Besonders 50-Euro-Scheine sind bei Fälschern beliebt – wie auch in Stuttgart Foto: dpa

Vier junge Leute stehen wegen Geldfälschung vor dem Landgericht Stuttgart. Der Jüngste soll 50-Euro-Noten im Internet gekauft haben – für Drogen. Legen alle ein Geständnis ab?

Stuttgart - Drei junge Männer und eine junge Frau stehen wegen Geldfälschung und wegen Drogendelikten vor dem Landgericht Stuttgart. Der Jüngste im Bunde, ein 19-Jähriger aus dem Kreis Reutlingen, soll falsche 50-Euro-Scheine besorgt und an die drei anderen Angeklagten, die in Stuttgart in einer Wohngemeinschaft lebten, verkauft haben. Die Angeklagten und deren Verteidiger haben angekündigt, Geständnisse vor der 2. Jugendstrafkammer abzulegen.

In den Weiten des Internets gibt es nichts, was es nicht gibt – vor allem im sogenannten Darknet. Das ist ein Bereich, in dem Seiten liegen, die von Suchmaschinen nicht gefunden werden. Dort tummeln sich Leute, die anonym bleiben wollen oder müssen, wie beispielsweise Oppositionelle in Diktaturen oder eben Kriminelle. Und dort, sagt der 19-jährige Angeklagte am ersten Prozesstag, habe er die 50-Euro-Blüten gekauft. „Um damit Drogen zu kaufen“, so der junge Bursche, der bis zu seiner Festnahme Auszubildender zum IT-Systemkaufmann war.

Geld für Drogen gebraucht

Im Frühjahr dieses Jahres orderte der Mann von seiner Wohnung im Kreis Reutlingen aus im Darknet rund 150 falsche 50-Euro-Noten zu einem Stückpreis von 10 Euro, um sie für 15 bis 18 Euro pro Blüte weiterzuverkaufen. Er habe Geld für Drogen gebraucht, so der junge Mann. Im Sommer vorigen Jahres war sein bester Freund in Konstanz im Beisein des 19-Jährigen zu Tode gekommen. Er war betrunken auf einen Zug gestiegen und durch einen Stromschlag getötet worden. „Das hat mich aus der Bahn geworfen. Danach habe ich mir drogenmäßig alles mögliche reingepfeffert.“

Um an Drogen zu kommen, nahm er Kontakt mit seinem 21 Jahre alten Mitangeklagten auf. Der wohnte mit einem Kumpel und seiner Verlobten in einer Wohnung in einem Stuttgarter Neckarvorort. Drogen gegen Falschgeld? Kein Problem. „Das hat sich gut angehört mit dem Falschgeld“, so der 21-Jährige. Das sei mal was Neues gewesen.

Der mutmaßliche Dealer aus der Stuttgarter Wohngemeinschaft habe aber erst ein paar Scheine zur Probe haben wollen, so der 19-Jährige. Also lieferte er Scheine in die Wohnung. Der 21-Jährige zahlte damit in einer Bäckerei, auf dem Frühlingsfest und er versuchte, einen falschen Fünfziger bei einer Sparkasse per Einzahlungsautomat auf sein Konto zu transferieren. Der Automat sonderte die Blüte allerdings aus. Seine 21-jährige Verlobte und sein Kumpel sollen von den Falschgeldgeschäften profitiert haben.

Falschgeld im Gefängnis

Am 8. Mai dieses Jahres nahm die Polizei die vier Angeklagten fest. In der Wohnung des mutmaßlichen Drogenhändlers fanden die Ermittler eine größere Menge Marihuana und Ecstasy-Tabletten. Auch der 19-Jährige hatte bei seiner Festnahme 82 Ecstasy-Pillen dabei. Nach seiner Inhaftierung zahlte er 50 Euro auf sein Gefangenenkonto ein. Dummerweise war auch dieser Fünfziger falsch. „Das mit dem falschen Schein im Gefängnis war nicht mit Absicht“, so der 19-Jährige.

In Deutschland haben Banken, Handel und Polizei voriges Jahr rund 63 000 falsche Euro-Banknoten aus dem Verkehr gezogen und damit 63 Prozent mehr als 2013, sagt die Bundesbank. Vor allem falsche Fünfziger sind beliebt. Mit 29 000 Scheinen wurden fast doppelt so viele 50-Euro-Blüten sichergestellt wie 2013. Der Prozess gegen die vier jungen Leute wird fortgesetzt.