Abgeschleppt: In Stuttgart ist die Gefahr, erwischt und am Haken zu landen, deutlich gestiegen. Foto: dpa

In Stuttgart hängen in diesem Jahr 700 Autos mehr am Haken als zuvor. Statt der überlasteten Polizei wird immer mehr die Stadtverwaltung aktiv.

Stuttgart - Die Gefahr für Falschparker, dass ihr Auto abgeschleppt wird, ist in Stuttgart deutlich gestiegen. Waren sonst im Durchschnitt jeweils rund 1500 Abschleppvorgänge angeordnet worden, so rechnet die Stadtverwaltung im Jahr 2017 mit etwa 2200 Fällen – Tendenz steigend. 2018 geht die Zuständigkeit für das Anordnen und den Vollzug des Abschleppens endgültig auf die städtische Verkehrsüberwachung über.

Auch Hinweisen von Bürgern wird nachgegangen

Es ist die dritte und letzte Stufe der Verlagerung, die von der Polizei ausgelöst wurde: weil sie inzwischen mehr Aufgaben im Bereich öffentliche Sicherheit hat und sie zuvor nur noch für Stuttgart eine Ausnahme gemacht habe. Seit Oktober 2016 melden die Politessen Falschparker in vielen sicherheitsempfindlichen Bereichen wie Brandschutzzonen und Einmündungen nicht mehr den Polizeiposten. Sie schalten seither in vielen Fällen das Mobile Beschwerdeteam der Verkehrsüberwachung ein. Seit März 2017 landen beim städtischen Team auch Hinweise von Bürgern, und die Polizei springt tagsüber nur ein, wenn bei der Stadt Not am Mann ist. Von Januar an, und das ist dann die Stufe 3, kümmert sich das Mobile Beschwerdeteam tagsüber auch um die Bereiche mit vorübergehenden Parkverboten bei Veranstaltungen oder Baustellen. Schon mit Stufe 1 hatte das Beschwerdeteam alle Hände voll zu tun. Mit Stufe 2 nahm das noch zu, denn die Mitarbeiter in der Überwachung des ruhenden Verkehrs meldeten ihren Kollegen bei der Stadt mehr schwere Verstöße als früher der Polizei. Außerdem ist das komplette Verfahren bis zum Eintreffen des Abschleppautos jetzt einfacher organisiert. Daher die gestiegene Fallzahl.

Ordnungsbürgermeister beantragt für die Mehrarbeit zusätzliche Stellen

Um die Stadtverwaltung für die Mehrarbeit zu rüsten, hat Ordnungsbürgermeister Martin Schairer 5,4 zusätzliche Stellen und zwei Autos beantragt. Darüber soll der Verwaltungsausschuss diesen Mittwoch befinden. Der Technikausschuss zeigte sich am Dienstag bereits aufgeschlossen. Nur die AfD lehnte ab: Die Drangsalierung der Autofahrer ginge so noch weiter.

Bürgermeister Schairer verwahrte sich dagegen. „Wir schleppen nicht aus Jux und Tollerei ab“, sagte er. Man handle im Interesse der öffentlichen Sicherheit und wäge dabei ab. In sehr vielen Fällen komme es gar nicht zum Abschleppen, sagte Ordnungsamtleiterin Dorothea Koller, denn man ermittle die Kfz-Halter und veranlasse sie, ihr Auto wegzufahren. In 60 von 100 Fällen schleppe man ab, in 40 Fällen nicht.