser voyeuristisches Auge ja schon immer geahnt.

Das Publikum hat es mit Wohlwollen honoriert. Das Fantasy-Filmfest gastiert noch bis zum 14. September im Stuttgarter Metropol. Die Entdeckungsreise geht weiter.

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