„Ausser Betrieb“ – wann sich das am Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER) in ändert, steht in den Sternen. Foto: dpa

Zu viele Köche verdarben auch am Hauptstadtflughafen den Brei. In dem Wirrwarr fiel auch ein umstrittener Planer nicht auf. Die nächste Rechnung für das Debakel wird dem Steuerzahler schon bald präsentiert.

Zu viele Köche verdarben auch am Hauptstadtflughafen den Brei. In dem Wirrwarr fiel auch ein umstrittener Planer nicht auf. Die nächste Rechnung für das Debakel wird dem Steuerzahler schon bald präsentiert.

Berlin - Köpenick liegt nur wenige Kilometer Luftlinie von Schönefeld entfernt. Bislang war der Schumacher, der sich 1906 als Hauptmann verkleidete und ins Rathaus von Köpenick eindrang und einen Schatz raubte, der bekannteste Berliner Hochstapler.

Jetzt könnte ihm ein gewisser Alfredo di Mauro den Rang ablaufen. Der Pleiten-, Pech- und Pannenflughafen BER, der vor den Toren der Hauptstadt seit Jahren der Eröffnung harrt, macht es möglich. Zur Erinnerung: Als 2012 vorerst zum letzten Mal einer der vielen Eröffnungstermine des BER kurzfristig abgesagt wurde, wurden dafür Probleme mit der Brandschutzanlage verantwortlich gemacht.

Es ist kaum zu fassen: Jener di Mauro, der für die Planung der Entrauchungsanlage bis zu seinem Rauswurf im Mai verantwortlich war, hat einen Ingenieurtitel nur vorgetäuscht. Tatsächlich ist der Mann lediglich technischer Zeichner. Di Mauro bestätigte am Dienstag, er habe Visitenkarten geführt, die ihn als Ingenieur auswiesen. Di Mauro wörtlich: „Das war ein Fehler.“ Den Vorwurf der Hochstapelei wies er freilich als „völlig absurd“ zurück.

Die von ihm maßgeblich geplante Entrauchungsanlage des supermodernen Terminals mit den kurzen Wegen wird intern auch gern „Monstrum“ genannt. Die Flughafengesellschaft spricht im Zusammenhang mit der Anlage inzwischen offiziell von Fehlplanung. Die fristlose Entlassung di Mauros wurde Anfang Mai mit „schweren Mängeln“ bei der Arbeit begründet. Das Vertrauensverhältnis sei nunmehr völlig zerrüttet, hieß es. Di Mauros Pläne würden nun nicht mehr gebraucht und der Entsorgung zugeführt.

Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn war gestern sichtlich bemüht, die Wogen der Köpenickiade zu glätten. „Herr di Mauro war nur ein Teil“, so Mehdorn im TV. Es gebe bei dem Projekt einen ganzen Strauß von Fehlern. Mehdorn sagte weiter: „Wir können die Eröffnung nicht herbeischwätzen, wir müssen sie herbeiarbeiten.“ Es habe beim Bau der Brandschutzanlage eine „skurrile Arbeitsteilung“ zwischen zahlreichen Firmen gegeben, die nicht ausreichend überwacht wurden. Rauchmelder, Sprinkler, Durchsagen, Rauchabzug und Frischluftzufuhr lagen demnach in unterschiedlichen Händen. Zudem sei nicht alles so gebaut worden, wie es geplant worden war.

Der Präsident der Baukammer Berlin, Jens-Peter Karstedt, wies darauf hin, dass nach geltender Rechtslage di Mauro keinen Ingenieurtitel haben muss, um Pläne entwerfen zu können. „In Deutschland darf jeder alles machen“, kritisierte er und forderte: „Standsicherheit und Brandschutz dürfen nicht Laien überantwortet werden.“ Karstedt betonte aber, di Mauro habe mit Sicherheit keine Bauvorlagenberechtigung gehabt, durfte also seine Pläne nicht bei den Behörden zur Genehmigung vorlegen. Es wird angenommen, dass der BER-Generalplaner seinen Stempel darauf gemacht hat.

Klar ist, dass die Kosten beim BER weiter steigen: Mehdorn sagte, bis zur Eröffnung würden die Kosten auf 5,4 Milliarden Euro ansteigen, das sind 1,1 Milliarden Euro mehr als bislang bewilligt. Bewilligen müssten das Geld der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg. Im Haushaltsausschuss des Bundestags könnten die Mehrkosten schon in der kommenden Woche zur Sprache kommen. Ein neuer Eröffnungstermin ist noch nicht in Sicht.