Aus Multi-Center wurde Real wurde Marktkauf und wird jetzt Marktkauf Piston Foto: Eibner/Roger Bürke

Die badische Kaufmannsfamilie übernimmt den größten Supermarkt in der Region und integriert einen Heimtiermarkt, einen Hofladen und ein begehbares Kühlhaus.

Der große Marktkauf auf der Böblinger Hulb bekommt einen neuen Betreiber: Ab dem 4. Juni 2025 übernimmt die Kaufmannsfamilie Piston aus dem Raum Karlsruhe den Betrieb des rund 10 000 Quadratmeter großen Vollsortimenters. Die Lokomotive vor dem Gebäude – ein Wahrzeichen des Markts seit Multimarkt- und Real-Zeiten – bleibt erhalten. Die Pistons sind bislang vor allem in Nordbaden aktiv und betreiben dort unter anderem sechs Supermärkte, zwei Getränkemärkte, mehrere Bio- und Heimtierfachgeschäfte sowie weitere Märkte in Partnerschaft.

 

In Böblingen arbeiten sie künftig mit Geschäftsführer Steffen Tuchscherer und Marktleiter Uwe Hagenlocher zusammen. Die bisherigen 168 Beschäftigten bleiben im Markt tätig. Die Wurzeln des XXL-Supermarkts liegen im Jahr 1978, als er unter dem Namen Multi-Center von der Böblinger Familie Kriegbaum eröffnet wurde. Nachdem diese ihr Handelsimperium an Metro verkauften, firmierte er seit 1998 als Real. Nachdem Real zerschlagen wurde, übernahm Edeka Südwest im Juni 2022 den Markt und flaggte ihn nur innerhalb von zehn Tagen zum Marktkauf um.

Die Firmierung ändert sich nun abermals, wenn auch nur geringfügig: „Der Supermarkt wird künftig unter dem Namen ‚Marktkauf Piston’ firmieren“, teilt ein Edeka-Sprecher mit. Im laufenden Betrieb wird der Markt derzeit schrittweise umgestaltet. „Wir integrieren einen Heimtierfachmarkt auf rund 300 Quadratmetern Verkaufsfläche, ein begehbares Getränkekühlhaus und es wird im Markt einen Hofladen mit lokalen Produkten geben“, zählt Helmut Piston einige der Neuerungen auf. Der Abschluss der Umbauten ist erst für Mitte 2026 vorgesehen.

Frische, Beratung und Zusatzangebote

Laut Angaben der Betreiber bleibt das Sortiment des Markts weiterhin breit gefächert. Rund 65 000 Artikel aus dem Lebensmittel- und Non-Food-Bereich sollen angeboten werden. Dazu gehören neben Markenprodukten auch Bio-Produkte, internationale Spezialitäten sowie Artikel für spezielle Ernährungsformen wie laktose- oder glutenfreie und vegane Lebensmittel.

Der neue Betreiber will laut eigener Aussage besonderen Wert auf Regionalität und Frische legen. Neben einer erweiterten Obst- und Gemüseabteilung sind verschiedene Frischetheken für Fleisch, Wurst, Käse und Fisch vorgesehen. Eine Salat- und Antipasti-Bar sowie eine Sushi-Theke ergänzen das Angebot. Im Eingangsbereich befinden sich ein Backshop und eine Backwarentheke. Im Non-Food-Bereich werden weiterhin unter anderem Haushaltswaren, Schreibwaren, Spielwaren, Heimtextilien und Elektroartikel angeboten.

Der Marktkauf auf der Hulb ist einer der größten überhaupt Foto: Eibner/Roger Bürke

Darüber hinaus plant der Markt Zusatzangebote wie einen Plattenservice für Käse und Wurst, einen Abholservice für Onlinebestellungen, eine Lotto-Annahmestelle sowie einen DHL-Paketshop. Sitzgelegenheiten im Markt sollen für mehr Aufenthaltsqualität sorgen. Der Umbau des Markts beinhaltet außerdem eine Verbesserung der Energieeffizienz. Geplant sind unter anderem eine Photovoltaik-Anlage, LED-Beleuchtung, CO₂-Kälteanlagen mit Wärmerückgewinnung sowie Kühlregale mit Glastüren.

Supermarkt mit wechselvoller Geschichte

Eröffnung
feierte man in der Otto-Lilienthal-Straße am 24. Oktober 1978, als die Böblinger Handelsfamilie Kriegbaum ihren Multi-Center auf knapp 10 000 Quadratmetern eröffnete. Das Konzept der Riesen-Supermärkte schwappte aus den USA nach Deutschland.

Verkauf
Nachdem Kriegbaums Investitionen in den neuen Bundesländern über den Kopf wuchsen, verkauften sie ihr Imperium an die Düsseldorfer Metro-Gruppe, aus Multi-Markt und Multi-Center wurden Real-Märkte.

Filiale auf der Hulb
Der Standort auf der Hulb wurde der größte im Real-Reich mit 12 500 Quadratmetern Fläche und zuletzt 55 Millionen Euro Jahresumsatz – Spitzenwert in Deutschland.

Zerschlagung
Die Metro trennte sich vor drei Jahren von der Real-Sparte, ein Investoren-Konsortium zerschlug die Gruppe. Die Hürden der Kartellwächter für die Übernahme durch Edeka in Böblingen waren allerdings hoch: Marktkauf musste auf 9900 Quadratmeter verkleinern – und dem Konkurrenten Aldi die Fläche des Getränkemarkts überlassen.