Einmal Prinz oder Prinzessin sein: Im Kinderreich des Ludwigsburger Schlosses ist das alles möglich. Foto: Schloss Ludwigsburg

Einmal Prinzessin sein oder sich wie ein König kleiden: Im Kinderreich des Residenzschlosses Ludwigsburg ist das möglich. Hier erfahren die Kinder, wie der Hofstaat zu Zeiten König Friedrichs gelebt hat.

Ludwigsburg - Einen Kinderraunen geht durch den Raum als Anne Raqueet den Kleiderschrank öffnet und den Blick frei gibt auf edle Prinzessinnenkleider. „Wooow“, tönt es da durch den Raum im Residenzschloss Ludwigsburg. Die fünf Jungs und acht Mädchen des Kindergartens Schleifhäusleweg in Maulbronn sind im Kinderreich, einem Bereich speziell für Kinder, zu Besuch.

„In einem normalen Schloss darf man gar nichts anfassen, weil die Sachen furchtbar alt sind“, sagt Raqueet, die zusammen mit 14 anderen das Kinderreich betreut und an diesem Tag die Kindergruppe durch die zweistündige Veranstaltung führt, „aber wir sind hier im Kinderreich, da darf man das.“ Auf dem Programm stehen heute eine Audienz beim König, ein Festmahl sowie ein Besuch im Schlosstheater.

Einmal eine echte Prinzessin sein

Aber erst einmal müssen die Vorschulkinder eingekleidet werden. „Ich will das rote Kleid“, heißt es. „Ich will das mit den Blumen“, rufen die Mädchen aufgeregt. Ihre beiden Erzieherinnen dürfen dabei ihre Diener spielen und sie anziehen. „Denn ihr seid heute richtige Prinzessinen“, sagt Raqueet. Die Mädchen bekommen neben dem Kleid natürlich auch eine Kette und eine Krone, für die Jungs gibt es ein Rüschenhemd, Weste und Jacke. „Auf die Kniestrümpfe verzichten wir heute mal, weil es so heiß ist“, sagt Raqueet.

Einmal angezogen, kann das Rollenspiel weitergehen: Die Prinzessinen und Prinzen ziehen in Paaren vom Ankleidezimmer in den Thronsaal. Erzieherin Angela Grötzinger ist von der Kammerzofe zum König befördert worden und setzt sich auf den Thron. Bevor die Kinder einzeln zur Audienz beim König vortreten dürfen, über sie mit Raqueet den richtigen Hofknicks: „Wir beugen den Kopf, der linke Fuß geht nach vorne, der rechte Arm auf den Bauch und die linke Hand auf den Rücken“, sagt die Museumsführerin.

So lange der König spricht, wird vorgebeugt

„Und dann verbeugen wir uns. Und solange der König spricht, bleiben wir verbeugt“, geht es weiter. Die Wünsche der Kinder bei der Audienz sind recht bescheiden, ein leckeres Mittagessen, ein Picknick im Grünen oder ein Eis auf dem Rückweg zur Bahn. Der König, alias Erzieherin Grötzinger gewährt sie alle großzügig. „Ich war schon mit mehreren Kindergartengruppen im Schloss und im Blühenden Barock, aber heute sind wir das erste mal im Kinderreich“, sagt Grötzinger. „Ich finde es toll.“ Danach dürfen die Kinder ins Spielzimmer und gemeinsam spielen oder noch ein Foto auf dem Thron machen. Anschließend geht es in den Speisensaal. Und an den festlich gedeckten Tisch. „Wie essen richtige Prinzessinen?“ fragt Raqueet. „Gerade sitzen, nicht anlehnen und nur die Hände kommen auf den Tisch.“

Zum Abschluss besuchen die Kinder das Schlosstheater, ein original getreuen Nachbau des Theaters im Residenzschlosses. Jedes der Kinder darf einmal auf die Bühne, zusammen singen sie „Dornröschen war ein schönes Kind“. Das Kinderreich sei besonders geeignet für Kinder zwischen vier und zehn Jahren, sagt Raqueet. Etwas zwölf Kinder gleichzeitig können teilnehmen.

Kindergeburtstag im Schloss – ein Hit

„Wir haben auch regelmäßig Kindergeburtstage hier“, sagt die Museumsführerin. In den Ferien bietet das Schloss zusätzlich zu den Terminen am Wochenende auch mittwochs Spiele im Kinderreich an. Anschließend könne man auch eine Führung durch das Schloss dazu buchen, so Raqueet. Neben den Veranstaltungen im Kinderreich bietet das Schloss noch weitere Führungen und Attraktionen für Kinder. Das „Abenteuer Schloss“ beispielsweise sei bei Jungs sehr beliebt, sagt Raqueet. „Da toben die Jungs als Jagdpagen verkleidet, mit Pumphose und Degen, durchs Schloss.“ Für besonders Sportliche sei die Führung „Trepp auf, Trepp ab“ zu empfehlen, sagt Raqueet, die das Kinderangebot am Schloss mitentwickelt. Rund tausend Stufen, unter anderem unterm Dach schreiten die Kinder und Erwachsenen dabei ab.

Geheimnisvoll hingegen sei die Führung „Nachts im Schloss“, bei der es bei Dunkelheit nur mit Laternen bewaffent durch das Schloss gehe. „Und wer das Schloss auf eigene Faust mit Kindern besuchen will, kann sich auch unsere Schlossapp herunterladen“, sagt Raqueet – ein ganz neuer Service.