Gut gelaunt trotz Regens und reichlich mäßiger Rennergebnisse: Michael Schumacher (re./mit Managerin Sabine Kehm) in Hockenheim Foto: AP

Silberpfeil ist auf den Engländer und nicht auf den Formel-1-Rekordweltmeister zugeschnitten.

Stuttgart - Es geht hoch und runter bei Mercedes, mit der Tendenz nach unten: Platz drei in Silverstone folgte das Debakel von Hockenheim, als beide Silberpfeile überrundet wurden. Nun bekennt Jenson Button, er sei schuld, dass Michael Schumacher nicht zurechtkommt. Am besten baut Mercedes gleich ein neues Auto.

Die Formel 1 ist kein Wunschkonzert, das musste Norbert Haug erst kürzlich schmerzhaft erfahren. Im Vorfeld des Rennens in Hockenheim hatte der Mercedes-Motorsportchef in etwa gesagt: "Wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre es mir lieber, ein gutes Ergebnis in Hockenheim zu erzielen als in Malaysia." Am Sonntag waren die Silberpfeile von Nico Rosberg (Platz 7) und Michael Schumacher (9) dann vor vielen eigenen Fans überrundet worden. Ein Debakel nur 120 Kilometer von der Haustür von Mercedes in Stuttgart entfernt. Dieses düstere Szenario soll sich am Sonntag (14 Uhr/RTL) beim Großen Preis von Ungarn in Budapest auf keinen Fall wiederholen. "Das Layout der Rennstrecke", sagt Haug, "ist sehr gegensätzlich zu jenem von Hockenheim. Eine Woche nach dem Heimrennen wollen wir ein besseres Ergebnis abliefern."

Das wird nicht leicht, denn der Hungaroring wird auch Monaco des Ostens genannt. Das mag vielleicht auch daran liegen, weil dort die Frauen ähnlich attraktiv sind wie in Monte Carlo. Primär allerdings trifft der Vergleich zu, weil in Ungarn nahezu auf der gesamten Strecke ein gefühltes Überholverbot wie in Monaco besteht. Deshalb kommt es aufs Qualifying an, was nicht gerade für Freude bei Mercedes sorgt. "Zuletzt war das Qualifying für uns keine Stärke", sagt Rosberg, "deshalb werden wir hart dafür arbeiten, nun eine bessere Chance im Rennen zu haben." Besonders der Altmeister aus Kerpen hat immer wieder seine liebe Not beim Kampf gegen die Tausendstel. "Wichtig ist, dass wir unser Auto besser verstehen lernen", sagt Schumacher.

Doch eigentlich ist es vergebliche Liebesmüh, sich mit dem widerborstigen Fahrzeug MGP W001 noch anzufreunden. Die Saison ist für Schumacher wie für Rosberg gelaufen, die Chance auf den WM-Titel ist in etwa so groß wie die Chance, dass Mercedes seine Autos 2011 ganz in Rosarot auf die Strecke schickt. Hauptgrund für die gegenseitige Abneigung der Piloten und des Silberpfeils: Das Auto ist weder für Schumacher noch für Rosberg konstruiert - sondern für Jenson Button. "Michael mag ein Auto, das direkt einlenkt", sagte der Weltmeister, "aber der Mercedes untersteuert sehr stark. Das war immer so, weil ich es so haben wollte." Der Brite fuhr 2009 noch für Brawn-GP, als Mercedes das Team überraschend übernahm, wanderte Button noch überraschender zu McLaren ab. Der Platz für Schumi wurde frei, das Auto für 2010 war aber schon weitgehend gebaut. "Man sollte nicht vor nächster Saison über Michael urteilen", meinte Button deshalb, "wenn er mehr Einfluss auf die Entwicklung hatte."

Noch, so betont Haug, werde auch am aktuellen Auto weiterentwickelt, weil "die Erkenntnisse ebenfalls ins neue Modell einfließen können". Doch Mercedes (132 Punkte) dürfte sich 2010 nur noch darauf konzentrieren, den vierten Platz in der Konstrukteurs-WM zu festigen - der Konzern kann es sich aus Imagegründen kaum leisten, noch hinter Renault (96) zurückzufallen. Die Konzentration der Ingenieure, der Piloten und der Teamleitung wird bereits dem Silberpfeil MGP W002 gelten. "Wir müssen uns darauf konzentrieren, das Auto so hinzubekommen, dass wir in Zukunft das erreichen, was wir dieses Jahr nicht schaffen", sagt Schumacher. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen - die Formel 1 ist kein Wunschkonzert.