Den Fellbacher Fanclub des AC Milan gibt es seit 20 Jahren – mit vielen treuen Mitgliedern. Das wird groß gefeiert. Gäste aus Mailand bringen dazu eigens die Trophäe der Champions League aus dem Jahr 2003 mit.
Man wechselt den Wohnort, den Beruf oder vielleicht die politische Partei, aber nie den Fußballclub: Dieses ungeschriebene Gesetz in Italien gilt wohl auch in Fellbach. Den hiesigen Fanclub des AC Milan gibt es seit dem Jahr 2004. Der 20. Geburtstag wird am Samstag gefeiert.
Gäste aus Mailand bringen einen Pokal mit, der selten auf Reisen geht. Mit dieser Geste erweise der Mailänder Club den Fellbachern eine „große Ehre“, sagt Francesco Santoro. Er hat den Milan Fanclub ins Leben gerufen. „2003 hat der AC die Champions League gewonnen, im Elfmeterschießen gegen Juventus Turin“, erinnert sich Santoro. Die Anspannung von damals und die große Freude sind unverändert präsent, wenn er davon erzählt. Der legendäre Pokal, sagt Santoro, komme zum ersten Mal nach Deutschland.
Kein anderer italienischer Fußballverein hat so viele Fanclubs weltweit wie der AC Milan. Drei sind in Deutschland. Rund 70 Mitglieder zählt der Milan Club Fellbach (MCF) aktuell, es seien schon mal mehr als 200 gewesen, sagt Santoro. Die Coronapandemie habe Spuren hinterlassen, auch der Ausstieg von Silvio Berlusconi, der mit seiner Holding Fininvest von 1986 bis 2017 die Associazione Calcio Milan, wie der AC ausgeschrieben heißt, als eine Tochtergesellschaft geführt hatte. Die Associazione Calcio Milan wurde übrigens am 16. Dezember 1899 als Mailänder Fußball- und Cricketklub gegründet.
Der Fellbacher Club hat viele Mitglieder, die von Anfang an dabei sind. Sein erstes Vereinslokal war in der Ringstraße 20. Mittlerweile treffen sich die Mitglieder in den Räumen des Centro Italiano in der Schorndorfer Straße. Dort findet auch die Geburtstagsfeier statt, mit Buffet, einer Torte mit dem Vereinsemblem, das zum Jubiläum neu gestaltet wurde, auf Video gebannten Erinnerungen, mit Reden und natürlich vielen Gesprächen. Zu erzählen haben sich die Rossoneri – so nennen sich die Fans weltweit in Anlehnung an die Vereinsfarben Rot und Schwarz – sicher viel.
Mit dem MCF-Mitgliedsausweis ist der Kauf von Tickets einfacher, es gibt für jedes Spiel, auch im Ausland, ein Kontingent für Clubmitglieder. Francesco Santoro versucht, bei jedem Heimspiel in Mailand dabei zu sein. Beim letzten Spiel gegen Venezia gab es vier Tore für Mailand, keines für die Mannschaft aus Venedig. Da schlägt das rot-schwarze Herz höher. Francesco Santoro schwelgt in Erinnerungen, seine Augen glänzen, wenn er an den Trainer Carlo Ancelotti denkt, der in seinen acht Jahren in Mailand viele Titel mit der Mannschaft geholt habe: „Grande, grande.“ Auch bei den Spielern gibt es Idole – etwa Baresi, aber auch die deutschen Spieler Karlheinz Schnellinger und Oliver Bierhoff.
Die Mitglieder des Fellbacher Clubs kommen überwiegend aus der Region. Doch Fußball verbindet über Grenzen hinweg. Veronica Airoldi, bis 2022 Bürgermeisterin von Fellbachs italienischer Partnerstadt Erba, ist auch Mitglied im Fellbacher Milan-Club.
Fußball war ein Türöffner
Für Francesco Santoro war Fußball ein „Türöffner“, als er als Jugendlicher nach Fellbach kam, zunächst selbst gespielt hat und dann viele Jahre Trainer beim SVF war. Er ist ein wandelndes Milan-Lexikon. Wie auf Knopfdruck sagt er Ergebnisse der einzelnen Spiele in den vergangenen Jahren auf, national und international. „Wir sind schon ein bisschen verrückt“, gibt er zu. Immerhin sind es 520 Kilometer von Fellbach nach Mailand an den Eingang des San-Siro-Stadions, wie die Mailänder die Sportstätte nennen.
Francesco Santoro, 61, ist seit seiner Kindheit Milan-Fan. Zum 20-jährigen Bestehen des Clubs haben er und die anderen Mitglieder in ihren Fotoalben gekramt, sie haben für die Feier am Samstag Schals und andere Fanartikel zusammengetragen und damit den großen Raum im Centro Italiano dekoriert. Es wird gesungen, bei einem Quiz werden Fakten abgefragt. Man wird mit Giuseppe Munafó, Präsident der Milan Clubs weltweit, fachsimpeln. Er bringt auch den Pokal mit. Und man wird sicher orakeln, wie das Derby Inter Mailand gegen AC Milan am Sonntag ausgehen wird.